Sammelband thematisiert Rolle der Rumänischlehrer im Unterricht
Die Rolle, die die Rumänischlehrer in heutigen Kulturraum und zur Förderung der Literatur der Gegenwart spielen, ist sehr wichtig, wird jedoch völlig übersehen, glaubt der Verleger Cristian Cosma.
Corina Sabău, 07.09.2019, 17:30
In seinem Buch Prof de limba română“ (Rumänischlehrer“) trägt der Autor Geschichten engagierter Lehrer zusammen, die mit einem unzeitgemäßen Schulsystem kämpfen und sich anstrengen, bei der jüngeren Generation den Spaß am Lesen zu wecken. Der Band Prof de limba română“ (Rumänischlehrer“) des Verlegers Cristian Cosma ist laut Aussage des Autors eine andere Art von Anthologie“ die sich zum Ziel setzt, die Situation der zeitgenössischen Literatur und die Rolle der Rumänischlehrer im heutigen Kulturraum wieder in die Aufmerksamkeit der Literaturbegeisterten zu bringen:
Die prekäre Situation der rumänischen Schriftsteller lässt sich einigermaßen dadurch erklären, wie wir ihre Mission verstehen. Das ist als ob wir mit der Motorsäge Bäume fällen würden, weil sie alt sind oder um das Aussehen der Stadt zu verbessern, anstatt uns an Experten in diesem Bereich zu wenden. Die Rumänischlehrer zählen zu den wenigen Experten im Literaturbereich. In der Buchindustrie gibt es viele Experten auf Papier, die anderen bleiben unbemerkt, weil sie vor 20–30 Schülern sitzen oder stehen, mit der erhöhten Bürokratie im Bereich kämpfen, zeitgleich halten sie ihr Wissen auf dem neusten Stand, sie lesen viel, sie wissen, welche Autoren auf die jüngsten Buchmessen auftreten.“
Dumitriţa Stoica ist Rumänischlehrerin am Gymnasium Gheorghe Lazăr“ in Bukarest und Autorin von zwei Romanen: Nu mă atinge“ (Rühr mich nicht an“), der 2011 im Verlag Humanitas erschien, und La marginea lumii“ (Am Rande der Welt“), der 2018 im Verlag Cartea Românească erschien. Die Lehrerin hat ihren Beitrag zum Band von Cristian Cosma gebracht:
Es handelt sich um eine Sammlung von Geschichten über Schule, Leben, Erfahrungen der Lehrer, die verschiedenen Generationen angehören, und die Texte decken einen großen Zeitraum ab. Ich habe vorerst nur den ersten Band gelesen, der zweite enthält Erinnerungen von Lehrern, die in den 1950er und 60er Jahren unterrichtet haben. Die jüngsten Lehrer, die ihre Erfahrungen in diesem Buch teilen, unterrichten seit zwei oder drei Jahren. Das Buch würde ich als sehr lebendig beschreiben, denn all diese Geschichten hat jemand erlebt und sie werden meistens mit viel Humor erzählt. Andere weisen hingegen tragische und komische Merkmale auf, und das Bild der Schule, das dieser Band vermittelt, ist sehr echt. Viele Texte erzählen von der Verwirrung, in die wir geraten sind, denn die Schule entfernt sich langsam von der rumänischen Literatur und von der Geisteskultur.“
Die Lehrerin Dorica Boltaşu Nicolae ist der Ansicht, dass die Schule zu einem steifen Mechanismus geworden ist, die Struktur der rumänischen Schule sei unzeitgemäß und entspreche nicht den Ideen der jungen Generation, glaubt sie. Mit dem System umzugehen, sei auch nicht einfacher, für wen vor der Klasse sitzt:
Allzu oft fühle ich, dass ich vom System verschluckt werde. Mit dem Literaturunterricht stecken wir auch in einer Sackgasse meiner Meinung nach. Das ist durch mehrere Gründe zu erklären, zum einen wurde die Zahl der Unterrichtsstunden stark reduziert, der Schulplan ist auch nicht befriedigend, dasselbe kann man über die Prüfungen sagen. Die Mentalität der jetzigen Generation von Gymnasialschülern ist auch anders als zuvor, dasselbe gilt auch für ihren Erwartungshorizont, sie nehmen einfach nicht alles an, sie erwarten etwas von uns und wir strengen uns wirklich an, ihre Erwartungen zu verstehen und zu erfüllen, das tun nicht mal ihre Eltern.“
Die Pubertät bereitet viele Schwierigkeiten, dieses Alter ist sehr schwierig aus affektiver Sicht, und im Universum der Fiktion sollten sich die Teenager wohl fühlen. Die Lehrerin ist der Ansicht, dass der Schulplan verbessert werden soll, damit er den Schülern die Literatur näher bringt und bei der jüngeren Generation den Spaß am Lesen weckt:
Die Diskussion ist sehr vielseitig, so sind auch die Ursachen, einige davon sind wirklich kaum zu glauben, so zum Beispiel das dritte Thema beim Abitur. Dieses Thema sieht das auswendige Lernen von Literaturkritik vor und das ist alles, man soll dafür nichts lesen. Wie ich als Lehrerin feststelle, müssen die Schüler mehr auswendig lernen als selbst lesen und die literarischen Werke verstehen. Eine Änderung der Struktur des Rumänischunterrichts ist meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt unentbehrlich.“
Die Anthologie, die Cristian Cosma zusammengestellt hat, thematisiert sowohl die Zufriedenheit als auch die Herausforderungen der Rumänischlehrer von heute:
Neben kurzen Geschichten über Versuche engagierter Lehrer, den Schülern die Literatur näher zu bringen, bleibt das Grundproblem des rumänischen Schulwesens, dass es als veraltet gilt und eine gründliche Reformierung braucht. Ohne eine Änderung bis ins Einzelne wie zum Beispiel die Änderung der Struktur des Abiturs im Fach Rumänische Sprache und Literatur fällt es uns sehr schwer, mit dem jetzigen Phänomen zu kämpfen, dass die Bücher uns so fremd geworden sind und dass die Schüler den Spaß am Lesen verloren haben. Der Autor schließt jedoch mit einer optimistischen Note, weil die Lehrer, die er zu diesem Thema befragt, engagierte Lehrer sind, die ihren Beruf lieben und sehr entschlossen glauben, dass ihr Engagement etwas verändern kann.“
Zum Band Rumänischlehrer. Eine Anthologie andersartiger Texte“ haben auch Ana Boariu, Ohara Donovetsky, Mariana Jitari, Ivona Munteanu, Viorica Răduţă, Adrian Săvoiu und Olga Ştefan ihren Beitrag gebracht.