Nachwuchssportler: Die Champ-Schule in Deva
Im westrumänischen Deva (dt. Diemrich) steht eine scheinbar ganz gewöhnliche Schule. Allerdings handelt es sich dabei um eine Fachschule für Kunstturnen, die für die historischen Erfolge der rumänischen Damenriegen im Laufe der Jahre verantwortlich war.
Serban Toader (谢芦宾), 25.06.2015, 18:05
Im westrumänischen Deva (dt. Diemrich) steht eine scheinbar ganz gewöhnliche Schule. Allerdings handelt es sich dabei um eine Fachschule für Kunstturnen, die für die historischen Erfolge der rumänischen Damenriegen im Laufe der Jahre verantwortlich war. Der offizielle Name der Schule lautet Nationales Sport-Kolleg Cetate Deva“, es ist eine Fachschule mit sportlicher Ausrichtung, integriertem und Zusatzunterricht. Schulleiter Adrian Liga ist stolz auf die Geschichte der Bildungseinrichtung.
Der Name der Schule steht offensichtlich in enger Verbindung mit der Tatsache, dass hier alle großen Kunstturnerinnen Rumäniens ab 1978 trainiert haben und es immer noch tun. Es sei hier erwähnt, dass diese Sportfachschule mit integriertem und Zusatzunterricht praktisch 1978 gegründet wurde, das heißt zwei Jahre nach den Olympischen Spielen in Montreal, wo Nadia Comăneci dank der Höchstnote Zehn zu Weltruhm gelangte. Damals beschlossen Teamtrainer Béla und Marta Károlyi, mit Unterstützung der Lokalbehörden die Bildungseinrichtung als Sportfachhochschule zu gründen. Demzufolge besteht seit 37 Jahren, wenn ich mich nicht verrechnet habe, diese Tradition großer Erfolge in der Disziplin Kunstturnen. Es ist eine Tradition, die wir fortführen wollen.“
Im Laufe der Zeit habe sich viel verändert, auch was die Regeln dieser Sportdisziplin anbelangt, sagt Adrian Liga. Dennoch habe die Sportschule die Tradition der Höchstleistungen erhalten, fügt der Schulleiter hinzu. In der Regel sei das Publikum vor allem am Frauenturnen interessiert, eben weil die rumänischen Riegen in dieser Sportart seit über 30 Jahren zur Weltspitze gehören. Jedoch glänzten die Schülerinnen und Schüler des Sportkollegs in Deva auch in anderen Disziplinen, etwa der Leichtathletik, dem 1990 eingeführten Sportaerobic, dem populären Fußball oder im Schwimmen. Ferner im Angebot der Sportschule: Ringen, Volleyball, Basketball und Judo.
Neben dem Sporttraining, einschließlich der Trainingseinheiten für den Leistungssport, bietet das Nationale Sportkolleg Cetate“ auch einen Regelunterricht an, wie jede Schuleinrichtung dieser Bildungsstufe in Rumänien. Die Schule habe ihre ganz eigene Identität, erklärt Leiter Adrian Liga.
Über unsere Identität könnte man so Einiges erzählen. Wir bilden Kinder aus, die bei sportlichen Auswahlverfahren herausragen, und zwar in den erwähnten Disziplinen. Unser Angebot beginnt mit dem Kindergartenalter – wo wir zwei Gruppen haben – und endet mit der 12. Klasse der 2. Sekundärstufe. Wir verfügen über eine recht solide materielle Grundlage, würde ich sagen. Wir bilden also Kinder aus – oder Sportler wie wir sagen – oder bieten eben gute Trainingsbedingungen für einen befristeten Zeitraum. Also können wir keine Schüler/Sportler aus dem Ausland aufnehmen, allerdings sind zahlreiche Delegationen hier zu Gast. Wir bekommen Anfragen aus vielen Ländern, die vor allem im Bereich Kunstturnen Trainingslager hier absolvieren möchten. Das geschieht in der Regel im Sommer, und wenn die Anfragen rechtzeitig bei uns eingehen, akzeptieren wir das. In den letzten Jahren waren Sportler aus Norwegen, aus Marokko und Frankreich bei uns. Generell sind es eher europäische Länder gewesen, Marokko ist vielleicht die Ausnahme.“
Neben den bekannten Erfolgen der Kunstturnerinnen kann sich das Sportkolleg Cetate“ in Deva in letzter Zeit auch mit anderen Höchstleistungen in der Leichtathletik rühmen, wie Adrian Liga berichtet. Das beste Beispiel ist die Weitspringerin Florentina Marcu, zweifache Junioren-Weltmeisterin im Jahre 2013 und Gewinnerin der Bronzemedaille bei den Europameisterschaften der Senioren in der Halle.