Brand Trainers: Virtuelles Café bietet Künstlern Austauschplattform
Die Menschen sind soziale Wesen, also suchen sie stets nach Lösungen, um mit ihren Mitmenschen in Verbindung zu bleiben. Das virtuelle Café erschien in Zeiten der Isolation als logische Alternative zu den klassischen Begegnungsräumen.
Ana-Maria Cononovici, 16.07.2020, 17:30
Vermissen Sie vielleicht die Begegnungen mit Ihren Freunden? Die spannenden Gespräche, die Witze, die gute Laune? Dann sollten Sie wissen, Sie sind nicht allein. Künstler sind wohl bekannt für ihre freie Natur, sie fühlen sich unwohl in der Isolation. Schon seit Beginn der räumlichen Distanzierung wurde demnach eine Variante der Online-Sozialisierung vorgeschlagen: das virtuelle Café. Roxana Donaldson ist Schriftstellerin und bildende Künstlerin. Sie erzählt, wie sie die Isolation empfindet:
Es ist ein schwieriger Zeitpunkt, ein Augenblick der höchst möglichen Isolation. Der reale Raum ist sehr stark geschrumpft. Allerdings hat sich der virtuelle Raum mit schwindelerregender Geschwindigkeit gedehnt. Und er bietet die Möglichkeit, ein bisschen von dem, was wir früher hatten, weiter zu bewahren. Zusammen mit meinen Freunden vom virtuellen Café überlegten wir, wie wir diesen ausgedehnten virtuellen Raum ausfüllen könnten. Wir wollten nämlich weiter kommunizieren können. Und wenn das über den normal Weg nicht mehr möglich ist, dann eben online. Wir dachten an einem Café, denn wir sind soziale Wesen par excellence. Ein Café ist der richtige Ort für einen Gedankenaustausch. Es besteht sowieso eine langwierige Tradition des künstlerischen Kaffeehauses, des Gedankenaustausches, der intellektuellen Kommunikation. Eben diese Tradition versuchen wir in der Online-Welt wiederzubeleben.“
Das Café kann von allen Interessenten besucht werden — sagte uns Roxana Donaldson:
Die Gäste des Kaffeehauses kommen aus verschiedenen Bereichen: bildende Kunst, Literatur, Business, Freelancing, Marketing und Kommunikation. Das Café wird von sehr unterschiedlichen Menschen besucht. Alle werden allerdings vom gleichen Wunsch getrieben — sie möchten sich einerseits unterhalten und andererseits ihre Welt aufrechterhalten. Bei jedem Treffen sprechen die Teilnehmer über ihre Leidenschaften. Die jeweiligen Gäste schlagen Diskussionsthemen vor, sie laden Gäste ein, werfen Fragen auf. Unsere Kaffeehäuser sind offen für alle, die sich an unsere Gespräche beteiligen möchten. Die Teilnahme ist kostenlos. Es besteht auch die Möglichkeit, Live-Übertragungen auf Facebook zu verfolgen. Die Teilnehmer können sich über die sozialen Medien anmelden, sie können zuhören, Fragen stellen. Wir haben die Möglichkeit, uns zu unterhalten, ein bisschen frische Luft einzuatmen.“
Roxana erwähnte auch die ersten Erfahrungen mit dem Café:
Beim ersten Treffen erwähnten wir kurz die Grenzen der digitalen Welt. Wir unterhielten uns über den Online-Unterricht, über die Heimarbeit. Denn das waren die ersten Herausforderungen der Corona-Isolation. Daher tauschten wir uns im Rahmen der ersten Treffen über diese Themen aus. Wir wissen, die Online-Kommunikation ist eine Notlösung, sie ist imperfekt, doch sie ermöglicht uns, unser Leben fortzusetzen. Wir erkannten aber klar und deutlich die Grenzen des Online-Lebens. Uns war klar, dass wir schon vieles digital erledigen können, doch alles ist verschieden von dem, was in Wirklichkeit passiert. Um für eine längere Zeit digital fortzufahren, müssen bessere Nutzungsmöglichkeiten des digitalen Raums gefunden werden. Solange wir den digitalen Raum lediglich als Notlösung betrachten, wird er sein Potenzial kaum ausschöpfen können. Positiv ist, wir erkannten, dass es auch so geht.“
Die Übertragung unseres Lebens im Online-Medium überraschte uns alle. Allerdings nahmen die Menschen die Möglichkeit virtueller Treffen im Internet-Kaffeehaus freudig entgegen, sagt Roxana Donaldson.
Ja, es machte uns Spaß. An einem Treffen beteiligte sich der Schauspieler Axel Moustache. Er ist Schauspieler des Nationaltheaters und leitet nebenbei eine Improvisationstruppe. Er erzählte uns, wie ein Schauspieler die Isolation empfindet, was es für ihn bedeute, nicht mehr spielen zu können. Wir versuchten auch eine Online-Improvisation. Es war eine interessante Übung. Wir hatten die Möglichkeit, in seine Haut zu schlüpfen. Wenn wir eine Krisensituation erleben, denken wir in der Regel nur daran, wie uns die Krise selbst betrifft. Es ist immer gut, wenn man die Möglichkeit bekommt, die Dinge auch von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. So erkennt man den Ausmaß der Krise innerhalb der Gesellschaft.“
Ein weiteres angesprochenes Thema war Perfect strangers — isoliert zwischen Wirklichkeit und digitaler Welt“. Angeschlossen an virtuellen Synapsen, versuchen die Menschen dieser Notlage standzuhalten. Es war ein Gespräch über Kunst, Projekte, Fotografie, Andenken im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Zu Gast war damals Cristina Irian, die Vorsitzende des Omnia Photo“-Vereins. Sie erzählte uns Folgendes:
Meine Aufgabe als Gast im virtuellen Café war, über die Tätigkeit unseres Vereins zu erzählen. Der Name unseres Vereins stammt von der Bezeichnung zweier Fotostudios, die in der Zwischenkriegszeit in Betrieb waren. Dorin Delureanu, ein Kollege von mir in Craiova, und ich haben gleichzeitig Fotos aus den 1930er–40er Jahren gefunden. Er stieß auf Photo Omnia Craiova, ich auf Photo Omnia Bukarest. Und wir fingen an, uns Fragen über diese weniger bekannten Fotostudios zu stellen. So kamen wir auf den Gedanken, unseren Verein zu gründen. Aufgabe des Vereins ist, Fotoarchive und Fotosammlungen sowie einzelne Privatfotos ausfindig zu machen. Vor allem weniger bekannte Fotografien.“
Das virtuelle Kaffeehaus erwartet seine Gäste einmal die Woche. Die Teilnehmer wollen allerdings auch nach dem Ende der Quarantäne in Verbindung bleiben. Also bleibt uns nichts übrig, als Sie einzuladen, der Initiative beizutreten. Dafür brauchen Sie nur die Internetseite des virtuellen Cafés Brand Trainers anzuklicken.