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Aus dem Kinderheim in den Boxring: Die Erfolgsgeschichte einer jungen Leistungssportlerin

Das Leben in den Kinderheimen in Rumänien hinterließ tiefe Narben in den Herzen der Betroffenen. Heimkinder müssen in der Regel mit 18 das Jugendheim verlassen.

Aus dem Kinderheim in den Boxring: Die Erfolgsgeschichte einer jungen Leistungssportlerin
Aus dem Kinderheim in den Boxring: Die Erfolgsgeschichte einer jungen Leistungssportlerin

, 01.02.2018, 17:30

Auf der Stra‎ße ist das Leben hart, die meisten ehemaligen Heimkinder finden niemals den Weg zu einem würdigen Leben. Für andere gibt es dennoch einen entscheidenden Wendepunkt. So auch für Steluţa Duţă. An diesem Ort kletterten wir auf den Mirabellenbaum, hier lebten wir zusammen mit unseren besten Freunden, den streunenden Hunden, ebenfalls hier wurden wir verprügelt.“ Das ist die Geschichte von vielen Menschen, die in einem Kinderheim aufwuchsen und heute um die 30 Jahre alt sind. Unter ihnen eine junge Dame mit männlichem Aussehen. Sie ist bereit, sich zu öffnen, nachdem sie einen besser kennenlernt. Sie machen alle in einem Dokumentarfilm mit. Der goldene kleine Roboter“ wurde 2015 von Mihai Dragolea und Radu Mocanu produziert. Ein Film über das Leben allgemein, über Leiden und darüber, wie sich das Schicksal eines Menschen ändern kann, wenn die Engel auf ihn herabschauen. Die Hauptgestalt, die Boxerin Stela Duţă, hat unsere Aufmerksamkeit erregt.



Ich bin im Kinderhein aufgewachsen. Dort lernte ich, hart zu sein. Das Umfeld, in dem ich aufwuchs, öffnete mir den Weg zu dieser Sportart. Ich schlug mich regelmä‎ßig im Kinderheim, in Klubs, Discos. Ich lernte, mich zu verteidigen. Ich will mich mit meinen sportlichen Fähigkeiten nicht hervortun. Ich bin klein und zimperlich, doch alle, die mich auf der Stra‎ße sehen, glauben, ich sei ein Junge,“ sagt Stela im Film, in dem es um den Wendepunkt in ihrem Leben geht.



Steluţa Duţă wurde am 18. März 1982 in Râmnicu Sărat im Landkreis Buzău geboren. Sie wurde bei der Geburt von ihrer Mutter verlassen. Sie wuchs im Kinderheim in Râmnicu Sărat auf, dann kam sie in eine öffentliche Institution für Jugendliche in Buzău. Später wechselte sie in ein Jugendheim in der Ortschaft Stâlpu. Nach einiger Zeit zog sie nach Câmpeni über, sie kam in die Pflege einer Kirchengemeinde. Mit 18 musste sie diese Zuflucht verlassen. So begann ihr Leben auf der Stra‎ße. Um nicht gemobbt zu werden, hat sie immer kurze Haare getragen und sich wie ein Mann verhalten. Nicht einmal heute wagt sie zu behaupten, sie sei eine Frau.



2002 lernte sie Constantin Voicilaş, Boxtrainer beim Boxklub CSM Buzău kennen. Er wurde später ihr Adoptivvater. Nach ein paar harten Trainingsmonaten gewann Steluţa Silber bei den Nationalmeisterschaften. Parallel nahm sie die Schule wieder auf und absolvierte letztendlich die Sportschule in Buzău sowie eine Schule für Trainer. Da er selbst keine besondere Leistung beim Boxen erbrachte, wünschte sich Voicilaş gute Ergebnisse für seine Schüler. In seiner 43-jährigen Karriere als Trainer hat er zahlreiche junge Leute fürs Leistungssport trainiert. Die Erfolge haben nicht lange auf sich warten lassen.



Ich habe drei sehr gute Sportler geliefert. Ich pflege, sie die drei Musketiere zu nennen. Zwei Europameisterinnen bei der Damen-Europameisterschaft und einen Junioren-Weltmeister, Dinu Bogdan. Die Europameisterinnen sind Stela Duţă und Camelia Negrea. Die erste ist Rumäniens Nationalmeisterin, die zweite, Europameisterin. Das sind meine Referenzsportler. Unser Sportverein hat immer gute Sportler geliefert. Hoffentlich geht es auch weiter so.“




Constantin Voicilaş schilderte uns die Geschichte seiner Sportlerin und Adoptivtochter, Stela Duţă:



Als wir sie kennenlernten, hatte sie schon ihr ganzes Leben in Kinder- und Jugendheimen verbracht. Ich bemerkte, dass sie dem Umfeld, in dem sie gelebt hatte, unbedingt entkommen wollte. Sie wünschte sich, etwas Nützliches zu tun. Zu der Zeit waren die Kinder, die in öffentlichen Institutionen aufwuchsen, stark vernachlässigt. Schon in den ersten Trainingsstunden bemerkte ich, dass sie Linkshänderin war. Sie wollte gleich in den Boxring steigen. Ihr brennender Wunsch, in den Ring zu steigen, gab mir gro‎ße Hoffnungen. Sie arbeitete sehr hart, jeden Tag, Jahr für Jahr. In Rumänien wurde sie von einer einzigen Sportlerin besiegt, der Europa-Meisterin, von der ich Ihnen bereits erzählt habe. Seit 16 Jahren hat sie nicht einen Boxkampf verloren. Und ich glaube, in den kommenden 10 Jahren bleibt sie weiterhin unbesiegt. Derma‎ßen hart haben wir uns vorbereitet! Wir trainierten zweimal am Tag und abends fragte sie mich, ob wir nicht noch ein bisschen trainieren könnten. Ich habe ihr ein Zuhause angeboten, denn sie lebte auf der Stra‎ße, und habe für ihre Nahrung gesorgt.“




Wenn Steluţa kämpft, braucht sich der Trainer keine Sorgen zu machen. Sie wei‎ß ganz genau, was sie zu tun hat. Was die gewonnenen Medaillen betrifft, da wird man müde nur vom Erzählen, so ihr Trainer:



Sie war 15-mal Rumänien-Champion — eine einmalige Leistung! Dreimal EU-Champion, dreimal Europameisterin. Au‎ßerdem gewann sie dreimal die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften. In 6 Jahren verlor sie nur dreimal gegen eine Inderin, wie gesagt bei den Weltmeisterschaften.“




Das Gespräch mit Constantin Voicilaş, Boxtrainer beim Boxklub CSM Buzău, führten wir vor dem Damen-Länder-Wettkampf in Sombor, Serbien. Mittlerweile können wir Sie darüber informieren, dass Steluţa Duţă den Wettkampf gewonnen hat. Am 16. Januar besiegte sie die dreifache Meisterin aus Kasachstan, Alina Turlubayeva.




Deutsch von Adina Olaru

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