NexT-Filmfestival nach dem Aus: Projekte werden fortgesetzt
Das Filmfestival NexT ist ein Projekt, das sich am Ende befindet und seinen Auftrag dennoch nicht aufgibt. Der gleichnamige Kulturverband setzt sich zum Ziel, durch ähnliche Projekte dem rumänischen Publikum die Liebe für den Film näherzubringen.
Corina Sabău, 05.01.2019, 17:30
Das 12. Internationale Filmfestival NexT hat zwischen dem 14. und dem 17. Dezember im Bauernmuseum in Bukarest stattgefunden. Die 12. Auflage war auch die letzte und markierte den Schluss eines wichtigen Kapitels in der Geschichte der rumänischen Kinokunst. Zum ersten Mal fanden die Festspiele im Jahr 2007 statt und wurden vom gleichnamigen Kulturverband zum Gedenken an die bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Branchenleute Cristian Nemescu (Regisseur) und Andrei Toncu (Tongestalter und Komponist) veranstaltet. Der Kulturverband NexT wurde von der Filmproduzentin Ada Solomon und einigen engen Freuden in der Filmindustrie des Regisseurs und Komponisten gegründet und setze sich mit seinen Projekten zum Ziel, Cristian Nemescu und Andrei Toncu in Erinnerung der Filmbranche und des Publikums lebendig zu halten, junge und begabte Filmemacher zu fördern und dem jungen Publikum die fesselnde Welt der Kinokunst näherzubringen.
Das Internationale Filmfestival NexT war das erste und weitreichendste Projekt des Kulturverbands und galt lange Zeit als das größte Kurzfilmfestival Rumäniens. Die 11 Auflagen zeigten rund 60.000 Zuschauern insgesamt 1.200 Kurzfilme und brachten renommierte Filmkünstler aus der ganzen Welt nach Bukarest — darunter Walter Murch, Peter Webber, Claire Denis. Selbst wenn das letzte Internationale Filmfestival NexT zu Ende ging, beendet der gleichnamige Kulturverband seinen Auftrag nicht und setzt einige seiner größten Projekte fort: die Filmkarawane NexT und NexT Film Education sowie neue Programme, die die Nachwuchsregisseure in den Vordergrund bringen. Die Festivalintendantin Yvonne Irimescu ist unser Gast in der Kulturchronik, sie spricht in den folgenden Minuten über ein Festival, das sich am Ende seiner Laufzeit befindet und seinen gesellschaftlichen Auftrag dennoch fortführt.
Wir nennen uns nicht von ungefähr »NexT«, also blicken wir in die Zukunft. Es ist nichts Negatives, dass die Festspiele in dieser Form nicht mehr existieren, denn wir setzen andere Projekte fort, die wir angestoßen haben. Zum einen denke ich an die Filmkarawane NexT, ein Event, das ungefähr einen Monat dauert und eine Art Wanderfilmfestival ist, wir zeigen dabei verschiedene Filme im Freien in einigen Städten Rumäniens. 2019 schließen wir dieser Karawane auch die Hauptstadt Bukarest an, damit wir den Kontakt zu unserem Publikum nicht verlieren. Außerdem haben wir zwei Projekte in Partnerschaft mit der Französischen Botschaft und dem Französischen Kulturinstitut, die eine Ausbildung im Bereich Kinokunst für Schüler und Lehrer vorsehen. Eines davon heißt »Éducation à l’image« und wird nur in Bukarest abgewickelt. Das Programm findet seit 2009 statt, 2015 haben wir uns einem europaweiten Projekt angeschlossen, das vom Französischen Kulturinstitut in Paris koordiniert wird und zurzeit 10 Staaten einschließt, die Partnerschaft heißt CinEd, findet in mehreren Städten Rumäniens statt und setzt sich zum Ziel, dem jungen Publikum die kulturelle Vielfalt Europas näherzubringen und somit ihm auch den Zugang zur europäischen Kinokunst zu erleichtern.“
Was die zwei Programme vorsehen, sagt in den folgenden Minuten die Festivalintendantin Yvonne Irimescu:
Die Programme sind ziemlich ähnlich und aufeinander abgestimmt. Dabei zeigen wir den Schülern und Lehrern eine Reihe europäischer und rumänischer Filme, am Ende der Filmvorführungen kommen sie mit den Filmemachern zusammen und besprechen die Produktionen aus Sicht der Filmsprache. Aber das ist nicht alles, denn die Gespräche mit den Filmemachern regen zu weiteren Diskussionen zwischen Schülern und Lehrern am Rande der Produktionen an. Im Rahmen des Programms »L’éducation à l’image« verfassen wir seit einigen Jahren eine kritische Studie über einen rumänischen Film. Die acht Studien, die es sich bislang gibt, sind auf der Webseite Liternet nachzulesen. Diese haben wir zusammen mit den Filmkritikern Andrei Gorzo, Cătălin Olaru und Ionuţ Mareş verfasst.“
Die kommenden Veranstaltungen des Kulturverbands NexT setzen sich zum Ziel, die um den Verband gebildete Gemeinschaft zusammenzubringen, das Ende und zugleich den Beginn eines Kapitels zu markieren, sagte im Anschluss Yvonne Irimescu:
Wir planen zwei Jahresprojekte, eines davon, das wir der Regie widmen, findet in der ersten Jahreshälfte statt, das zweite wird der Tongestaltung gewidmet, denn diese sind die zwei Richtungen, auf denen das Festival NexT gegründet wurde, wir haben bekanntlich das Projekt zum Gedenken an den Regisseur Cristian Nemescu und den Tongestalter Andrei Toncu in die Wege geleitet. Dabei möchten wir jedes Mal einen renommierten Gast aus dem Ausland einladen, einen Regisseur oder Tongestalter, der auch eine Masterclass für das breite Publikum und einen Workshop für eine engere Gruppe von 15–20 Nachwuchsfilmemachern hält. Rumänien braucht professionelle Ausbildung und Erfahrungsaustausch dieser Art in diesem Bereich.“