Kulturinstitute in Bukarest vernetzen sich
Partnerschaft ist das Schlüsselwort, um diesen schwierigen Moment für den Kulturbereich zu überwinden, glauben in der aktuellen Situation die Vorsitzenden des französischen und des deutschen Kulturinstituts.
Monica Chiorpec, 06.06.2020, 17:30
Die Kunstgalerie Insula 42“ hat in Partnerschaft mit dem Französischen Kulturinstitut und dem Goethe-Institut in Bukarest unter dem Namen Europäischer Inkubator“ eine neue Reihe von Kulturveranstaltungen ins Leben gerufen. An der ersten Online-Sitzung, die von Corina Şuteu moderiert wurde, haben Hélène Roos, Direktorin der französischen Kulturinstitute in Rumänien und Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Goethe in Bukarest, teilgenommen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Probleme Rumäniens als Folge der Gesundheitskrise, die wir durchleben, und die Frage, wie derartige Kulturpartnerschaften mit Frankreich und Deutschland gefestigt werden können.
Laut Hélène Roos seien die kulturellen Netzwerke, die sich in den letzten Monaten gebildet und entwickelt haben der größte Vorteil für die Kulturinstitute in Rumänien:
Man spricht viel über die negativen Auswirkungen der Isolation, aber einer der Effekte ist, dass unser Team mehr in einem Netzwerk von Instituten arbeitet. Wir haben ein Netzwerk auf nationaler Ebene gebildet und ich glaube, dass »Netzwerk« ein Konzept ist, das in Zukunft immer wieder auftauchen wird. Wir haben das Programm »FrenchMania« ins Leben gerufen, wir organisieren virtuelle Präsentationen, Online- und Telefonsitzungen mit Studenten, die ein großes Interesse dafür zeigen, an Sprachkursen in Frankreich teilzunehmen.“
Die Kulturpartnerschaften zwischen Rumänien und Frankreich und anderen europäischen Ländern wurden auch während der Zeit der Isolation fortgesetzt. Viele Events sind online gegangen und Debatten sind zur Hauptstrategie geworden, mit deren Hilfe Menschen und Institutionen, die am Kulturaustausch und an internationalen Projekten beteiligt sind, gemeinsam Lösungen finden können. Hélène Roos dazu:
Eine erste Priorität ist die Unterstützung der französisch-rumänischen Partnerschaften, da Frankreich unser Partner an zahlreichen Events ist, während die zweite Priorität darin besteht, die Zivilgesellschaft zu unterstützen, sich unseren Projekten anzuschließen. Wir tun unser Bestes, um den Bildungssektor zu unterstützen, der sich trotz der Krisensituation weiterhin im digitalen Umfeld manifestiert. Die Angst blockiert uns. Natürlich ist es normal, sich Sorgen zu machen, aber nur wenn wir ein Projekt haben, an dem wir beteiligt sind, können wir die Angst überwinden und Lösungen finden.“
Das Französische Kulturinstitut in Bukarest ist auch mit zahlreichen Programmen und Projekten online gegangen. Wie überall in Europa lädt Hélène Roos rumänische Intellektuelle ein, an Gesprächen teilzunehmen, die neue Ideen zur Unterstützung der Kultur als Resultat haben können:
Die Welt wird sich entsprechend den Praktiken entwickeln, die in der Situation, die wir durchleben, eingeleitet werden. Wir müssen uns auf diese Erfahrung einstellen, die uns helfen wird, unsere Projekte in Zukunft umzudenken. Wir brauchen rumänische, französische, deutsche, europäische Intellektuelle, die heute darüber sprechen, welches das Kulturmodell von heute und morgen sein könnte.“
Der Leiter des Goethe-Instituts in Bukarest, Joachim Umlauf, wies in der Debatte von Insula 42“ auf die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf die Zivilgesellschaft hin. Er ist auch der Meinung, dass Partnerschaft das Schlüsselwort ist, um diesen schwierigen Moment zu überwinden:
Wir können leicht feststellen, wie sich die Folgen dieser Krise auf die Zivilgesellschaft auswirken, sowohl aus wirtschaftlicher als auch sozialer Sicht. Eine unserer Aufgaben ist es, Zusammenhalt in der Gesellschaft zu schaffen und den Kultursektor zu unterstützen. Wir hoffen, dass unsere rumänischen Partner ihre Projekte fortsetzen können, denn wir pflegen eine langjährige Partnerschaft mit Frankreich, Deutschland und Rumänien.“
Sprachkurse gehören zu den Grundprogrammen eines Kulturinstituts. Wie alle in Rumänien tätigen Kulturinstitute ist auch Goethe-Institut mit einem Rückgang der Einnahmen konfrontiert, der seine Tätigkeit einschränkt. Allerdings, so Joachim Umlauf, gehe es jetzt vor allem darum, das Team komplett zu halten, aber auch um die Bedeutung der von ihm geleiteten Institution in einer von der Krise betroffenen Gesellschaft:
Es muss gesagt werden, dass es auch ein wirtschaftliches Problem gibt, denn die Einnahmen aus den Kursen haben den Haushalt der Institution ausgeglichen. Wir mussten bestimmte Programme aufgeben, kulturelle Projekte, die dem Institut Einnahmen brachten. Es gab keine andere Wahl. In diesem Jahr mussten wir das Budget für die Kulturprogramme um fast 40% kürzen, um unsere Mitarbeiter nicht zu verlieren, unsere Lehrer in der nächsten Zeit zu bezahlen, die Schüler zu behalten und sicherzustellen, dass es allen gut geht.“
Natürlich kann die Interaktion auf virtueller Ebene die direkte, menschliche Interaktion nicht ersetzen. Joachim Umlauf hält es für sehr wichtig, dass die Menschen das Gleichgewicht zwischen diesen durch den neuen Zustand der Dinge auferlegten Regeln und den alten kulturellen Praktiken finden:
In Zukunft müssen wir ein perfektes Gleichgewicht zwischen dem digitalen Format, das wir jetzt erleben, und der alten Art der physischen Interaktion finden. Natürlich ist es unter dem Gesichtspunkt der Ökologie, der Mobilität ein gutes Omen, dass die rumänischen, französischen und deutschen Partner an diesem runden Tisch Platz genommen haben und über Skype oder andere Plattformen kommunizieren. Auf der anderen Seite besteht und wird sowohl jetzt als auch nach der Krise ein enormer Bedarf an physischem Kontakt bestehen.“