Theaterregisseur Alexander Hausvater veröffentlicht drei Romane gleichzeitig
Unlängst sind drei Bücher des Regisseurs und Autors Alexander Hausvater im Verlag Integral erschienen. Die Geschichten sind von den Erlebnissen der Schriftsteller in Zeiten der Pandemie inspiriert.
Ion Puican, 03.04.2021, 17:30
In dieser Zeit der Pandemie, die der Kulturbranche besonders schwer zugesetzt hat, fand auf der Bühne des Theaters Stela Popescu“ in Bukarest ein literarisches Ereignis statt. Der in Rumänien geborene Regisseur Alexander Hausvater, eine umstrittene Figur im rumänischen Theater für seine kühnen Visionen, hat im Laufe des letzten Jahres drei Romane veröffentlicht. Es handelt sich um Aici Radio Eros“/Hier Spricht Radio Eros“, Penumbra“/Halbschatten“ und Dor călător“/Reisender Spleen“, alle drei erschienen im Verlag Integral.
Über diese Bände und ihren Autor sprechen wir mit dem Schriftsteller Varujan Vosganian:
Diese drei Bücher habe ich unlängst gelesen und sie gaben mir einen Einblick in einen Geist, der keine Ruhe hat, der ungeduldig in seiner täglichen Existenz ist, denn seine Bücher führen den Leser zu anderen Horizonten. Die Bücher erinnerten mich an einen Film, den ich jüngst gesehen habe, in dem ein Großteil der Handlung in der 5. und dann in der 6. Dimension spielt. Genauso wirken auch Alexander Hausvaters Bücher, sie können den Leser aus seinem Wohnzimmer direkt auf die Straße oder sogar in eine andere Stadt oder ein anderes Land versetzen. Die Orte, an die uns der Schriftsteller führt, haben nicht unbedingt einen Namen — es ist das Land, das er verlassen hat oder in dem er angekommen ist, und die Handlung findet in einer unbestimmten Zeit statt. Der Autor ist auch Regisseur — und er nimmt sich sogar die Freiheit, uns Regieanweisungen zu geben, indem er uns zum Beispiel sagt, wir sollen dieses und jenes Lied bis zu einer bestimmten Minute hören, er ist sehr streng mit den Lesern bei der Lektüre seines Textes, der nicht einfach so gelesen werden kann. Er nimmt uns sanft an die Hand und nimmt uns mit auf einer Fantasie-Reise mit.“
Der Verlagsleiter Cornel Postolache ist auch begeistert über die drei Neuigkeiten bei Integral, die er als große Überraschung betrachtet:
Nach mehreren Theaterbüchern, die vor einem Jahrzehnt veröffentlicht wurden, nach dem Rätselroman »Ce dacă?« (»Na und?«), erschienen 2017, kommt nun die eigentliche Überraschung, dass diese drei Romane auf einmal erscheinen. Ich hatte die Gelegenheit, der erste Leser zu sein, und ich war davon total begeistert. Alle drei sind bewegende, tief berührende Bücher, die so viele und unterschiedliche Gefühle abdecken, denn man muss nur die erste Seite lesen, um zu sagen: Wow, das ist ja ein Schriftsteller!“
Die Veranstaltung endete mit einer Rede des Autors, der von der Reaktion des Publikums tief bewegt war. Für Alexander Hausvater war es eine Gelegenheit, sich mit dem kreativen Prozess auseinanderzusetzen, denn die drei Geschichten in den Romanen sind von der Corona-Pandemie inspiriert. Alexander Hausvater:
Ich möchte über diese besondere Situation sprechen, die durch die Pandemie im Kopf eines Künstlers entstanden ist, der 30, ja 40 Jahre lang am Theater gearbeitet hat und vergeblich nach Autoren gesucht hat, deren Texte er adaptieren könnte. Und plötzlich findet sich dieser Künstler in einer unerträglichen Situation wieder, erdrückt von den Wänden seines eigenen Hauses, erstickt von der Maske und der Abwesenheit von menschlichen Kontakten. Und dann überfallen ihn Geschichten, die in seinem Kopf geboren werden. Mein ganzes Leben lang habe ich mich für einen Geschichtenerzähler gehalten, für jemanden, der sich Geschichten ausdenkt und am Ende auch die Rolle des Zuschauers einnimmt. Als ich diese drei Romane beendete, wurde mir klar, dass eine ähnliche Geschichte wie jene in »Halbschatten« während des Zweiten Weltkriegs im Hotel Europe in Warschau stattgefunden hatte. In diesem Hotel versammelten die Nazis die reichsten Juden der Stadt, und im Austausch für ihr Vermögen wurde ihnen ein Visum nach Argentinien angeboten. Der Roman »Hier spricht Radio Eros« hat seinen Ursprung in einem meiner Werke für das kanadische Fernsehen, während die Geschichte von »Der reisende Spleen« von der Beziehung zu meinem Vater inspiriert wurde, der tiefsten, widersprüchlichsten, schwierigsten und doch wertvollsten Beziehung, die ich je in dieser Welt hatte.“
Der größte Wunsch eines Schriftstellers sei es, gelesen zu werden und dass die Literatur, genau wie die Liebe, uns bis zum Ende des Lebens begleitet, sagte der Autor und Regisseur Alexander Hausvater zum Schluss unseres Gesprächs:
Man fragt sich, warum jemand seine Zeit mit dem Schreiben verschwendet? Nun, im Gegensatz zum Theater, weiß man das bei der Literatur nie. Vielleicht findet ein Kind eines Tages, am Ende unseres Jahrhunderts, eine Truhe auf einem Dachboden, öffnet sie und findet ein Buch, das Jahre zuvor veröffentlicht wurde. Und da es draußen zu heiß ist, bleibt er drinnen und beginnt zu lesen. Das ist alles, worauf ein Autor hofft: gelesen zu werden. Demnach ist die Suche nach Liebe der rote Faden, der durch unser Leben zieht. Warum das so ist? Ganz einfach, weil die Liebe etwas ewig Währendes sein muss, das uns von der Geburt bis zum Tod begleitet. Also, wenn ein Leser beim Lesen meiner Romane das Bedürfnis verspürt, seine Frau in den Arm zu nehmen und zu küssen, nun, dann ist meine Wette gewonnen.“