Interdisziplinäre Auftritte: Das Caleido-Festival der darstellenden Künste
Das Caleido-Festival der darstellenden Künste fand nun schon im 4. Jahr statt und umfasste Ende Mai 20 unabhängige Theater-, Tanz- und Performance-Produktionen, darunter sieben Eigenproduktionen und vier Premieren.
Corina Sabău, 26.06.2021, 15:37
Die 4. Ausgabe des Festivals hatte als Ziel, den interdisziplinären, interkulturellen und interethnischen Dialog in der Reihe Caleido Talks zu erweitern. Dabei handelte es sich um Diskussionen in Form von Podcasts, die sich wiederum mit dem Thema des Festivals auseinandersetzten: die Gesellschaft vielseitig gesehen, durch den Filter von Stereotypen, Beziehungen, Frauen, Gemeinschaften und der jüngsten Geschichte. Künstlerische Leiterin des Festivals war in diesem Jahr Andreea Novac, eine unabhängige Künstlerin, Choreografin und Performerin.
Diese ist die erste Ausgabe, an der ich aus dieser Perspektive beteiligt bin, die der Person, die die künstlerische Auswahl trifft. Frühere Ausgaben standen ganz im Zeichen von Vielfalt und Multikulturalität, und – soweit ich von den Initiatoren und Organisatoren erfahren durfte – entstand das Festival aus einem Bedürfnis heraus. Aus der Notwendigkeit heraus, im gleichen Raum und Kontext extrem diverse Leistungen zusammenzubringen. Und wenn ich sage divers, dann meine ich das Thema, den ästhetischen Modus und Diskurs. Und die Idee war, wie ich schon sagte, dass diese Performances am selben Ort präsentiert werden sollten, damit das Publikum Verbindungen herstellen und die Phänomene beobachten kann, denen die Künstler nachgehen, um mehrere Perspektiven auf dieselbe Sache zu haben.
Ich bin Choreographin. 2019 produzierte das Caleido Festival eine Aufführung, die ich mit dem Schauspieler István Téglás gemacht habe. Und weil den Leuten, die das Festival vor zwei Jahren organisiert haben, diese Aufführung gefallen hat, schlugen sie vor, dass ich dieses Jahr die Veranstaltung im Bereich Tanz und Performance weiterentwickle. Ich habe zugesagt, weil mir die Idee sehr gut gefiel, vor allem, weil ich nicht der Meinung bin, dass die Aufführungen spezialisiert sein sollten, dass sie ausschließlich Tanz- oder Theateraufführungen sein sollten. Ich glaube, dass eine Aufführung eine Mischung aus verschiedenen Künsten sein kann, und unter diesem Gesichtspunkt war Caleido genau die Plattform, die ich brauchte, eine Plattform, die mir half, meine Möglichkeiten zu entwickeln.
Andreea Novac, die künstlerische Leiterin des Festivals, stellte uns auch die vier Produktionen des Caleido-Festivals vor, eine Veranstaltung, die auf die unsichere und instabile Situation des unabhängigen Theaters und der darstellenden Künste im Allgemeinen aufmerksam machen will.
Wir haben auch mit den Vorschlägen der Organisatoren gearbeitet und wir haben zwei Ausschreibungen eingeplant. Eine für Aufführungen, die wir zum Festival einladen und eine andere Ausschreibung für Aufführungen, die wir während des Festivals produzieren, ein sehr wichtiger Aspekt von Caleido. Caleido hat im Jahr 2020 vier Aufführungen produziert, was für ein Festival und für ein so schwieriges Jahr wie 2020 sehr viel ist, und in diesem Jahr kamen diese Premieren heraus. In Bezug auf die Ausschreibung, war es mir ein großes Anliegen, Aufführungen von außerhalb Bukarests in das Festival einzubeziehen. Es gibt eine Menge unabhängiger Künstler landesweit, mit sehr starken Vorschlägen und ich wollte ihre Absichten kennenlernen und, soweit es mir möglich war, sie zum Festival einladen und diese vier Aufführungen zu produzieren.
Um die Geschichte knapp zu erzählen: Ich habe Paul Duncă/Paula Dunker, einer queeren Aktivistin, die volle Freiheit gewährt, ein Team zu gründen, mit dem sie eine Aufführung mit dem Titel Anbetung der radikalen Performance auf die Beine gestellt hat. Es ist eine Aufführung über die Voguing-Bewegung (eine Tanzart, die sich in den 80er Jahren in Harlem entwickelte). Soweit ich weiß, ist es eine der wenigen Produktionen in unserem Land, die sich mit diesem Phänomen befasst und es auf eine tiefe Art und Weise behandelt, die mehreren Ebenen folgt. Es gibt eine persönliche Ebene, aber es gibt auch viele Informationen in der Aufführung über die Voguing-Kultur, die in unserem Land nicht sehr bekannt ist. Umso mehr lohnt es sich, das Stück wegen dieser sehr starken pädagogischen Dimension zu sehen. Es ist eine Aufführung, die einen mit Energie erfüllt, visuell sehr schön und vom Publikum leicht zu empfangen.
In diesem Jahr präsentierte Caleido auch Bildungswoman unter der Regie von Elena Morar, eine Aufführung, die dem Projektaufruf entspricht. Bildungswoman ist eine Produktion, die visuell viel zu bieten hat, aber auch eine Aufführung mit Inhalt ist. Es ist eine Aufführung über Frauen und über das Erwachsenwerden. Ich zögere, es ein feministisches Manifest zu nennen, aber das Stück hat eindeutig eine sehr starke feministische Dimension. Eine weitere Caleido-Produktion war Fräulein Iulia, eine Produktion unter der Regie von Andreea und Andrei Grosu. Fräulein Iulia ist ein Ende des 19. Jahrhunderts geschriebener, aber sehr aktueller Text. Und die letzte Caleido-Produktion war Libretto Impostura, in der Regie von Matei Lucaci-Grünberg, der zweite Teil einer Trilogie. Eine Aufführung, die mit Humor und Ironie und auf eine sehr gesunde Weise über Hochstapelei spricht.
Audiobeitrag hören: