Wenn einem Flügel wachsen: Rumänischer Fallschirmspringer bricht Rekorde
Jeder Mensch hat seine Träume, doch nur einige schaffen es, sie zu verwirklichen. Die größte Angst in einen Traum zu verwandeln und den zum Alltag zu machen – das schaffen nicht viele.
Iulia Opran, 29.06.2017, 17:40
Das trifft auch für den Sportler Gabriel Dan Chiriac zu. Am 2. April 2017 stellte er einen neuen Rekord in Europa beim Fallschirmspringen auf. Gabriel Dan Chiriac war schon als Kind vom Fliegen fasziniert. Wie er zum Fallschirmspringen kam, erfahren wir direkt von ihm:
Die Geschichte dieses Kindes beginnt vor 40 Jahren. Ich habe schon einen großen Teil meines Lebens hinter mir. Es ist nichts Beschämendes — allerdings begann alles mit meiner Höhenangst. Es ist ganz normal, dass Kinder Höhenangst empfinden. Doch ich wusste nichts Besseres, als die Höhenangst durch Höhen zu überwinden. In Tecuci, meiner Heimatstadt, gab es keine andere Alternative hierfür als das Fallschirmspringen. Mit 14 meldete ich mich also beim Fallschirmverein vor Ort an. Schritt für Schritt ging ich dann alle Vorbereitungsphasen durch. Ich begann bei Null und trieb das Fallschirmspringen letztendlich als Leistungssport. Derzeit bin ich Fallschirmsprung-Trainer. Ich wünschte mir sehr, den Himmel anzufassen. Und ich schaffte es.“
Aus finanziellen Gründen ist der Heißluftballon derzeit die einzige Möglichkeit, die wir haben, um eine Höhe von 10.000 m zu erreichen. Der Rumänische Fliegerverein (rum. Aeroclubul României) hat uns bei unserem Unterfangen unterstützt. Der Fliegerverein organisierte diese Aktion auch, als wir einen neuen nationalen Rekord aufstellen wollten. Sie waren auch diesmal dabei mit Leib und Seele. Wir freuen uns, dass uns so viele Leute unterstützt haben. Freunde, Kollegen, die Vertreter von ROMATSA, der rumänischen Flugsicherungsbehörde, alle unterstützten uns. Auch diejenigen, die uns das notwendige Zubehör für den Heißluftballon liehen. Einen Rekord anzugehen, ist etwas Besonderes. Dafür muss man sich gut vorbereiten. Es ist eine zeit- und ressourcenaufwendige Tätigkeit. Wir sind mit einem Fallschirm des Militärs gesprungen, hergestellt in der Fallschirmfabrik hier in Rumänien. Es ist der erste in Rumänien hergestellte Fallschirm, der als Flügelschirm aufgeworfen wurde.“
Die Vorbereitung erstreckt sich über mehrere Jahre! Ich spielte mit dem Gedanken, einen Rekord im Fallschirmspringen aufzustellen, erstmals 1984, als ich mit dem Fallschirmspringen begann. Ich entwickelte mich allmählich zum Fallschirmsprung-Trainer und stellte mir die Frage, wie ich den Leuten, die mich auf meinem Weg begleitet hatten, meine Dankbarkeit zeigen könnte. Ich wollte diese Aufgabe weiter führen. Einerseits bildete ich selber andere Sportler, Fallschirmspringer aus. Somit war meine Aufgabe als Pädagoge vollbracht. Und ich fing an, an den Rekord zu denken. Ob ich ihn vermutlich brechen könnte. Erstmals den nationalen Rekord. Nachdem ich den abgehakt hatte, ließ ich meine Gedanken weiter schweifen. Und dachte, ich könnte den europäischen Rekord angreifen. In den vergangenen sieben Jahren habe ich ausschließlich in dieser Hinsicht gearbeitet — um einen neuen Rekord beim Fallschirmspringen in Europa aufzustellen. Also habe ich mich fünf Jahre dafür vorbereitet, um den nationalen Rekord zu brechen. Das schafften wir 2015. Danach brauchten wir zwei weitere Jahre, um den europäischen Rekord zu brechen. Am 2. April dieses Jahres erreichten wir auch dieses Ziel.“
Wie sieht Rumänien aus der Höhe aus? Oder aus der Sichtweise der zu erbringenden möglichen Leistungen? Dazu Gabriel Dan Chiriac, der zusammen mit Mihai Ilie und Mugurel Conta Ionescu, die den Heißluftballon steuerten, den Europarekord beim Fallschirmspringen brach:
Was Hochleistungen betrifft, da ist noch viel zu arbeiten. Den jungen Leuten könnte man viel mehr anbieten. Sie haben Träume und sollten unterstützt werden, diese zu verwirklichen. Von oben sieht Rumänien wunderschön aus. Ein bisschen mehr Struktur würde jedoch im Alltag nicht schaden. Damit das Leben der Leute einfacher wird. Auf jeden Fall, wir laden Sie herzlichst ein, das Land jenseits der Wolken zu entdecken.“