Like CNDB: Festival für zeitgenössischen Tanz bei 5. Auflage
Im Nationalen Tanzzentrum Zentrum Bukarest (CNDB) findet zur Zeit die 5. Auflage des Festivals LIKE CNDB statt.
Luana Pleşea, 21.04.2018, 17:30
Vom 15. bis zum 27. April organisiert das Nationale Tanzzentrum Bukarest (CNDB) die 5. Auflage des Festivals LIKE CNDB unter dem Motto You are the context“. Dieses Jahr ist das Programm des Festivals etwas komprimierter als bisher, aber es hat immer noch eine internationale Sektion. Mehr dazu von der Choreographin und CNDB-Managerin Vava Ştefănescu:
Die erste Auflage des Festivals hat einen Monat gedauert. Die Anfangssituation war ziemlich prekär, aber ich kann mich an das Publikum erinnern, das wieder in unser Tanzzentrum gekommen war, nach einer mehrjährigen Abwesenheit des CNDB aus der Kulturlandschaft der rumänischen Hauptstadt. Nach den Aufführungen hatten wir Diskussionsrunden mit den Zuschauern, und zum Schluss sagten die Leute: »Das war ein wunderbarer Abend! So etwas Schönes haben wir seit langem nicht erlebt!« Im Laufe der Jahre haben wir uns entwickelt, wir haben einen zweiten Saal eröffnet. Es handelt sich um ein lokales Tanzfestival in Bukarest, aber es hat sich doch erweitert. Wir haben eine Partnerschaft mit Aerowaves, einem sehr großen Netz, einer Art Plattform zur Förderung der jungen Choreographen, und dank dieser Partnerschaft ist es uns gelungen, drei ausländische Tanzaufführungen zu unserem Festival einzuladen. Das sind »Ohne Nix« aus Östereich/Großbritannien, die das Festival eröffnet hat, »Homo Furens« aus Frankreich und »Dance for Satan« aus Dänemark.“
Die Aufführung Ohne Nix“, eine Kreation der Künstler Luke Baio und Dominik Grünbühel, verwendet digitale Videokunst und experimentiert mit Körperprojektionen. Zu Beginn schweben zwei Köpfe im leeren Raum. Mittels Video-Mapping sind die beiden Gesichter der Performer Luke Baio und Dominik Grünbühel exakt auf ihr eigenes Ton-Konterfei projiziert. Der Effekt ist überraschend überzeugend. Und während sich die beiden Bilder ihrer selbst im Plauderton über den kommenden Abend unterhalten, tauchen im Hintergrund die echten“ Körper der Performer im Bühnenraum auf.
Bei der Tanzaufführung Homo Furens“ verwendet der französische Choreograph Filipe Lourenço die Körper der fünf Tänzer, die auf der Bühne militärische Übungen durchführen, um sich Gedanken über Bewegung zu machen. Mehr dazu von Rémy Leblanc-Messager und Stéphane Couturas, zwei Tänzer von Homo Furens“
Rémy: Unsere Aufführung spricht über Solidarität und untersucht, wie weit ein Team physisch gehen kann, wie viel die Teammitglieder sich um einander kümmern, wie unsere Körper sich in den Raum annähern, wie wir als Team etwas schaffen können, indem wir hauptsächlich militärische Bewegungen verwenden. Es geht letzten Endes um Menschlichkeit, um Bruderschaft.“
Stéphane: In dieser Tanzaufführung zeigen wir, wie psychologische Grenzen durch physische Grenzen erreicht werden können. Dabei ist die Technik nicht unbedingt ausschlaggebend. Der Choreograph hat Bewegungen ausgesucht, die den militärischen Bewegungen ähnlich sind, aber er hätte genauso gut mit anderen Bewegungen arbeiten können. Es geht dabei um folgende Idee: Man nimmt fünf Menschen, die einander nicht kennen, man verlangt von ihnen, sehr harte physische Bewegungen zu machen, damit sie an ihre physischen Grenzen und dann an ihre psychischen Grenzen stoßen. Unter diesen Bedingungen entwickelt sich die Solidarität und alles, was Rémy bereits gesagt hat.“
Beim Festival LIKE CNDB freut sich das Publikum besonders auf die rumänischen Tanzaufführungen. Vava Ştefănescu:
Die rumänische Sektion des Festivals läuft drei Tage lang unter dem Titel Focus LIKE CNDB 2018. Es handelt sich um Programme im Showcase-System — wir haben sogar drei Aufführungen pro Tag. Bald wird auch die rumänisch-französische Kultursaison eröffnet, und wir haben Festivaldirektoren und Tanztheater-Intendanten eingeladen, damit sie die besten rumänischen Gegenwartstanz-Produktionen sehen. Es sind relevante Aufführungen, die einen gewissen Kontext schaffen. Sie generieren Ideen, an die man normalerweise nicht denkt, sie schaffen eine Perspektive, die zum Nachdenken einlädt. Die Ideen sind gut strukturiert und werden sorgfältig in die Aufführung eingebettet. Nicht nur die Ideen zählen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Ideen im gesamten Mechanismus integriert sind.“
Parallel zur 5. Auflage des Festivals LIKE CNDB — You are the Context“ laufen auch die Vorbereitungen auf einen wichtigen Moment: Das Nationale Tanzzentrum Bukarest zieht in ein neues Haus, in den Saal Omnia. Somit beginnt eine neue Etappe im Leben des Bukarester Tanzzentrums. 2020 findet die offizielle Eröffnung des neuen Raums statt, und in diesem Kontext schlägt das CNDB den Künstlern, den Mitgliedern des technischen Teams, dem Publikum und den Bukarester Behörden vor, performative Antworten auf die Frage Wie wird das CNDB im Jahr 2020 aussehen?“ zu finden. Beim diesjährigen Festival läuft das dreitägige Event Performative Antworten“. Vava Ştefănescu:
Jeden Abend gibt es mehrere Performances. Der Graphiker Dan Perjovschi wird eine Live-Performance vom Saal Omnia ausstrahlen. Es beteiligen sich auch Ada Solomon, Alexandru Solomon, andere Prominente, die mit unserem Zentrum zusammengearbeitet haben, und auch Leute aus dem Publikum. Es scheint mir sehr wichtig, diese Imaginations- und Projektionsübung zu machen — während dieser Übergangszeit sollte man sich den neuen Raum zu eigen machen. Der Gegenwartstanz und alles, was er bedeutet — ein Zusammentreffen mit anderen Bereichen der Kunst und der Kultur im allgemeinen –, war schon immer das Charakteristikum des Nationalen Tanzzentrums Bukarest CNDB. Bald wird unser Tanzzentrum einen neuen Status bekommen. Diese Übung ist sehr nützlich, denn sie beweist, dass CNDB uns allen gehört — dem Publikum, den Künstlern, den technischen Teams, einfach uns allen.“