Streetart trifft Studiokunst: Kunstlehrer verschönert Brücke mit Gemäldetafeln
Ein rumänischer Kunstlehrer ließ Street-Art und Studiokunst im öffentlichen Raum Wirklichkeit werden. Seine Werke können an einer Brücke in der Ortschaft Râmnicu Vâlcea bewundert werden.
Ana-Maria Cononovici, 29.04.2021, 17:30
Es gibt eine Brücke über den Fluss Olănești (einem Nebenfluss des Olt/dt. Alt im Landkreis Vâlcea), die an einer bestimmten Stelle mit Plexiglasplatten ausgekleidet war. Allerdings widerspiegelte sich das Licht in den Paneelen, wodurch optische Täuschungen entstanden und Unfälle in der Gegend verursacht wurden. Sogar Tauben wurden verwirrt und stürzten in sie hinein. Die örtlichen Behörden kamen zur Rettung mit einer großartigen Idee: Sie ließen die Platten lackieren. Das Ergebnis war eine Leistung, die dem Guinness-Buch der Rekorde würdig ist. Adrian Ionuț Luță bemalte alte Gebäude in der Stadt Râmnicu Vâlcea mit Szenen, die das ländliche und städtische Leben der Menschen von einst darstellen. Diese sind derzeit auf den 58 Tafeln zu sehen, die die Straße in der Nähe der Strandpromenade der Gemeinde säumen.
Adrian Ionuț Luță unterrichtet bildende Kunst im Kinderpalast von Râmnicu Vâlcea. Er erzählte uns, wie das Projekt entstanden ist:
Die Stadtverwaltung trat an mich mit der Bitte heran, ein Gemälde zu malen, um die Gegend zu verschönern. Allerdings sollte es auch eine praktische Seite haben — nämlich die Unfälle in der Gegend zu reduzieren und zu verhindern. Und die Tauben sollten auch nicht mehr gegen die Tafeln prallen. Außerdem wollte die Stadtverwaltung dadurch die Geschichte unserer Stadt fördern. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, Bilder von allen Denkmälern in der Stadt darzustellen. Es gibt insgesamt 58 Tafeln, mit einer Fläche von über 300 qm. Jede Tafel ist 2 m hoch und 4 m breit. Dies ist das einzige Ölgemälde auf Plexiglas. Bisher hat noch niemand versucht, auf solchen Tafeln zu malen, weil die Gefahr der Abblätterung und des schnellen Verfalls besteht. Ich verwendete aber sehr haltbare Farben, die 50 Jahre lang halten.“
Überzeugt von der Dauerhaftigkeit des Werkes, wählte Adrian Ionuț Luță als Thema historische Gebäude und Denkmäler, die sich nicht mehr in der Stadt befinden:
In kurzer Zeit wird dieses Werk anerkannt werden; eigentlich sollte es schon vor anderthalb Jahren sein, aber die Pandemie hat das unmöglich gemacht. Es gibt Denkmäler wie das Anton-Pann-Haus, ein städtebauliches Denkmal aus dem 18. Jahrhundert, ein Bezirksmuseum, das die Gedenkausstellung für Anton Pann beherbergt, einen in Bulgarien geborenen Schriftsteller, der 1854 in Bukarest starb. Wir haben auch die Statue des Herrschers Mircea des Älteren auf dem Stadtplatz, ein sehr altes Theater, das nicht mehr existiert, das alte Postgebäude, das Rathaus und die Statue von Alexandru Lahovari. Da ich im Kinderpalast Kunst unterrichte, war ich gegen Mittag mit dem Unterricht fertig. Ich malte die Tafeln am Nachmittag, bis gegen 22 oder 23 Uhr abends. Ich malte sogar in der bitteren Kälte, manchmal bei bis zu minus 10 Grad Celsius. Ich hatte Handschuhe an und dicke Kleidung, aber ich tat es aus Leidenschaft. Auch meine Schüler aus dem Kinderpalast halfen mit. Ich hatte eine Deadline für das Projekt, die ich auch einhalten musste. Ich habe die Deadline eingehalten, auch wenn das Wetter schlecht war, aber ich habe mein Bestes gegeben, um sie einzuhalten.“
Die Anwohner, die die Carol-Brücke nutzen, freuen sich über die Veränderung und halten sie für eine gute Idee. Das bestätigte auch der Künstler selbst:
Die meisten Menschen in der Stadt sind mit den verschönerten Tafeln zufrieden. Das Kunstwerk ist einzigartig auf der Welt. Ich habe versucht, ein Freilichtmuseum zu schaffen. Ich habe beim Malen Botschaften auf den Tafeln eingefügt, ich habe jeder von ihnen einen Namen gegeben und die Orte genannt, an denen die Denkmäler stehen oder einst standen. Diese Tafeln haben auch phosphoreszierende Farben, so dass sie nachts hervorstechen und etwas Licht in die Gegend bringen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich dieses Projekt geliebt habe. Ich habe viel Herzblut hineingesteckt, weil ich liebe, was ich tue. Ich habe versucht, eine Art Symbiose zwischen Street Art und Studiokunst zu erreichen. Street Art verwendet Graffiti, im Atelier arbeitet man mit Ölfarben. Ich habe Ölfarben mit Street Art kombiniert und ein Freilichtmuseum mit einem Bildungsthema entstehen lassen.“
Adrian Ionuț Luță erzählte uns, dass er jeden Tag auf der Brücke spazieren geht, um die Gemälde zu begutachten und eventuelle Schäden zu reparieren. Seine Gemälde sind manchmal zerkratzt oder teilweise mit Graffiti bedeckt — das kommt ab und zu mal vor. Der Künstler wartet sehnsüchtig darauf, dass dieses Projekt in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wird.
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