„Menü in Bereitschaft“ – das sozial engagierte Bistro
Es wurde vor ein paar Monaten im Raum eines ehemaligen Restaurants eröffnet. Die Tische stammen aus alten siebenbürgisch-sächsischen Häusern. Es handelt sich um ein einfaches und helles Bistro, das sich als Ziel setzt, sozial Bedürftigen zu helfen.
Ana-Maria Cononovici, 17.03.2016, 18:24
Das Motto eines der Köche, der im Bistro arbeitet lautet: Iss bei uns, sonst sterben wir beide vor Hunger!“ Das Bukarester Bistro spendet sozial Bedürftigen Mittagsessen. Die Initiatorin des Projektes Menu în aşteptare“ (Menü in Bereitschaft“), Mona Brătescu, erklärt, wie die Initiative entstanden ist:
Es handelt sich um ein Projekt, das wir aus dem Ausland übernommen haben. Das Projekt wurde auf den Straßen von Neapel angestoßen und sieht vor, dass unsere Kunden ganze Menüs bei uns bestellen und sie dann sozial Benachteiligten anbieten. Weder das Alter der sozial bedürftigen Menschen noch die Tatsache, ob sie für Kinder sorgen müssen, eine niedrige Rente bekommen oder obdachlos sind, spielen dabei keine Rolle. Wir machen keinerlei Diskriminierung. Jeder kann hier eine freie Portion bekommen.“
Wichtige Schritte zugunsten von sozial Bedürftigen, taktvoll und großzügig vollbracht, wie jede gute Tat, sagt unsere Gesprächspartnerin:
Es gibt mit Sicherheit viele Bistros, die Hilfsbedürftigen Essen anbieten, und das finde ich ganz gut, dass viele von uns in der Branche das tun. Als wir gehört hatten, dass es diese Initiative gibt, kam ihre Verwirklichung irgendwie natürlich. Viele Menschen waren auch vorher zu uns für eine Portion Essen gekommen, und so sind wir auch auf die Idee gekommen, mehr für sie zu tun. Das einzige Problem, das wir überwinden mussten, hatte mit den rumänischen Gesetzen zu tun, laut denen eine Firma keine Spenden annehmen darf. Es ist überhaupt nicht leicht, eine gute Tat legal zu vollbringen. Wir haben die Lösung gefunden, Speisen beim Einkaufspreis mit einem winzigen Zusatzpreis zu verkaufen, denn ansonsten wäre es illegal, sie zu verkaufen. Unsere Kunden kriegen Kassenbon, wir zahlen Steuern und diese gute Tat bleibt somit auch gesetzmäßig. Um den Plan zu verwirklichen, müssen wir einfach mehr Eigeninitiative zeigen, wir kochen ein bisschen mehr jeden Tag und das ist sehr einfach in einem Restaurant.“
Die Köche bereiten organisches Essen aus qualitativ hochwertigen Zutaten zu, das das Bistro dann zu günstigen Preisen verkauft. Darin bestand der Businessplan der Initiatoren des Projektes. Schwer sei es gewesen, nicht nur alle Genehmigungen zu erhalten, sondern auch die richtigen Lieferanten zu finden. Dazu unsere Gesprächspartnerin Mona Brătescu:
Wir haben hauptsächlich lokale Hersteller gesucht, weniger was die Lebensmittel anbelangt, die es bei uns nicht gibt. Wir haben immer drei Fleischsorten und ein vegetarisches Menü. Das letztere ist sehr populär, anscheinend gibt es in Rumänien keine breite Auswahl an vegetarischen Gerichten. Wir kochen Kalb-, Schwein- Geflügelfleisch und zwei Sorten Nachtisch. Im Menü gibt es jedes Mal eine warme Suppe oder sauere Suppe, drei Fleischsorten, vegetarische Gerichte und ein Dessert, das aufs Haus geht.“
Da Facebook heute eine zentrale Rolle in der Kommunikation einnimmt, verhalf das soziale Netzwerk dem Bistro zu einer zunehmenden Popularität:
Am Anfang kochten wir das Mittagessen für die Mitarbeiter der Unternehmen mit Sitz in unserer Nachbarschaft, weil sie meistens wenig Zeit in der Mittagspause haben und auch keine Zeit, abends zu Hause zu kochen. Einige sind aus anderen Ecken der Stadt zu uns speziell dafür gekommen, um die Menüs in Bereitschaft zu kaufen. Also wenn man die Grundlage schafft, damit die Menschen eine gute Tat vollbringen, tun sie es. Die Kommunikation ist am besten über Facebook gelaufen, dabei gibt es viele Leute, die uns unterstützen und von denen wir ein positives Feedback bekommen. Das verdanken wir auch der Tatsache, dass wir immer transparent bleiben. Wir posten die Kassenbons, wir halten unsere Kunden am Laufen, über wieviele Menüs wir an jedem Tag verfügen, wieviele Portionen wir bereits verkauft haben. Meistens verkaufen wir zehn Menüs pro Woche an einzelne Spender, dazu kommen spontane Spender total unerwartet, die viele Gerichte von uns bestellen und sie dann Bedürftigen anbieten. Jemand hat einmal 100 Menüs gekauft, um auch andere dazu zu ermutigen, dann 15 und anschließend noch 25.“
Bei der Zubereitung der Gerichte versuchen die Köche, die Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden. Mona Brătescu sagte, beim den 40 orthodoxen Märtyrern gewidmeten Feiertag hätten die Köche die süße Speise namens Mucenici zubereitet, die an diesem Festtag gegessen wird, und es als Dessert angeboten. An Ostern bereiten sie Lamm und bemalte Eier zu, aber das schließt die modernen Gerichte nicht aus. Das Projekt entwickelt sich weiter und strebt ambitionierte Ziele an. Dazu Mona Brătescu:
Wir wollen jede soziale Einschränkung aufheben, also akzeptieren wir jeden Gast, ungeachtet der sozialen Herkunft, bei uns sitzen am Tisch Studenten, Mitarbeiter internationaler Unternehmen, Rentner, Mütter mit Kindern und Obdachlose zusammen. Wie wollen zudem Essen mit dem Fahrrad liefern, was in Bukarest selten vorkommt, wir sammeln Kochöl und versuchen, auch andere Menschen zu schönen und großzügigen Projekten zu ermutigen.“
Ein Projekt, das gut schmeckt und woran wir uns alle beteiligen können.