Sobald die warme Zeit einbricht, werden auch die Fahrräder aus dem Keller herausgeholt. Ein richtiger Start in die warme Saison geht allerdings Hand in Hand mit einem kompletten Bike-Check.
Ana-Maria Cononovici, 10.08.2017, 17:30
Die Generalüberholung des Fahrrads fühlt sich allerdings angenehmer in Begleitung eines leckeren Kaffees. Ein junger Unternehmer in Bukarest bietet seinen Kunden nicht nur professionellen Service, sondern auch leckeren Kaffee an. Alexandru Samoilă verwandelte seine Garage in ein Kaffeehaus und zugleich eine Wekstatt. Möchten Sie Ihr Fahrrad reparieren lassen und gleichzeitig einen leckeren Kaffee genießen? Dann ist die ehemalige Garage genau der richtige Ort. Ein neues Konzept in Rumänien, das sich allerdings im Ausland schon etabliert habe, so Alexandru Samoilă, der Urheber des Projektes:
Wir gründeten unsere Werkstatt vor zwei Jahren. Wir lernten im Ausland das Konzept »Bikes and Coffee« (dt. Fahrräder und Kaffee) kennen und dachten, es sei eine gute Idee, das Konzept auch in Bukarest umzusetzen. In Westeuropa, aber auch in den USA ist dieses Modell — das Fahrräder und Kaffee verbindet — sehr verbreitet. Ich habe als IT-Spezialist angefangen und erlernte dann später den Beruf des Barista. Ich gab meinen ursprünglichen Beruf auf, nachdem ich die Werkstatt öffnete. Derzeit arbeite ich vormittags hier, ich mache den Kaffee. Ich stehe um 7 auf, gehe in die Werkstatt, schalte die Kaffeemaschine ein und bereite erstmals für mich einen Kaffee. Das ist einer der schönsten Augenblicke, die ich zu genießen weiß — ich trinke meinen Kaffee früh morgens, in aller Ruhe. Gönne mir dafür etwa eine viertel Stunde.“
Die Werkstatt erwartet ihre Kunden hinten in einem Blumengarten. Mehrere Bäume sorgen für Schatten an sonnigen Tagen. Der Raum wurde ganz ungewöhnlich eingerichtet: Nonkonformistische Lampen hängen an der Decke, die Wände wurden mit biker-typischen Motiven verziert. Stehtische mit bunt gefärbten metallischen Füßen erwarten die kaffeelustigen Kunden. Ein kleiner, dennoch sehr gastfreundlicher und effizient ausgenutzter Raum. Was erblickt als erstes ein Kunde, der die Werkstatt betretet — das fragten wir Alexandru Samoilă:
Im Frühling — die Magnolie. Sie ist im Moment in voller Blüte und zieht alle Blick auf sich. Danach die Fahrräder im Fahrradgestell, die noch abgeholt werden müssen. Ich empfange die Besitzer mit einem guten Kaffee. Wir haben eine Kaffeemaschine, die wir in Berlin gekauft haben. Wir bieten auch mehrere selbstgebraute Biersorten, die von lokalen Brauereien stammen.“
Die Werkstatt öffnet um 9. Um wieviel Uhr trifft der erste Kunde ein — das wollten wir von unserem Gesprächspartner erfahren:
Wahrscheinlich um 8. Das hängt sehr stark vom Wetter ab. Wir sind vermutlich stark wetterempfindlich. An manchen Tagen treffen die ersten Kunden schon um 8:05 Uhr ein. An anderen wiederum, an denen das Wetter schlecht ist, kommt der erste Kunde erst um 10:00 vielleicht. Es gab Tage, an denen wir 15 Fahrräder an einem Tag eincheckten. Jetzt beginnt die Saison und wir machen auch Fahrradkontrollen, prüfen diese auf mögliche Schwachstellen. Wir grenzen die Fahrradkontrollen auf 3 Checks am Tag, damit unser Mechaniker genug Zeit jedem Fahrrad widmen kann, um es sorgfältig zu prüfen.“
Was für Dienstleistungen bietet die Werkstatt generell? Dazu Alexandru Samoilă:
Wir haben eine Fahrradwekstatt. Das ist unsere Hauptdienstleistung. Dazu kommen noch weitere zusätzliche gewöhnliche Dienstleitungen, die Radfahrer gerne in Anspruch nehmen. Wir bieten ihnen Werkzeuge an — eine Pumpe, einen Hebel oder andere einfache Werkzeuge, die sie dringend brauchen, um aus einer Notlage herauszukommen. Wir versuchen, gut strukturierte und effiziente Dienstleistungen anzubieten. Wir planen die Reparaturen und Bike-Checks rechtzeitig ein. Jetzt, wo die Saison neu startet, müssen wir uns sehr gut organisieren. Manche meinen, es sei nicht nötig, einen Termin für die Reparatur oder die Fahrradkontrolle zu vereinbaren. Doch für mich ist es wichtig. Nur so kann ich eine bestimmte Qualität liefern. Sobald die warme Zeit kommt, füllt sich unser Hof mit Fahrrädern. Die Anforderungen sind hoch, die meisten Kunden beeilen sich. Doch wir wollen nichts verpfuschen.“
Alexandru Samoilă ist selbst ein leidenschaftlicher Biker. Da hat er viele lustige Geschichten zu erzählen. Wir baten ihn, ein lustiges Ereignis mit uns zu teilen:
Ein witziges Geschehnis ereignete sich auf dem Fahrradweg, als ich zur Fahrradmesse »Salonul Bicicletei« mit meinem Cargobike fuhr. Ich schleppte die Kaffeemaschine mit und einen Werkzeugkasten mit all den notwendigen Gegenständen, die ich zum Kaffeemachen brauche. Die Leute drängten sich an mir vorbei, manche kannten mich, sie fragten mich, warum ich mich so langsam hinschleppe. Sie hatten nämlich nicht gemerkt, dass ich 90 Kilo auf dem Fahrrad mittrug. Na ja, purer Biker-Spaß auf dem Fahrradweg!“
Alex ist der Meinung, es sei wichtig, immer dazu zu lernen. Eine Zeitlang behielt er auch seinen Job als IT-Spezialist. Er bildete sich aber gleichzeitig als Barista aus. Parallel zu seinem Geschäft fand er die Zeit, ein speziell an den Stadtverkehr angepasstes Fahrrad zu erschaffen. Das Fahrradmodell Iute“ (zu Deutsch in etwa: Blitzschnell) verfügt über einen einzigen Gang und ist sehr leicht. Alex Samoilă möchte alle ermutigen, mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren:
Bukarest ist eine ebene Stadt, daher taugen alle denkbaren Fahrradmodelle zum Radfahren. Radfahren reduziert den Alltagsstress. Und mehr Bewegung bedeutet auch ein gesünderes Leben. Es ist nicht einfach, auf das Auto zu verzichten, wir alle kennen den Verkehr in Bukarest. Klar, muss sich was ändern. Doch diese Änderung muss irgendwo beginnen. Und ich meine, wir selbst sollten in erster Linie diese Änderung anregen.“
Haben Sie ein Problem mit Ihrem Fahrrad? Sie können es jederzeit in die Kaffeehaus-Werkstatt bringen. Hervorragender Kaffee und guter, professioneller Service werden hier auf jeden Fall garantiert!