Bukarester Dorfmuseum lud zu Festival der Weihnachts- und Neujahrsbräuche ein
Sternsinger und Folkloreensembles aus dem ganzen Land waren Mitte Dezember 2016 zu einem Festival der Winterbräuche im Bukarester Dorfmuseum präsent und erfreuten die Besucher mit ihren Aufführungen.
Ana-Maria Cononovici, 05.01.2017, 18:56
Weihnachten und Neujahr werden, wie fast überall in der Welt, auch in Rumänien hoch gefeiert. Der Duft des Weihnachtsgebäcks und des Glühweins lässt eine feierliche Stimmung aufkommen. Weihnachtslieder sorgen für gute Laune. Sternsinger wandern von einem Haus zum anderen, ungeachtet der eisigen Kälte von draußen. In vielen Gegenden des Landes werden Sitten und Bräuche immer noch wie einst gelebt.
Früher zogen am Neujahrstag rumänische Burschen mit der capră“ (dt. Ziege) durch die Dörfer. Ein vermummter Bursche trug an einer Stange einen hölzernen Bockkopf mit einer beweglichen Kinnlade, die mit einer Schnur zum Klappern gebracht werden konnte. Unter Musikbegleitung zogen sie von Haus zu Haus, der Bockträger stampfte mit seiner Stange und klapperte mit der Kinnlade im Takte der Melodie. Zumeist war die Gestalt mit kleinen Glöckchen behangen. Nachdem die Burschen bewirtet wurden und kleine Geschenke bekamen, zogen sie ins nächste Haus.
Je nach Region gibt es verschiedene derartige Bräuche zu Weihnachten und Neujahr. Vor dem gleichen Hintergrund fand Mitte Dezember im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ das Festival für Bräuche und Sitten zu Weihnahten und Neujahr Am venit să colindăm. Florile Dalbe“ statt. Weihnachtssänger und maskierte Sternsinger aus mehreren Regionen des Landes sowie Volkssänger und Kunsthandwerker versammelten sich in den Gassen des Dorfmuseums in Bukarest. Ihre Aufführungen ließen die Museumsbesucher in die wunderbare weihnachtliche traditionelle Stimmung einsteigen. Volkstrachten, Maskenspiele, Weihnachtslieder, Volkstänze — all das beeindruckte die Besucher des Dorfmuseums.
Am Festival beteiligten sich mehrere Gruppen von Sternsingern aus mehreren Regionen Rumäniens. Zum ersten Mal beteiligten sich folgende Ensembles: die Sternsinger-Gruppe Cercănelul“ aus der Marmarosch, das Ensemble Mărişana — Mărişel“ aus Klausenburg, das Folklore-Ensemble Străjerii din Dolheşti“ aus Suceava und die Bären in Preuteşti, ebenfalls aus Suceava. Darüber hinaus wirkten renommierte bewährte Volkskünstler mit, unter anderem die Folk-Band Ciobănaşul“ aus Gura Teghii, Buzău, das Ensemble Drumul baltagului“ aus Borca im Landkreis Neamţ, das Volksensemble Tradiţii luncaviţene“ aus Luncaviţa, Landkreis Tulcea, die Folk-Band Marin Cotoanţă“ aus Măldăeni, Landkreis Teleorman.
