Greenarium – das Treibhaus in Miniatur
Eine Glaskugel, der man Leben einhaucht. Im Inneren der Kugel ist eine Blume, von Sand und bunten Steinchen umgeben. Seit einem Jahr pflegen die Brüder Anton und Ciprian Balint gemeinsam mit Raluca Mitea die Treibhäuser in Miniatur.
Ana-Maria Cononovici, 13.07.2017, 17:30
Die Minitreibhäuser offenbaren eine grüne Welt mit einer faszinierenden Geschichte. Vor gut einem Jahr habe man die ersten Schritte am sogenannten Greenarium unternommen, erzählt Anton Balint, einer der Projektgründer.
Die Greenarium-Story begann vor knapp einem Jahr, eigentlich ging es 2015 an Weihnachten los, als wir unserer Familie und Freunden etwas Besonderes schenken wollten. Wir haben zunächst wild rumexperimentiert und am Ende haben wir angefangen, Terrarien zu basteln. Es sind Pflanzen, die in Glasbehältern wachsen und mit bunten Steinchen verziert werden. Als wir sahen, dass wir damit bei Familie und Freunden Erfolg haben, haben wir beschlossen, uns weiterzuentwickeln. Daraus wurde irgendwie ein kleiner Familienbetrieb, man hat am Anfang sich einen Namen überlegt und die Recherche begonnen. Aus uns sind echte Pflanzenliebhaber geworden, auch wenn wir uns anfangs noch gar nicht dafür interessierten. Mit der Zeit haben wir gelesen, was mit ihnen geschieht, wie sie wachsen und wie sie sich vermehren, wie man sie am besten pflückt und nicht pflückt, so haben wir uns in Pflanzenliebende verwandelt. Nur sind wir nicht sehr pflichtbewusst, wenn es um das Begießen der Pflanzen geht, von daher wollten wir die Dinge immer möglichst einfach gestalten. Eben deshalb nutzen wir nur Pflanzen, die extrem pflegeleicht sind, bzw. Pflanzen, die gewöhnlich sehr viel Flüssigkeit speichern.“
Solche Pflanzen müssten nämlich nur alle zwei Wochen begossen werden, dabei reichten zwei Teelöffel Wasser völlig aus. Die Pflanzenart heißt Sempreviva, übersetzt — ewig lebende Pflanzen, manchmal würden sie auch als Steinblumen bezeichnet, erklärt Greenarium-Mitbegründer Anton Balint.
Es war relativ einfach damals, wir sind durch die Läden geschlendert, haben uns im Internet schlau gemacht, aber jetzt gehen wir ins Gebirge, um die Pflanzen dort zu pflücken, wo sie wachsen. Die Pflanzenart, die wir in den Bergen pflücken, heißt Sempreviva. Wir bringen die Pflanzen dann nach Hause, lassen sie wachsen, vermehren sie, und dann werden sie in die Glasgefäße getan. Die Glasgefäße werden von drei Künstlern aus Siebenbürgen manuell gefertigt. Wir haben selbst in ihren Werkstätten rumexperimentiert, das heißt, wir haben selbst fertige Glaskugeln geblasen, das Fertigprodukt war aber nicht gerade vom Feinsten, deshalb ziehen wir es vor, sie allein arbeiten zu lassen. Dann füllen wir das Innere der Kugeln mit buntem Sand und Kies ab. Die kleinen Steinchen stammen ebenfalls aus unserem Land, irgendwo aus der Banater Gegend. Sie werden mit für die Pflanzen harmlosen Farbstoffen gefärbt. Diese Art von Sand kann auch für Fischaquarien verwendet werden. Danach sammeln wir sie in einer Kugel ein, machen daraus ein schönes Arrangement, ein Erdgemisch, das wir selbst herstellen, damit die Pflanzen sich leicht anpassen. Und dann wird die Pflanze mit größter Sorgfalt verpflanzt.“
Sie hätten sehr viele Farben im Angebot, deshalb hätten die Kunden bei der Bestellung die Qual der Wahl, sagte uns unser Gesprächspartner. Die Steinchen seien entweder besonders klein oder groß und vierkantig. Man könne sie am Gefäßgrund absetzen, oder ganz oben und überhaupt einfach überall, und auch auf die Erde streuen, als minimalistische Verzierung. Das gesamte Arrangement würde in ein Glasgefäß gelegt, das aber nicht unbedingt eine Kugel sein muss, verrät Anton Balint.
Neben den Kugeln haben wir noch unterschiedliche geometrische Formen, die wir von A bis Z selber herstellen. Wir nennen sie Geogreenarien, und wir machen dabei alles, vom Glasschneiden bis zur Verpackung. Was macht sie zu einem besonderen Produkt? Wir benutzen die Tiffany-Methode, die bei den Kirchenfenstern angewandt wird, dabei wird das Glas mit Zinn verlötet. Silikonkleber oder andere schädliche Stoffe sind nicht attraktiv für uns, wir bevorzugen sichere Methoden. Und diese Technik wird seit einigen Hundert Jahren eingesetzt, für die Bleiglasfenster in den Kathedralen. Und weil wir sie selbst fertigen, können wir die unterschiedlichsten Formen wählen. Zum Beispiel hatten wir vor kurzem ein Gefäß in Form eines Cabrios. Und in dem Auto haben wir anstatt des Fahrers und Beifahrers jeweils eine kleine Blume gepflanzt.“
Die Fertigstellung eines derartigen Arrangements kann zwischen zehn Minuten und einigen Stunden dauern, abhängig von der Größe und Komplexität. Mittelgroße Kugeln von etwa zehn Zentimetern beanspruchen etwa zehn Minuten. An den großen Geogreenarien arbeitet man mindestens drei Stunden. Die einfachste Pyramide ebenfalls rund drei Stunden. Und die Preise für ein solches Produkt betragen zwischen umgerechnet 2 Euro und 75 Euro für die 50 cm großen Produkte.
Inzwischen würden die Greenarien auf Märkten in Hermannstadt und anderen rumänischen Städten verkauft. Die Produkte würden zudem nur dem Auftraggeber persönlich geliefert, da die Werke recht fragil seien. Jetzt wollen die Greener auch andere an ihrer Leidenschaft teilhaben lassen, berichtet Anton Balint.
Wir veranstalten seit November eigene Werkstätten. Freunde von uns betreiben ein Café in Hermannstadt und es war ihre Idee, Werkstätten im Lokal zu organisieren. Bereits beim ersten Treffen war eine überraschend hohe Anzahl von Personen zugegen, es waren 30 Leute, das hätten wir nicht erwartet. Und alle waren begeistert. Für mehr als eine Stunde haben wir Geschichten erzählt, gespielt und waren sehr beeindruckt zu sehen, wie jeder seine Steinchen arrangierte. Was uns noch netter vorkam: Jeder hatte sich anfangs eine Farbe ausgesucht und irgendwann haben sie begonnen, Steinchen untereinander zu tauschen, so dass jeder fünf oder sechs Farben in seiner kleinen Kugel haben konnte. Und seitdem versuchen wir, uns etwa einmal im Monat mit den Leuten zu treffen, die lernen sollen, selbst Greenarien herzustellen.“
Wo können Greenarien aber aufgestellt werden, wollte unsere Reporterin abschließend von den jungen Gründern wissen. Die Greenarien seien praktisch an jedem Platz in einer Wohnung gut aufbewahrt, solange schöne Menschen drum herum lebten. Doch ein gut durchleuchtetes und gelüftetes Zimmer muss es schon sein.