Unabhängiges Kino: Neuer Film von Ana Lungu thematisiert schwierige Beziehungskiste
Un prinţ şi jumătate (One and a half prince“), der dritte Spielfilm der rumänischen Regisseurin Ana Lungu, hatte seine Weltpremiere beim Filmfestival Sarajevo 2018 und läuft seit September in den rumänischen Kinos.
Corina Sabău, 27.10.2018, 17:30
Der Streifen erzählt die Geschichte eines charismatischen Trios. Der geschiedene Vater Marius (Marius Manole), die alleinlebende Iris (Iris Spiridon) und der homosexuelle István (István Téglás) sind drei Freunde, die in einer Wohngemeinschaft in Bukarest leben. Als Iris sich in den ungarischen Schriftsteller László (László Mátray) aus Siebenbürgen verliebt, kommt es zu Spannungen in der kleinen Gemeinschaft. Die Regisseurin Ana Lungu:
Der Spielfilm »One and a half prince« steht in enger Verbindung mit meinen vorigen zwei Filmprojekten. Bei meinem ersten Film, »Burta Balenei« (»The belly of the whale«), von 2010, arbeitete ich mit meiner Freundin, Ana Szel, zusammen, und diese neue Produktion ist eine Zusammenarbeit mit meiner guten Freundin Iris Spiridon. Beide Drehbücher basierten auf Ereignissen aus dem Leben meiner Freundinnen, die jeweils die Hauptrollen spielten. Mit diesen Filmen versuchte ich, eine gewisse Welt, eine gewisse soziale Schicht zu zeigen — es handelt sich um Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, um unangepasste Außenseiter, die immer noch ihren Platz in der rumänischen Gesellschaft der Gegenwart suchen. Meine Hauptfiguren, ein geschiedener Vater, ein homosexueller Mann und eine alleinstehende Frau, sind Vertreter einer Generation, der auch ich angehöre: Es ist eine Generation, die nicht mehr nach den klassischen Normen des Erwachsenwerdens lebt. Ich versuchte, keine Werturteile zu fällen, aber es scheint mir, dass die Familie, die ich in meiner Kindheit erlebte, die traditionelle Familie in unserer heutigen Gesellschaft immer seltener anzutreffen ist. Das ist auch ein wichtiges Thema, mit dem wir, Iris Spiridon und ich als Drehbuchautorinnen, uns intensiv beschäftigten.“
Iris Spiridon, Hauptdarstellerin und mitwirkende Drehbuchautorin, spielt in One and a half prince“ eine Schauspielerin, die in einer höchstpersönlichen Welt lebt: Als junges Mädchen war sie in Jesus verliebt, sie liest täglich ein Buch und spielt nur in Produktionen mit einem hohen künstlerischen Wert. Iris Spiridon:
In diesem Film finden wir alle Themen wieder, die Ana und mich beschäftigen. Seit Jahren diskutieren wir mit unseren Freunden über diese Themen, wir sind sehr offen zueinander. Ich spreche gern über ernste oder ausgefallene Themen, ich frage die Leute, ob sie religiös sind oder was sie über Liebe denken. Sehr oft sind meine Gesprächspartner durch meine Fragen verblüfft, aber ich bin der Ansicht, dass dies die einzige Variante ist, um unsere Zeit nicht zu vergeuden. Wir haben beschlossen, in unserem Film auch über den Tod zu sprechen, es ist ein Thema, mit dem ich mich intensiv beschäftige. Während der Dreharbeiten ist einer unserer Freunde gestorben, und dadurch wurde unser Unternehmen noch ernster. Die Idee dieses Films entstand durch meine Freundschaft zu Marius und István, und ich dachte mir, dass eine solche Freundschaft nicht verloren gehen sollte, Mit dem Alter werden wir uns vielleicht ändern. Das war unsere Jugend, und sie sollte irgendwie verewigt werden.“
Wie waren die Dreharbeiten bei einem Film, der unter Freunden und mit wenig Geld, ohne Finanzierung vom Nationalen Zentrum der Kinematographie gemacht wurde, und bei dem die Hauptdarsteller mehr oder weniger sich selbst spielten? Die Regisseurin Ana Lungu antwortet:
So wie auch Iris meinte und wie auch Marius Manole scherzend sagte, arbeiten wir an diesem Film seit etwa 15 Jahren, seit wir Freunde sind. Wir haben mit einem Drehbuch angefangen, an dem wir beide, Iris und ich, fast zwei Jahre lang geschrieben haben. Wir hatten viel Spaß dabei, aber es war doch ein ernsthaftes Unternehmen, und wir hatten auch schwierige Momente, als wir keine Lösungen für unseren Film finden konnten. Unsere Absicht war, mehrere Situationen zusammenzustellen, die wir dann mehrmals probten. Wir haben alle Probearbeiten aufgenommen, und von diesen Aufnahmen suchten wir die besten aus. Das war in etwa unsere Arbeitsmethode. So betrachtet war das wenige Geld, das wir zu Verfügung hatten, eher ein Vorteil, denn wir hatten ein kleines Team, und als Regisseurin arbeite ich sehr gern mit kleinen Teams. Darüber hinaus arbeiten auch die Schauspieler besser in einem kleineren Team, es fällt ihnen leichter, natürlich zu bleiben.“
Neben den erwähnten Hauptdarstellern beteiligten sich am Film One and a half prince“ auch der Regisseur Radu Afrim und der Choreograph Răzvan Mazilu.