Dokumentarfilme zur modernen Geschichte Rumäniens erstmals in London
Zwischen dem 26. April und 31. Juli 2021 findet der erste Rückblick auf rumänische Dokumentarfilme der Gegenwart in Großbritannien statt.
Corina Sabău, 23.06.2021, 17:39
Das Festival rumänischer Dokumentarfilme in Großbritannien wird vom Rumänischen Kulturinstitut in London, in Zusammenarbeit mit den rumänischen Festivals Astra Film Sibiu und One World Romania organisiert. Framing the Change zeigt dieses Jahr über 30 Filme und lädt das Publikum zu speziellen Veranstaltungen ein. Das Projekt bringt rumänische Dokumentarfilme der letzten zwei Jahrzehnte in den Vordergrund, Filme, die die soziale Realität Rumäniens erforschen, während sie passiert. Die Streifen beschäftigen sich mit der massiven Migration, der Überschneidung von Religion und der säkularen Welt, dem komplizierten Verhältnis von Schul- und Heimerziehung, der jüngsten Geschichte Rumäniens. Die Auswahl umfasst auch eine Reihe von Filmen, die in das persönliche Leben ihrer Schöpfer eintauchen oder die Geschichte einer Gemeinschaft aufdecken und so die Vielfalt der Stile und Ästhetik im rumänischen Dokumentarfilm widerspiegeln.
Der erste Teil der Retrospektive wurde von Adina Marin (Mitglied des Teams beim ersten internationalen Filmfestival Astra in Sibiu) zusammengestellt und zeigt, unter anderen, die Regisseure Alexandru Petru Bădeliţă, Alex Brendea, Dumitru Budrala, Radu Ciorniciuc, Andrei Dăscălescu, Oana Giurgiu, Alexandru Solomon und Julio Soto. Adina Marin kommt zu Wort: Ich habe mich sehr über dieses Projekt gefreut, das von Magda Stroe, der Koordinatorin des Rumänischen Kulturinstituts in London, initiiert wurde, die mit einer kleinen Übersicht über rumänische Dokumentarfilme beginnen wollte. Das Projekt wuchs durch ihre Bemühungen und wurde zu dem, was wir heute sehen. Eigentlich war es ganz natürlich, dass es so ablief, denn mit der Zeit wurden rumänische Dokumentarfilme zu einem umfangreicheren und komplizierteren Thema, das nicht in zwei oder drei Vorführungen abgehandelt werden konnte. Was die Auswahl betrifft, wenn man eine Retrospektive macht, nimmt man entweder alle Dokumentarfilme, die in dem betreffenden Zeitraum entstanden sind, ins Programm auf, was unmöglich ist, oder man trifft eine Auswahl, die an sich automatisch subjektiv ist.
Meine Subjektivität bestand darin, auf die für das Astra Film Festival ausgewählten Filme zurückzublicken, die einen bestimmten Moment markierten. Ich spreche von besonderen Vorführungen, emotionalen Filmen, Filmen, die etwas Besonderes in der Karriere eines Regisseurs bedeuten oder Dokumentarfilmen, die Geschichten erzählten, die für einen bestimmten Moment wichtig waren. Ich war sehr emotional, als ich mir diese Filme ansah, um die Auswahl zu treffen. Es war, als würde man Freunde wiedersehen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, und sich fragen, wie es wohl sein wird. Ich war sehr neugierig zu sehen, welche Wirkung ich mit diesen Filmen nach so vielen Jahren erzielen konnte. Es war eine angenehme Überraschung als ich feststellte, dass ein Dokumentarfilm nicht schal werden kann. Wenn wir über die Entwicklung der Technologie sprechen, egal wie sehr sie sich weiterentwickelt, Dokumentarfilme werden ihre Qualität beibehalten, eine Momentaufnahme des Augenblicks zu sein, in dem sie gemacht wurden und alle möglichen Konnotationen zu haben, die wir bis heute spüren.”
Die Retrospektive des zeitgenössischen rumänischen Films in Großbritannien wurde mit einer Podiumsdiskussion mit Adina Marin (Managerin des Astra Film Festivals in Sibiu), Andrei Rus (künstlerischer Leiter von One World Romania), Cíntia Gil (Direktorin von Sheffield Doc Fest) und Michael Stewart (Direktor von Open City Docs) eröffnet und von dem Journalisten Jonathan Romney moderiert, der für die Publikationen Film Comment, Sight & Sound”, The Observer” und Screen Daily” schreibt. Adina Marin: Bei dieser Diskussion hatten Andrei Rus und ich, Auswahlleiter für das Programm, die Möglichkeit, Argumente für die unsere Auswahl vorbringen. An den Gesprächen nahmen allerdings Menschen teil, die auf die eine oder andere Weise im Laufe der Jahre mit rumänischen Dokumentarfilmen in Kontakt gekommen sind. Die Diskussion war interessant, weil sie viele Perspektiven einbrachte, nicht nur unsere Visionen, als Organisatoren des Festivals. Ich war froh, Jonathan Romney dabei zu haben, der sich nicht nur für Dokumentarfilme, sondern für das rumänische Kino insgesamt interessiert, das er seit vielen Jahren verfolgt.
Die Diskussion fand kurz vor der Oscarverleihung statt und so kam es, dass wir auf diese Weise eine Brücke schlagen konnten, zwar von Dumitru Budalas Film On the Road” aus dem Jahr 1998, der in gewisser Weise den Weg für rein beobachtende Dokumentarfilme in Rumänien eröffnete, zu Alexander Nanaus Film Colectiv”, der dieses Jahr bei den Oscars zwei Nominierungen erhielt.” Das Programm des zweiten Teils der Retrospektive, der zwischen dem 15. Juni und 31. Juli stattfindet, besteht aus einer Auswahl, die der Kritiker Andrei Rus, künstlerischer Leiter von One World Romania, getroffen hat. Die Filme werden auf dem Online-Kanal des Rumänischen Kulturinstituts in London gezeigt, mit englischen Untertiteln und einige von ihnen sind nur in Großbritannien für einen kurzen Zeitraum verfügbar.