Museum der Nationalbank erwartet wieder Besucher
Ende des vergangenen Jahres hat die Nationalbank Rumäniens ihr eigenes Museum wiedereröffnet. Die neu eingerichteten Räumlichkeiten entsprechen nun modernen Standards europäischer Museen.
Ion Puican, 05.02.2022, 17:30
Das Gebäude der Nationalbank in der Altstadt von Bukarest lässt sich auch von außen bewundern — es ist eines der imposantesten Bauten der Neoklassik in der rumänischen Hauptstadt. Über seine Entstehung und die Gründung der Nationalbank gibt die Museographin Ruxandra Onofrei Auskunft:
Die Nationalbank Rumäniens wurde im Jahr 1880 gegründet — übrigens als 16. Zentralbank eines Staates weltweit. Sie war somit eine entscheidende Institution, die zur Modernisierung des damals noch jungen rumänischen Staates beitrug. Die ersten 10 Jahre war die Nationalbank in einem anderen Gebäude untergebracht, doch 1882 wird ein Grundstück unter den Ruinen einer ehemaligen Karawanserei (Raststätte für Karawanen) erworben, wo später das heutige Gebäude errichtet werden sollte. Mit der Planung des Repräsentativbaus werden die in der Epoche recht gefragten französischen Architekten Cassien Bernard und Albert Galleron im Jahr 1884 beauftragt; sie entwerfen ein Gebäude, das Neoklassik mit eklektizistischen Elementen der französischen Architektur der Jahrhundertwende vereint. Unser Museum ist in einem der wichtigsten Säle des Bankgebäudes untergebracht, den wir den Marmorsaal nennen. Hier ist zurzeit eine temporäre Ausstellung untergebracht, die dem König Michael I. gewidmet ist. Die Nationalbank zieht 1890 in das neu errichtete Gebäude ein, und der Marmorsaal wurde damals Schaltersaal genannt, denn dafür wurde er ursprünglich konzipiert. Hier empfing man Kunden und man konnte Banküberweisungen veranlassen oder Ein- und Auszahlungen in Bargeld erwirken. Unter jeder Arkade des Saals befand sich ein Schalter mit dem entsprechenden Büro des Bankangestellten, und in der Mitte stand ein langer Tisch mit Stühlen, wo man sich setzen und standardisierte Formulare ausfüllen konnte. Der Saal hat auch eine besondere Akustik, das heißt, der Widerhall erfährt eine Schallbrechung, so dass ein Kunde nicht genau verstehen konnte, was am Schalter nebenan gesprochen wurde. In den Büros hinter den Schaltern hatte jeder Bankkassierer einen Tresor unter seiner Obhut, und in unserer ständigen Ausstellung sind alle zwölf Panzerschränke von damals zu sehen. Unsere Besucher können außerdem alte Münzen, Banknoten und andere interessante Wertgegenstände aus unserer Sammlung bewundern.“
Was gibt es noch in der ständigen Ausstellung des Museums zu sehen? Die Museographin Ruxandra Onofrei zählt einige Highlights auf:
Unsere ständige Ausstellung umfasst zunächst die wunderbar gestalteten Innenräume des Alten Bankpalastes selbst. Dort präsentieren wir eine Dokumentation über den historischen Umlauf von Münzen auf dem Gebiet des heutigen Rumänien; sie beginnt im 5 . Jh. v. Chr. mit den in der antiken Siedlung Histria geprägten Münzen, lässt die darauffolgenden Epochen Revue passieren und endet 1867, als ein eigenes rumänisches Währungssystem eingeführt wurde. In einem weiteren Saal dokumentieren wir die Geschichte des Leu, der nationalen Währung, vom Gründungsjahr 1867 bis zu den heutigen Münzen und Banknoten.“
Im Marmorsaal ist aktuell eine temporäre Ausstellung zu sehen, die dem rumänischen König Michael I. gewidmet ist. Unter den Stichworten 100 Jahre seit der Geburt des Königs Michael I. (1921–2017)“ werden einzelne Stationen im Leben des Monarchen beleuchtet. Zum Schluss kommt erneut die Museographin Ruxandra Onofrei mit Einzelheiten zu Wort:
Diese Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem rumänischen Königshaus, dem Nationalen Archiv, dem Dorfmuseum »Dimitrie Gusti« und dem Museum für Militärgeschichte »Ferdinand I.« entstanden. Die Ausstellung ist dem 100. Jahrestag der Geburt des Souveräns gewidmet, wurde am 25. Oktober 2021 eingeweiht und läuft noch bis Ende Mai 2022. Unser Konzept war, wichtige Lebensabschnitte des letzten Monarchen Rumäniens zu dokumentieren, beginnend mit der Kindheit bis hin ins hohe Alter. Denn das Leben des Königs Michael I. überschneidet sich mit wichtigen Ereignissen der jüngsten Geschichte Rumäniens und ist daher eine Dokumentation wert. Darüber hinaus haben wir auch weniger konventionelle Artefakte in unserer Ausstellung — etwa die Geburtsurkunde des Monarchen, die zum ersten Mal öffentlich ausgestellt wird. Auch Fotos gehören dazu, die das Leben des Königs in gewöhnlichen Alltagssituationen zeigt, oder Klassenarbeiten aus seiner Schulzeit. Die Ausstellung endet mit der Jubiläumsprägung der Nationalbank zu diesem Anlass, darunter eine Goldmünze mit einem Nennwert von 500 Lei und einer Reinheit von 999,9.“