Virtueller Reiseführer: der Bărăgan in 3D
Heute stellen wir Ihnen ein virtuelles Projekt für die Besichtigung der Dobrudscha-Region – Bărăgan – vor.
Ana Nedelea, 24.12.2020, 17:30
Ein neues virtuelles Projekt wurde im November in Rumänien gestartet: der erste Reiseführer, der ausschließlich dem Bărăgan gewidmet ist, einer Region im südöstlichen Teil des Landes. Der Führer heißt Itinerama – Explorer in Bărăgan und bietet Besuchern eine umfassende Liste von materiellen und immateriellen Kulturerbstätten aus der Region. Die Plattform enthält auch den ersten Audioguide der Region, das erste 3D-Museum von Bărăgan und spezielle Abschnitte, die dem Musikdirigenten Ionel Perlea und dem Bildhauer Nică Petre gewidmet sind, die aus dieser Gegend stammen. Cristian Curuș, der Leiter des Projekts, sagte, dass in der ersten Phase 100 verschiedene Orte mit touristischem Potenzial identifiziert wurden:
Einige dieser Orte werden bereits als Touristenattraktionen genutzt, wie zum Beispiel die Museen und die archäologischen Stätten, die für eine sehr geringe Eintrittsgebühr besucht werden können. Es gibt aber auch viele andere Orte, die nicht auf der touristischen Landkarte stehen. Einige dieser Orte gelten als Kulturerbe und stehen auf der Liste der geschützten Denkmäler, sind aber für Besucher nicht zugänglich, wie z.B. Herrenhäuser, Kirchen und sogar archäologische Stätten, zu denen die Besucher keinen Zutritt haben. Zum Beispiel hatten Touristen in den letzten zwei Jahren keinen Zugang zu der Stätte in Popina Bordușani, im Landkreis Ialomița, aber dank dieses Projekts versuchen wir, zusammen mit dem Museum des Landkreises Ialomița eine Reihe von Führungen für Besucher zu organisieren. Der Bărăgan-Reiseführer schlägt vier Routen vor: die obere Bărăgan-Region, mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in den Kreisen Călărași und Ialomița; der Bărăgan von Süden nach Norden, mit einer Reihe von potentiellen Sehenswürdigkeiten entlang der Donau auf der Strecke zwischen Călărași und Brăila, eine Besichtigung von Herrenhäusern und eine Besichtigung der Kirchen. Die Besucher können diese Ausflüge selbständig organisieren. Die Website des Projekts, itinerama.ro, wird interaktive Karten zur Verfügung stellen, die die Entfernung in km zwischen den verschiedenen Orten, die Zeit, die man braucht, um dorthin zu gelangen, usw. zeigen, so dass Touristen ihre eigene Reiseroute erstellen können.“
Adriana Lucaciu ist eine der Fotografen, die an dem Projekt zur Erstellung eines Online-Touristenführers für den Bărăgan mitgearbeitet haben. Sie erzählte uns, wie die Erfahrung für sie war:
Wir haben viele Herrenhäuser fotografiert, die leider verlassen sind und sich aus Sicht des Denkmalschutzes in keinem guten Zustand befinden. Wir haben auch Fotos vom Schutzgebiet Popina Bordușani gemacht, das sehr wenig bekannt ist, obwohl es ein wunderschöner Ort ist. Wir machten auch Fotos von vielen Kreuzen am Straßenrand. Viele stammen aus der Zeit um das Jahr 1800 herum. Einige stehen dort, wo man sie am wenigsten erwartet, nämlich mitten in den Feldern. Sie sind mit allen möglichen geschnitzten Symbolen verziert. Die Besucher des Landwirtschaftsmuseums in Slobozia können mehr darüber erfahren.“
Adriana Lucaciu erzählt uns nun mehr über das Landwirtschaftsmuseum in Slobozia, von dem sie sagt, dass es ein sehr schöner Ort für einen Besuch sei:
Das Landwirtschaftsmuseum in Slobozia ist sehr angenehm gestaltet. Es beherbergt einige Räume, in denen mehrere Werkstätten — so wie sie früher mal waren — eingerichtet wurden. Die Besucher können den Korridor entlang gehen und auf beiden Seiten Räume sehen, die verschiedene Werkstätten nachbilden, eine Eisenschmiede oder eine Bäckerei sowie ein altes Schulzimmer mit Holzbänken und alten Handbüchern und eine alte Küche. Das Museum hat auch eine Sammlung von Steinkreuzen aus dem Dorf Poiana, die nach der Auflösung des örtlichen Friedhofs herübergebracht wurden. Die Kreuze stammen aus dem frühen 19. Jh. Es gibt Erklärungen für die Besucher mit Übersetzungen der Inschriften und der Interpretation der Symbole.“
Die Fotografin Adriana Lucaciu sagt, dass es in der Region ganz viele ungewöhnliche Orte gebe:
Als wir uns eine Liste von Kulturerbstätten ansahen, stießen wir auf einen Hinweis auf einen sogenannten verfluchten Friedhof in Lehliu. Also begannen wir, danach zu suchen. Leider wurde kein genauer Ort genannt. Als wir in Lehliu ankamen, begannen wir, die Einheimischen nach dem Friedhof zu fragen, aber alles, was wir als Antwort bekamen, waren komische Blicke. Schließlich trafen wir einen jungen Mann, der sich daran erinnerte, dass es im Dorf einen verlassenen Friedhof gab. Er wusste aber nicht genau, wo er sich befand, sondern konnte uns nur die Richtung andeuten. Wir liefen diese Straße auf und ab und dann kam ein netter alter Mann aus seinem Haus. Wir fragten ihn nach dem Friedhof. Er sagte, er sei verlassen worden, bevor er geboren wurde. Er zeigte auf einige Bäume in der Ferne und sagte, wenn wir an diesen Bäumen vorbeigingen und uns in die dahinter liegende Einöde wagen würden, würden wir die Kreuze sicher finden. Genau das geschah, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie wir uns fühlten, als wir die Steinkreuze sahen — einige noch stehend, andere zu Boden gefallen und von der Vegetation am Flussufer überwuchert.“
Itinerama — Explorer in Bărăgan, das Projekt zur Kartierung der touristischen Attraktionen in dieser südostrumänischen Region, wird mit Unterstützung der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds, des Nationalen Instituts für Kulturerbe und der Museen in der Region Bărăgan durchgeführt.