Fröhliche, zum Anlass passend verkleidete junge Leute ließen beim Tanzen die Glöckchen erklingen und ihre Stimmen in den Gassen des Bukarester Dorfmuseums laut werden. Die als Ceata de Moşoaie“ in Tulcea bekannte Gruppe beeindruckte durch ihre Aufführung. Ionuţ, einer der singenden Burschen, sagte dazu:
Wir wollen unsere Sitten und Bräuche nicht verschwinden lassen. ‚Vertreibe die bösen Geister‘ ist eine wichtige Tradition für uns. Die sogenannten Moşoaie in Luncaviţa bei Tulcea spielen für uns eine bedeutende Rolle. Das Fest beginnt am 6. Dezember, zum Nikolaustag. Die Traditionen in Luncaviţa — die sogenannten Moşoaie — werden bis am 24. Dezember vor Ort feierlich gelebt. Junge Leute verkleiden sich zu diesem Anlass so wie die Tradition es vorsieht. Die ‚Moşoaie‘ kündigen die Ankunft von Weihnachten an und vertreiben die bösen Geister, so dass der Hof rein ist und das Weihnachtsfest anständig empfangen werden kann. Wenn sie die Glocken hören, öffnen die Landwirte die Haustür. An einem Abend ziehen mehrere Sternsinger-Gruppen vorbei. Insgesamt gibt es in unserem Dorf etwa 50 Gruppen. Alles verläuft besonders feierlich!“
Im Gebiet Dobrudscha leben nicht nur Rumänen, sondern auch mehrere Volksgruppen wie z.B. die sich als Chacholen“ bezeichnenden Ukrainer, Russen und Türken. Örtliche Bräuche und Sitten wurden dadurch beeinflusst. Einheimische erzählten uns, dass früher türkische Familien die Moşoi- Sternsinger“ in ihre Häuser empfingen und die Rumänen Baklava zubereiteten.
Auch die Sternsänger bei Cluj (dt. Klausenburg) sind stolz auf ihre Traditionen. Dazu Maria Ana Mariş:
Wir kommen aus Măricel im Landkreis Cluj, aus dem Apuseni-Gebirge. Wir sind nach Bukarest gekommen, um auch hier unsere Traditionen rund ums Sternsingen bekannt zu machen. Unsere Sternsinger-Gruppe, Ceata Junilor, zieht anlässlich der Geburt Christi von Haus zu Haus und singt dem Anlass entsprechende Lieder. In unserer Region verkleiden sich die Sternsinger nicht, sie tragen keine Masken. Sie ziehen bloß die für unsere Gegend spezifische Volkstracht an. Sternsinger müssen mit offenen Armen und Freude empfangen werden.“
Eugen Amaria leitet die Bärengruppe an. Die Tradition stammt aus der Bukowina. Er lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:
Wir führen hier das Bären-Spiel auf. Es ist eine spezifische Tradition für unsere Gemeinde, Preuteşti, im Landkreis Suceava. Das Bären-Spiel verläuft wie folgt: Mehrere Leute verkleiden sich als Bären. Zu Beginn kriechen sie auf Knien und Ellbogen, dann stehen sie auf und sterben kurz danach. Dann wird eine Beschwörungsformel gemurmelt und die Bären werden zurück zum Leben beschwört. Sie stehen auf und beginnen zu tanzen. Unsere Gruppe besteht aus 13 Mitgliedern. Dazu kommen noch die Musiker. Die Kostüme nähen wir uns selber, aus Schafsfell. Jedes Gruppenmitglied näht nach Belieben sein Kostüm. Die Musiker tragen Volkstrachten. Wir ziehen vom 31. Dezember bis zu Neujahr durch die Dorfstraßen und vertreiben die bösen Geister.“
Cosmin Rusu, Mitglied in der Gruppe Străjerii din Dolheşti“ bei Suceava, erklärte uns:
Wir führen hier mehrere traditionelle Weihnachtstänze auf, unter anderem Capra (dt. die Ziege), Dansul măştilor (dt. der Maskentanz), Dansul urşilor (dt. der Bärentanz), Dansul Ţiganilor (der Zigeunertanz). Letzterer ist ein uralter Tanz, der mir sehr am Herzen liegt. Er wird zu Weihnachten getanzt und kündigt den Wintereinbruch an. Die Ankunft der Zigeuner kündigt die Feiertage an.“
Die Besucher des Dorfmuseums Dimitrie Gusti“ hatten die Gelegenheit, rumänische Bräuche und Sitten unmittelbar zu erleben und dazu auch noch leckere Speisen zu genießen. Oder handgemachte Geschenke zu kaufen.