Focus – der Filmworkshop für Jugendliche
Mit einem Kurzfilm-Workshop für Kinder und Jugendliche in ländlichen Gemeinden möchte ein Verein den Zugang der Zielgruppe zum Online-Unterricht erleichtern.
Ana-Maria Cononovici, 21.01.2021, 17:30
Viele rumänische ländliche Gemeinden standen in letzter Zeit im Fokus von NGOs, die versuchten, den Kindern den Zugang zu Bildung zu erleichtern. So wurden Lehrer in Gebiete geschickt, wo sie am meisten gebraucht wurden. Dies brachte das Team von Verein PATRUPETREI auf die Idee, im Rahmen eines Projekts namens FOCUS eine Reihe von Kurzfilm-Workshops für die Kinder im Landkreis Călăraşi abzuhalten. Andrei Dudea, der Leiter des PATRUPETREI-Teams, hat uns mehr Einzelheiten dazu verraten:
Das FOCUS-Projekt besteht eigentlich aus mehreren Dokumentarfilm-Workshops für Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren. Wir halten Theorie-Workshops ab, weil wir ihren kritischen Geist entwickeln wollen. Das heißt, wir setzen uns zusammen und schauen uns Filme oder andere Medienprodukte an, die Kinder normalerweise mögen, wie zum Beispiel Musikvideos. Kinder mögen besonders Vlogging und Mainstream-Musik. Wenn wir uns Dokumentarfilme ansehen, versuchen wir, sie zu analysieren, diskutieren die Hauptrollen, das angesprochene Thema und die Art und Weise, wie der Film gemacht wurde. Wir sprechen über die Figuren und Darsteller allgemein und gehen nicht auf technische Details ein, da die meisten Kinder, die an diesen Workshops teilnehmen, 11 oder 12 Jahre alt sind. Wir versuchen, ihnen zu zeigen, dass der Schnitt und die Musik einen großen Einfluss auf ein Medienprodukt haben. Wir versuchen, ihnen das verständlich zu machen, denn ein wichtiger Teil dieses Projekts ist es, ihren kritischen Geist zu entwickeln.“
Nach dem theoretischen Ansatz folgt der praktische Teil. Andrei Dudea:
Wir halten einige praktische Workshops ab, das heißt, wir gehen mit der Kamera zu ihnen und bringen ihnen bei, zu filmen, ein Thema für ihr Projekt zu wählen. Die häufigsten Themen drehen sich zum Beispiel um Fußball. Alle Jungen wollten in den Gemeinden, die wir besucht haben, Filme über Fußball machen. Nachdem wir ihnen geholfen haben, ein Thema auszuwählen, bringen wir ihnen bei, wie man mit einer Kamera arbeitet und lassen sie die Kameras mit nach Hause nehmen und selbstständig arbeiten. Sie arbeiten also zuerst mit dem Mentor zusammen, um die Grundlagen zu lernen, und versuchen sich dann alleine oder in kleinen Teams. Das ist wichtig, denn das hilft ihnen auch, verantwortungsbewusster zu werden.“
Laut Andrei Dudea geht es vor allem darum, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken:
Unser Hauptinteresse ist, dass sie etwas über Verantwortung lernen. In diesem Fall lernen die Teilnehmer des Workshops, wie man ein Projekt aufbaut und wie man es durchführt. Ich glaube, es ist wichtig, dass das Projekt abgeschlossen wird, egal wie interessant oder uninteressant es ist. Wir arbeiten auch daran, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Wir haben bisher drei Workshops abgehalten und der vierte folgt. Wir haben zwei sehr talentierte Kinder unter denjenigen gefunden, mit denen wir gearbeitet haben.“
Die zweite Auflage des FOCUS-Filmworkshops für Jugendliche fand während der Pandemie statt, was einige Änderungen im Ablauf des Projekts zur Folge hatte, da ein Teil des Projekts online abgehalten wurde. Zu diesem Thema wurde ein Mini-Dokumentarfilm gedreht, in dem es darum ging, wie die Jugendlichen mit den Veränderungen um sie herum umgingen und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert wurden, als die Schulen geschlossen wurden und sie mit dem Online-Unterricht begannen. Mit der Unterstützung ihrer Mentoren, Andrei Dudea und Ruxandra Gubernat, lernten die Kinder, ihre eigene Geschichte mit Hilfe des Films zu erzählen. Laut Andrei Dudea wissen Kinder mehr über Filme, als wir erwarten würden:
Kinder sind heute viel mehr den Medien ausgesetzt, sie haben Handys, sie machen Videos, gehen auf TikTok, Instagram und sie wissen, wie sie ihre Ideen ausdrücken können.“
Aus den Kurzfilmen der Kinder entstand ein Dokumentarfilm, der auch Einblicke in das ländliche Leben während der Pandemie und die Reaktion der Dorfbewohner auf den Lockdown zeigt. Das Projekt wird dieses Jahr in einer Roma-Gemeinde in Călăraşi fortgesetzt.