Bauernmuseum in Bukarest: Digitale Angebote setzen auf kollaborative Projekte
Das Rumänische Bauernmuseum in Bukarest ist in Zeiten der Corona-Pandemie auf das Internet ausgewichen. Digitale Projekte im Rahmen eines größeren Programms zielen darauf ab, das Angebot anzureichern und an die neue Realität anzupassen.
Monica Chiorpec, 25.04.2020, 17:30
Die flächendeckende Ausgangssperre hat die Museen, die auf ihr Publikum angewiesen sind, schwer getroffen; das Bukarester Bauernmuseum ist da keine Ausnahme. Iris Şerban, Chefin des Bildarchivs im zentral gelegenen Museum in Bukarest, erzählt über die Stimmung am Anfang der Epidemie:
Wir haben uns einfach gefragt, was wir in diesem Kontext tun können — und haben diese Herausforderung akzeptiert. Wir wussten, dass wir kreativ sind und das Know-how haben, und dann wollten wir sehen, was wir aufbauen können. Wir haben uns unter Kollegen aus mehreren Bereichen ausgetauscht — Forschung, Dokumentation, Archiv, Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung — und ein Programm aufgestellt, das sich zeitweilig nur online entfaltet, aber teilweise auch mittel- und langfristig fortgesetzt werden kann. Wenn wir den Normalbetrieb wieder aufnehmen, wollen wir manche Projekte auch offline anbieten.“
Die Projektleiterin Iris Şerban weist auch auf ein besonderes Projekt hin — Particular“, zu übersetzen in etwa mit Privat“, aber auch mit Speziell“ oder Besonders“. Es seien nicht mehr die Museographen, die sich auf der Suche nach Sehenswertem begeben, sondern die Menschen, die Stücke einschicken:
Das Projekt geht von einer einfachen Idee aus. Von einer anthropologischen Perspektive auf die heutigen Umstände. Volens-nolens müssen wir uns in das Innere, das Private unserer Wohnung zurückziehen. Tag für Tag bewegen wir uns in denselben Spuren, was repetitiv, ermüdend, sogar stressig werden kann. Die Herausforderung an uns selbst, an Kollegen anderer Museen und an das Publikum war, uns die Dinge zuhause anders anzusehen — denn unsere jeweilige Wohnung ist eine eigenständige Welt, in der sich eine Vielzahl von Geschichten und Erinnerungen verstecken, die zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden sind.“
Kleine Gegenstände, große Gegenstände, die mit banalen aber auch mit exotischen Orten assoziiert werden können –, alles Dinge, die wir heute mehr wahrnehmen als noch vor einigen Wochen, als wir gleichgültig darüber hinwegsahen. All das lohnt sich, zu fotografieren und dann das Bild und eine kurze Story einzuschicken. Aber nicht nur der Umgang mit Objekten ist wichtig, sondern auch die Beziehung zu den Menschen in der eigenen Familie. Jeden Montag-, Mittwoch- und Freitagabend lädt das Museum zu einer gemütlichen Hörstunde ein, sagt Valentina Bâcu, Mitarbeiterin in der Bildungsabteilung des Bauernmuseums:
Es geht um Hörgeschichten und der Schwerpunkt wird eben auf das Hören gelegt. Kinder und Eltern gleichermaßen sind eingeladen, Kollegen aus den Museumsabteilungen zuzuhören. Sie erzählen Bauerngeschichten oder Volksmärchen, die so ausgewählt sind, dass die Eltern sie in der Regel kennen und sie als Ausgangspunkt für ein Gespräch mit den Kindern dienen.“
Kinder und Eltern sind in einem anderen Projekt angeregt, Theater zu spielen, audiovisuell zu improvisieren und auch ein Tagebuch in Pandemiezeiten anzulegen. Die Familien spielen Theater, sie gehen dabei von einem Gegenstand aus oder auch nur von einem Schatten an der Wand. Die Kinder dürfen dann singen, Geräusche erfinden und Rollen spielen. Daran knüpft auch das Projekt Museum in der Schachtel“ an, sagt die Bildungsexpertin Valentina Bâcu.
Wir können Museen heute virtuell besuchen und wir schlagen den Kindern im Rahmen von »Museum in der Schachtel« vor, ihre eigenen Ausstellungen zu basteln. Wenn sie auch einen digitalen Ansatz einbauen wollen, können sie in einer Anleitung die sogenannte Stop-Motion-Animation lernen. Das ist praktisch eine Online-Fortsetzung des Animationsworkshops, den wir im Bauernmuseum haben.“