Rumänisches Software-Unternehmen führend im Bereich der Automatisierung
Im März 2018 erhielt ein rumänisches Software-Unternehmen eine Finanzierung von mehr als 150 Millionen US-Dollar. Mit einem Marktwert von über einer Milliarde USD wurde es zum ersten sogenannten Einhorn-Startup in Rumänien.
Ana-Maria Cononovici, 02.05.2019, 17:30
Ein rumänisches Software-Unternehmen wurde zum ersten Einhorn-Startup in Rumänien. Doch was bedeutet das? Ein Einhorn im Finanzsektor bezeichnet ein Startup-Unternehmen mit einem Marktwert von mehr als einer Milliarde USD — und das vor einem Börsengang. Konkret handelt es sich um UiPath, ein Unternehmen, das Ende 2005 in Bukarest gegründet wurde. Mittlerweile öffnete das Unternehmen mehrere Filialen, unter anderem in Rumänien, Indien, Großbritannien und den USA.
UiPath richtet sich nach dem Motto Automation First“ und fördert demnach das Konzept Einen Roboter für jeden Menschen“. Das Unternehmen lancierte vor kurzem in Bukarest das Labor Immersion Lab“. Das Labor ermöglicht den Kunden und Partnern rumänischer Startups, automatisierte Verwaltungsabläufe zu testen. Sie haben die Möglichkeit, RPA-Lösungen, das englische Kürzel steht für Robotic Process Automation“, also robotergestützte Automationslösungen zu testen und können die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz kennenlernen. Im Labor können verschiedene automatisierte Abläufe demonstrativ simuliert werden.
Răzvan Atim ist der für Südosteuropa zuständige Vertriebsleiter. Er erzählte uns über die Anfänge des Geschäfts:
Immersion Lab stellt eine neue Perspektive dar. Es ist eine Widerspiegelung der Zukunft. Daniel Dines spielt dabei die Hauptrolle. Er ist Software-Ingenieur und hat 5 Jahre bei Microsoft gearbeitet. 2004 kehrte er nach Rumänien zurück und gründete dieses Geschäft. Ursprünglich boten wir anderen Programmierern eine Buchhandlung an, zur Automatisierung von Business-Abläufen. Unser Technologie war robust, daher griffen Kunden wie Microsoft, IBM, Fuji, Panasonic auf unsere Dienstleitungen zurück. Lustig ist, dass sogar einer unserer derzeitigen Hauptwettbewerber ursprünglich unser Kunde war. Zu der Zeit waren wir das einzige Unternehmen, das so eine Dienstleistung anbot. 2008–2011 verkauften wir unseren Kunden die Automatisierung-Buchhandlung.“
Der Aufgabenbereich des Unternehmens nahm Gestalt mit der Zeit, so Răzvan Atim, der Vertriebsleiter für Südosteuropa:
Wir waren immer zukunftsorientiert und wollten einen idealen Arbeitsplatz schaffen. Einen Arbeitsplatz, an dem sich die Menschen wohl fühlen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Im Grunde ist es eine Arbeit, wo sie das tun konnten, was sie am besten wussten. 2012 starteten wir das erste größere Projekt, mit einem Berater aus Indien. Es ging um ein Projekt zur Automatisierung von 100 Rechnern. Es war ein Erfolg. Deshalb wollten wir mehr machen. 2015 kam der günstige Zeitpunkt, denn die robotergestützten Automationslösungen waren immer gefragter. Die Roboterautomatisierung wurde immer sichtlicher auf dem Markt. Wir hatten schon die Automationslösung, also brauchten wir nur noch eine Schnittstelle anzubieten. Die Schnittstelle verwendete Microsoft-Technologie. Wir wollten den Geschäftsleuten helfen, selbst solche kleine virtuelle Roboter zu entwickeln. Im Grunde halfen wir ihnen, ihre sich wiederholenden Geschäftsabläufe zu automatisieren.“
Doch wie funktioniert genau die Automatisierung?
Immersion Lab ist eigentlich ein Labor, in dem innovativ vorgegangen wird. Automatisierung bedeutet derzeit nicht mehr und nicht weniger als ein paar bekannte Abläufe. Man kennt die genauen Abschnitte des Ablaufs, klare, genaue Regeln müssen beachtet werden. Die Schritte sind nacheinander folgend, sie wiederholen sich immer wieder. Es ist ein sich wiederholender Ablauf. Der nächste Level setzt weitere intelligente Technologien voraus, die auf die robotergestützte Automation bauen. Der nächste Schritt ist das sogenannte »machine learning« — maschinelles Lernen. Ausgehend von dem von Menschen entwickelten Abläufen werden dadurch Vorlagen entwickelt. Somit werden verschiedene Vorhersagen gemacht im Hinblick auf die Weiterentwicklung des betreffenden Ablaufs. Die Zukunft von Immersion Lab hängt von der Entwicklung dieser Technologie ab. Wie bedeutend wird diese Technologie für die Zukunft, inwiefern werden die Roboter die menschliche Tätigkeit nachahmen, die Elemente auf dem Bildschirm des Rechners als edierbares Feld erkennen können. Darum geht es im Grunde.“
Wenn ein Kunde zum Beispiel eine Beschwerde einreicht, erkennt der Roboter, dass es eine Beschwerde ist, und lenkt sie dementsprechend zur zuständigen Abteilung, so Răzvan Atim, der Vertriebsleiter für Südosturopa.
Wir gehen innovativ mit der künstlichen Intelligenz vor, denn wir wollen einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen. In der Tat wünschen wir uns, die Technologie so weit zu entwickeln, dass ein Roboter wie ein Mensch denkt und die Denkprozesse des Menschen nachahmt. Die Roboter werden nicht innovieren, werden nicht unsere Phantasie haben, werden allerdings ein breites Spektrum an Business-Abläufen abdecken. Vor allem die sich wiederholenden Abläufe, die viel Mühe kosten. Da möchten wir eingreifen und Verbesserungen finden. Warum wir das tun? Eben um diese mühsame, langweilige Arbeit, die keinen Mehrwert bringt, loszuwerden. Daten in eine Excel-Datei einzufügen, setzt kein Denken, keine Kreativität voraus, es ist lediglich eine Roboterarbeit.“
Doch werden durch Automatisierung Menschen ersetzt und droht dadurch der Verlust von Arbeitsplätzen? Răzvan Atim, Vertriebsleiter für Südosturopa bei UiPath, stellt das klar:
Viele Menschen neigen dazu zu glauben, dass durch den Einsatz von Robotern Arbeitsplätze gestrichen werden. Das stimmt aber nicht. Die Roboter stellen eine Hilfe dar, sie entlasten uns von den Aufgaben, die wir nicht erledigen sollten. Sobald diese Tätigkeiten durch Roboterarbeit ersetzt werden, können sich die Leute voll in Einsatz bringen, ihren Kopf auf Höchstkapazität verwenden. Das Leben ist kurz, die Zeit läuft uns weg, also wäre es angebracht, unsere Zeit sinnvoll zu verbringen.“
Die Investition in das Labor Immersion Lab bezifferte sich auf rund einer halben Million Euro.