Rückblick auf das Jahr 2016: Was war alles anders?
In der heutigen Sendung schlagen wir Ihnen vor, einen Rückblick auf unsere Berichte im vergangenen Jahr zu werfen. Inwiefern war Rumänien 2016 anders?
Ana-Maria Cononovici, 12.01.2017, 18:25
Heute schlagen wir Ihnen vor, einen Rückblick auf das vergangene Jahr zu werfen. Wir wollen nämlich die von uns im Vorjahr vorgestellten Aktionen Revue passieren lassen.
Aktionen mit einer prägnanten sozialen Dimension waren für uns wichtig. Daher fanden wir heraus, dass die Stiftung Inima copiilor“ (zu dt. Kinderherz) sowie der Landesverband der Stillberater, die erste Muttermilchbank in Rumänien eröffnen wollten. Denn Muttermilch ist die beste Ernährung für Babys. Für Frühchen und kranke Neugeborene ist die Muttermilch lebenswichtig.
Dann schenkten wir unsere Aufmerksamkeit der Kunstausstellung Wer sind wir?“, beherbergt von einer Kunstgalerie in Bukarest. Wir entdeckten, dass die Kunst sogar das Leben obdachloser Menschen verändern kann. Denn die Ausstellung bringt Kunstwerke heimloser Menschen zur Schau. Die Projektteilnehmer — heimlose Menschen — stellten hier ihre Werke aus, die persönliche Lebenserfahrungen widerspiegeln. Anca Florea, Ausbilderin im Bereich Bildende Kunst und zugleich Leiterin des Projektes Menschen durch Kunst“ und Volontärin bei der Organisation Samusocial, erzählte uns, wie sich das Projekt entwickelte:
Es war meine Projektidee. Ich wollte auch mit anderen Menschengruppen arbeiten, etwas Verschiedenes im Vergleich zu meinen üblichen Tätigkeiten machen. Ich dachte, ich könnte obdachlose Menschen in ein Projekt einbinden. Ich hatte privat mehrere heimlose Personen kennengelernt und erkannt, dass sie sich künstlerisch ausdrücken können. Und dachte, es seien vermutlich mehr Obdachlose, die das könnten. Wir wollten durch Kunst zur Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Entfaltung der Ausdruckskapazität und künstlerischer Fähigkeiten beitragen. Was auf mich zukam, war viel mehr als erwartet. Ich hatte es mit offenen, begabten Menschen zu tun. Sie waren sehr daran interessiert, im Projekt mitzuwirken.“
Liviu Lucian Marcu ist einer der ausstellenden Künstler. Er erzählte uns über seine Werke, die seine Lebenslust ausdrücken, wie auch aus den Titeln der Gemälde hervorgeht, wie z.B. Die laute Tischrunde“ oder Der lustige Lumpen“.
Ich habe mein Leben lang gesoffen… ich wollte immer Spaß am Leben haben. Mein Werk geht in die entgegengesetzte Richtung wie der »Tisch des Schweigens« von Brâncuşi. Er kam aus Oltenien, ich aus der Moldau. Daher schaffte ich »Die laute Tischrunde«. Ich stelle mir einen Tisch vor, auf dem umgekippte Becher liegen, an dem Säufer sitzen. Aus dem Kassettenrekorder ertönt Musik. Ein Besoffener schläft mit dem Kopf auf dem Tisch. Ich konnte nicht all das malen, es wäre zu schwer gewesen und das war mein erstes Gemälde. Ich werde noch daran arbeiten, um es zu ergänzen. Das hoffe ich zumindest. Ich werde meine Werke neu angehen und sie erneut malen, wie es sich gehört.“
Hilfe für obdachlose Menschen lieferte auch ein weiteres Projekt. Im Rahmen des genannten Projektes wurde ein Bistro eröffnet, das bedürftigen Menschen ein warmes Essen zu Mittag anbietet. Die Köche hier arbeiten nach dem Motto: Iss bei uns, sonst sterben wir beide vor Hunger!“
Im März 2013 wurde die erste Spielsachen-Klinik in Bukarest ins Leben gerufen. Die Spielsachen-Klinik behandelte bereits mehr als 20 Tonnen Patienten“. Die Spielsachen, die in die Spielsachen-Klinik eingeliefert werden, werden gereinigt, desinfiziert und repariert. Und werden im Nachhinein den Kindern in öffentlichen Kinderheimen geschenkt.
Abgesehen von den sozialen Vorhaben schenkten wir unsere Aufmerksamkeit, den Projekten, die Geschichten erzählen. Sei es nun die Geschichte einer Stadtentwicklung, wie es der Fall des vom Verein Sinaptica umgesetzten Projektes Zentrale Peripherien in Bukarest“ war, das zwei zentral gelegene, allerdings etwas vernachlässigte Viertel in Bukarest fördert, oder die Veranstaltung des Lektürefestivals Narativ, das die Kreativität der Kinder fördert und die Bedeutung des Lesens betont, die vorgestellten Projekte decken immer schönere Initiativen auf. Diese beweisen, dass sich Rumänien harmonisch entwickelt.
Musik, Theateraufführungen und Märcheninszenierungen fesselten ebenfalls unsere Aufmerksamkeit. Das Projekt Märchen mit Pferde“ ließ eine Märchenwelt mit Prinzessinnen und Rittern aufkommen. Das Wanderklavier, ein vom Pianisten Horia Mihail ins Leben gerufene Projekt, beeindruckte im gleichen Maße. Dazu Horia Mihail:
Die Geschichte lautet wie folgt: Vor etwa 6 Jahren fanden wir im Kellergeschoss des Bukarester öffentlich-rechtlichen Senders zwei Klaviere, die irgendwann in den 50er-60er Jahren als Konzertklaviere auf der Bühne des Konzertsaals von Radio Rumänien verwendet wurden. Sie lagen mehrere zig Jahre im Keller vergessen. Wir schlugen der damaligen Leitung vor, die Klaviere wieder zu beleben. Unser Vorschlag war, sie dorthin zu bringen, wo es keine Klaviere gab, allerdings welche gebraucht werden konnten. Leider ist die Ausstattung der rumänischen Kulturinstitutionen oft mangelhaft. Das Projekt wurde mit Enthusiasmus entgegnet und nun läuft schon das sechste Projektjahr. Wir haben vier Wander-Klaviere. Sie reisen zusammen mit mir in Gegenden, wo es keine Konzertklaviere gibt, und rufen verschiedene Musikstücke ins Leben wie z.B. Partituren von Franz Liszt, Mozart, Beethoven, heuer ganz aktuell von Frédéric Chopin. Die Klaviere bleiben für eine längere Zeit in den betreffenden Konzertsälen und werden auch entsprechend eingesetzt, zum Vergnügen der Musikliebhaber vor Ort.“
Wir hoffen, auch dieses Jahr interessante und aufschlussreiche Geschichten mit Ihnen zu teilen.