BIEFF 2020: Festival für Experimentalfilm fand teils online statt
Das 10. Internationale Festival des Experimentalfilms ist dieses Jahr online gegangen. Die Organisatoren haben sich im Kontext der Coronavirus-Pandemie für eine gemischte Ausgabe entschieden und einige Kurzfilme wurden in Bukarester Kunstgalerien gezeigt.
Corina Sabău, 12.12.2020, 17:30
Das zehnte Bukarester Internationale Festival des Experimentalfilms (BIEFF) hat dieses Jahr zum ersten Mal in einer gemischten Form stattgefunden. Die Festspiele gingen am 29. November zu Ende und luden die Zuschauer sowohl zu Online-Vorführungen als auch in etliche Kunstgalerien Bukarests ein, wo Kurzfilme gezeigt wurden. Die Intendantin Oana Ghera erläutert wie die Organisatoren diese Sonderausgabe geplant haben:
Währed des Notstands im Frühling haben wir die Auswahl der Filme gemacht. Wir haben zahlreiche Themen entdeckt, die für uns Organisatoren sowie für die Filmemacher interessant waren. Dieser Idee, der Utopie, der Dystopie der neuen Welt, die die Isolation mit sich brachte, ging eine Suche nach den geeigneten Regisseuren voran. Wir waren auf der Suche nach einer alternativen Zukunft, nach einer neuen Form unserer Gesellschaft, so wie wir sie uns aufgrund der heutigen Probleme vorstellen konnten. Wir organisierten keinen Wettbewerb für die Auswahl der Filme, sondern suchten uns selbst die Produktionen, die wir beim Festival zeigten. Wir suchten sie in den Filmkatalogen der Vertreiber sowie in der Auswahl internationaler Festivals. Wir hatten kein bestimmtes Thema oder Kriterium, sondern erforschten Themen die immer wieder vorkommen und Ideen, die mehrere Regisseure gemeinsam haben.“
Oana Ghera sagte im Anschluss, dieses Jahr kreisten die Produktionen auf dem Programm um sieben Themen. Unsere Gesprächspartnerin mit weiteren Einzelheiten über das Programm der Veranstaltung:
Die 39 Titel wurden dieses Jahr in sieben Kategorien geteilt. In der Kategorie »A Brave New World« (»Eine schöne neue Welt«) standen zwei Programme zum Thema Utopie und Dystopie: »Embracing Utopia« (»Umarme deine Utopie«) und »The Spectre of Dystopia« (»Das Spektrum der Dystopie«). Ein weiteres Thema, das wie als besonders aktuell betrachten, ist die Rollenverteilung nach Geschlecht in der Filmindustrie. In dieser Kategorie haben wir 6 Kurzfilme von Regisseurinnen gezeigt, es gibt auch die Kategorie »The Map is not the Territory« (»Die Karte ist kein Territorium«), die sich mit der Migration weltweit auseinandersetzt. Dieses Thema war allerdings in den letzten Jahren immer wieder auf dem Programm des Festivals zu finden. Die Filmemacher weltweit zeigen ein großes Interesse für dieses Thema, das das letzte Jahrzehnt stark geprägt hat. »An Act of Violence« (»Eine Gewalttat«) war ein weiteres Thema auf dem Programm der diesjährigen Festspiele des Experimentalfilms, wir zeigten auch Experimentalfilme, die sich mit unterschiedlichen Gewaltdarstellungen befassen, vom Krieg und Terrorakten bis zu kleinen Gewalttaten, die in unserem Alltag immer öfter vorkommen. Eine andere Sektion war dieses Jahr »Sublime Bodies« (»Erhabene Körper«), die sich mit der Darstellung des menschlichen Körpers befasst sowie mit dem Platz, den der menschliche Körper in der Öffentlichkeit einnimmt oder nicht. In der Sektion »A State of Grace« (»Ein Zustand der Gnade«) haben wir, genau wie bei »Imbrace Your Utopia«, das Thema behandelt, wie wir eine Zuflucht in einer trüben Welt wie unsere finden können. Das Festival des Experimentalfilms regt zum Nachdenken und Debatten an, es handelt sich nicht nur um Filmvorführungen.“
Die Produktion They parlaient idéale“ ist der Gewinner des Großpreises bei BIEFF. Die französisch-belgische-italienische Produktion reflektiert darüber, was es bedeutet, Bürger einer Nation zu sein, besonders wenn die eigene Identität eher unklar ist. Eine Gruppe von Darstellern unterschiedlichen Alters und verschiedener ethnischer Herkunft begibt sich auf einen Roadtrip von Grigny, einem Vorort von Paris, zum französischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Jurymitglieder waren Charlotte Serrand, Kunstdirektorin des Internationalen Filmfestivals La Roche-sur-Yon“ und künstlerische Beraterin von Quinzaine des Réalisateurs de la Cannes“, Irina Trocan, Professorin an der Theater- und Filmuniversität in Bukarest, und die Künstlerin Maha Maamoon, Mitglied des Forums Expanded Kuratorenteam“ auf der Berlinale.