Multisensorische Spielanlagen für behindertengerechte Spielplätze
Menschen mit besonderem Förderbedarf haben es nicht leicht in Rumänien. Die Infrastruktur ist häufig nicht an den Bedürfnissen behinderter Menschen angepasst.
Ana-Maria Cononovici, 19.10.2017, 17:30
In diesem Herbst werden wir aufgefordert, einen multisensorischen, mobilen Spielplatz zu entdecken. Der Spielraum ist mit einmaligen, kreativen und inklusiven Spielanlagen ausgestattet. Die sogenannten Pop-Up-Spielplätze richten sich an alle Kinder, ungeachtet dessen, ob sie einen besonderen Förderbedarf haben oder unter einer autistischen Krankheit leiden. Pop-Up-Spielplätze wurden erstmals in der rumänischen Hauptstadt Bukarest eingerichtet. Iris Popescu ist Mitbegründerin des Vereins für Alternative Methoden zur Sozialen Inklusion. Sie lieferte uns einige Einzelheiten zur genannten Initiative:
Das Projekt »Pop Up Răspiua« wurde aus einer anderen Initiative unseres Vereins, dem Projekt »« Răspiua”, abgeleitet. Dieses Projekt starteten wir im vergangenen Sommer, im Jahr 2016. Es war Teil des Programms »Förderung der Exzellenz« (rum. »Mobilizăm excelenţa«). Wir haben mehrere Projekte für behinderte erwachsene Personen umgesetzt — die »Sensibility« – Projektreihe. Wir haben uns intensiv mit behinderten Menschen beschäftigt und festgestellt, dass in einem gewissen Alter manche Frustrationen aufkommen. Frustrationen, die schwer zu überwinden sind. Wir sind zum Schluss gekommen, wir müssen Kinder in unsere Projekte einbinden, also früh anfangen. Demnach richteten wir spezielle Spielplätze ein.“
Kommt allesamt, Groß und Klein! Lasst uns zusammen spielen, inklusiv handeln und Empathie zeigen!“ — so lautet die auf der Webseite des Vereins veröffentlichte Einladung. Das Projekt PopUP Răspiua“ will nämlich das Leben behinderter Menschen erleichtern. Daher nimmt es sich vor, die Hindernisse in unserem Land zu erkennen, erklärte Iris Popescu:
Wir versuchen, möglichst kleine Kinder in unsere Projekte einzubinden. Wir arbeiten mit Kindern ab zweieinhalb Jahren und gestalten die Spielsachen und –anlagen dementsprechend. Behinderte Menschen werden in Rumänien aus den meisten Lebensbereichen ausgeschlossen. Zwei Ursachen trugen zu dieser Situation bei: Es gibt zwei getrennte Welten — die Welt gewöhnlicher Menschen und die Welt behinderter Personen. In erster Linie ist die Infrastruktur für behinderte Personen sehr mangelhaft. Und zweitens ist diese Spaltung durch die Einstellung der Gesellschaft, der ‚gewöhnlichen‘ Menschen gegenüber behinderten Personen zu erklären.“
Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, so wie ihn unsere Gesprächspartnerin nennt, schlägt das Projekt einige Empfehlungen vor:
Wir versuchen, zwei Themen gleichzeitig anzugehen: die Sozialisierung und die Empathie. Das bedeutet, wir legen großen Wert auf die Kommunikation und das Beisammensein von gewöhnlichen und behinderten Menschen. Behinderte Menschen sollten zum Beispiel die Möglichkeit haben, die Stadt zu erforschen. Die Empathie ist ebenfalls wichtig. Alle sollten verstehen, wie wichtig eine behindertenfreundliche Stadtinfrastruktur ist.“
Was schlagen uns die Projekturheber vor? Wie sollten wir miteinander spielen?
Im Projekt Pop Up Răspiua geht es um einen mobilen Spielplatz. Wir haben einen Lieferwagen gekauft und haben Sticker mit dem Brand Răspiua drauf geklebt. Wir werden damit durch Bukarest fahren, durch die Stadtteile, die eine Wiederaufwertung brauchen, sowie durch besonders sichtbare und gut zugängliche Viertel. Hier werden wir ein sensorisches Labyrinth aufstellen. Wir haben ein Modul entworfen, welches neunmal vervielfacht wurde. Damit bauen wir das Labyrinth auf. Die Labyrinthwände werden mit verschiedenen natürlichen Stoffen, die wir in Harz befestigen, bekleidet. Wichtig ist, dass die von uns aufgebauten Anlagen mindestens zwei Sinne aktivieren. Die übertragenen Informationen können demnach über mindestens zwei Sinne wahrgenommen werden. Das ist ein Hauptkriterium beim Entwurf unserer Anlagen. Denn wir möchten so viele Kinder wie möglich erreichen. Die Kinder können Rüstungen anziehen. Es sind keine Rüstungen im echten Sinne des Wortes, sondern vielmehr Kostüme aus unterschiedlichen Stoffen und Pailletten. Letztere werden mit Sicherheit viele Kinder begeistern. Die Rüstungen haben auch einen eigenen Geruch. Dadurch werden also mehrere Sinne angesprochen.“
Sie mögen sich fragen, wieso gerade ein modulares Labyrinth als Spielplatz gewählt wurde. Dazu Iris Popescu:
Das modulare Labyrinth bietet eine hohe Flexibilität, es ist sehr gut anpassbar. Wir können damit sämtlichen Umständen Rechnung tragen. Es passt zu jeder Oberfläche. Ideal wäre eine 100-m2-Fläche. Doch wir passen uns den örtlichen Gegebenheiten an. Und ein einteiliges Labyrinth bereitet den Kindern ebenfalls Spaß. Die modulare Struktur erlaubt uns, kreativ zu sein.“
Der Verein plant auch weitere ähnliche Projekte, sagt Iris Popescu:
Wir versuchen, den von uns entworfenen modularen Spielplatz zu erweitern. Darüber hinaus planen wir ein komplexeres Projekt, das allerdings mehr Mittel in Anspruch nimmt. Wir überlegen, eine multisensorische Anlage an mehreren Spielplätzen in der Stadt einzubauen. Dafür brauchen wir ein offenes Ohr bei den öffentlichen Behörden, denn dafür müssten die Spielplätze umgestaltet werden. Es reicht nicht, ein Schild aufzuhängen, auf dem eine Schaukel abgebildet ist und eine Anweisung zur Benutzung ab einem bestimmten Alter draufsteht. Der Spielplatz und die zusammenhängenden Anweisungen sollten kinderfreundlich verfasst sein. Darüber hinaus sollte ein sehbehindertes Kind die Zeichen auch erkennen können. Schilder für Blinde gibt es überhaupt nicht. Solche Aspekte sollten auch in Betracht gezogen werden.“
Das Projekt Pop Up Răspiua“ ist ein weiteres Beispiel von guten Praktiken im Hinblick auf eine künftig behindertenfreundliche Gestaltung von Spielplätzen. Wir sind gespannt auf die Reaktion der Kinder und können es kaum erwarten, dass diese ihre Freude an den neuen Spielgeräten haben.