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Internationale Theater-Plattform in Bukarest: Migration und Andersartigkeit im Mittelpunkt

Der Andere/ Migration“, ein Thema, das schon zu unserem Alltag gehört, war auch Thema der 3. Auflage der Internationalen Theater-Plattform Bukarest.

Internationale Theater-Plattform in Bukarest: Migration und Andersartigkeit im Mittelpunkt
Internationale Theater-Plattform in Bukarest: Migration und Andersartigkeit im Mittelpunkt

, 22.10.2016, 17:51

Der Andere/ Migration“, ein Thema, das schon zu unserem Alltag gehört, war auch Thema der 3. Auflage der Internationalen Theater-Plattform Bukarest. Diese wurde vom ARPAS-Verband und von ARCUB — dem Kulturzentrum des Bukarester Rathauses — organisiert.



Der Kuratorin der Plattform zufolge, der Theater-Kritikerin Cristina Modreanu, hatte das Publikum mittels der Aufführungen aus Deutschland, Gro‎ßbritannien, den USA und Rumänien die Chance, neue Wege zu finden, um die Beziehung zum Anderen“ zu verhandeln. Wie akzeptieren wir die Fremden bei uns zu Hause und wie kann es uns gelingen, da, wo wir fremd sind, selbst akzeptiert zu werden — das sind neue Themen, die von der Migranten-Welle, die infolge der Militärkonflikte im Nahen Osten entstanden, hervorgerufen wurden“, meint Cristina Modreanu.



Die Migranten-Welle besteht aus sehr unterschiedlichen Menschen, die in ein neues Gebiet — Deutschland, Gro‎ßbritannien und andere europäische Länder — gelangen. In jedem dieser Orte sind die Probleme unterschiedlich. Auch die Rechtssysteme, im Rahmen derer sie Asyl beantragen oder versuchen, sich irgendwie zu integrieren, sind sehr unterschiedlich, und natürlich sind jedes Mal die Probleme völlig unterschiedlich. Sie sind aber bedeutsam auch für uns, weil auch wir, wie jedes europäisches Land, eine Migranten-Quote haben. Es gibt diese Leute, die auch bei uns bleiben, die sich in einem System verirrt haben, das nicht gerade wei‎ß, was mit ihnen anzufangen ist. Die Aufführungen wurden so ausgewählt, um solche Geschichten darzustellen, so dass wir uns bewusst machen können, dass sie alle Menschen wie wir sind, Menschen, die eine Krise im Leben durchmachen, die ein Leiden haben und die wir besser verstehen müssen.“




Diese Geschichte wurden dem Publikum auf unterschiedlichen Wegen näher gebracht: mittels Stimmen, Rhythmus und Musik, als physisches Theater ohne Worte, durch Reden, die den Reden der Politiker ähnlich sind, durch eine performative Stadtführung auf den Stra‎ßen Bukarests und durch Hörspiele.



Das Event wurde von der Aufführung aus Deutschland eröffnet. Die Asyl-Monologe“ hie‎ß die Aufführung und wurde von Michael Ruf geschrieben. Dieser führte auch Regie. Das Stück präsentiert in einer minimalistischen Form drei sehr beeindruckende Geschichten und ist die Produktion einer speziellen Theater-Struktur, der Bühne für Menschenrechte“. Es ist ein Theater-Projekt, das wie ein Netzwerk funktioniert. Lara Chahal, Regie-Assistentin, dazu:



Wir verfügen in Deutschland über ein Netzwerk von Schauspielern und Musikern und organisieren Aufführungen in unterschiedlichen Städten. So zum Beispiel, wenn wir eine Aufführung in München vorbereiten, suchen wir nach Schauspielern, die im Raum München wohnen. Die Schauspieler wechseln also ständig. Die Texte basieren auf Interviews mit den Flüchtlingen, die nach Deutschland gekommen sind. In diesen Interviews sprechen sie von ihren Erfahrungen mit dem europäischen Asyl-System. Wir möchten die Stimmen der Flüchtlinge bekannt machen, so dass immer mehr Menschen sich der Probleme, mit denen sich diese in Europa konfrontieren, bewusst werden. Gewöhnlich diskutieren wir nach der Aufführung mit dem Publikum und provozieren es zu einem Gespräch über das, was gemacht werden kann. Manche Menschen sind von diesen Geschichten erschüttert, weil sie nicht wissen, dass so etwas passiert, andere sind schon involviert und möchten mehr bewegen. Wir möchten Menschen ins Gespräch bringen und sie zum Reden ermutigen, über das, was sie gehört haben, zu sprechen, Informationen zu verbreiten und miteinander über die Unterstützung der Flüchtlinge auf lokaler Ebene, in ihren Gemeinden zu diskutieren.“




Der Dramatiker Matei Vişniec analysiert in seinem Text Migraaanten oder Wir sind zu viele im selben Boot“ das Problem der Migration. Der Text wurde als Vorlesungs-Aufführung im Rahmen der Plattform präsentiert. Die Aufführung stellte ein Vorwort zum Hörspiel dar, das von der Hörspielabteilung des Rumänischen Rundfunks Anfang 2017 produziert wird. Künstlerischer Leiter dieses Stückes wird Mihai Lungeanu sein. Seiner Meinung nach werde das Problem der Migration von Matei Vişniec im Text Migraaanten oder Wir sind zu viele im selben Boot“ objektiv analysiert:



Matei Vişniec wählt eine Beschreibung der Ereignisse, nicht eine Anteilnahme. Eine Beschreibung der Beziehungen zwischen denen, die diese Ankunft der Araber verwalten, die Handel treiben, Geschäfte abwickeln, Politik machen, auf allen Ebenen — kulturell, politisch, administrativ, menschlich… Es gibt ein paar sensible Szenen betreffend die Allgemeinheit des Todes, wenn die Leichen ans Land gebracht werden, haben sie keine Ethnie, kein Geschlecht, kein Alter mehr… Neben unserer Fähigkeit, die Lebendigen zu empfangen, stellt sich auch das Problem der Toten. Vişniec geht all diese Themen mit Sensibilität und Humor an, poetisch und mit geistiger Klarheit.“




In letzter Zeit zeigen die Künstler in Bukarest immer mehr Interesse für die Schaffung von Stadterforschungs-Projekten. Eines dieser Projekte ist der Sinnes-Stadtplan Bukarests. Es handelt sich dabei um eine performative Stadtführung, in der Schauspieler eingesetzt werden, die eine Beziehung zu Häuser mit au‎ßerordentlichen Geschichten haben. Darüber hinaus werden Video- und Audio-Installationen benutzt. Der Sinnes-Stadtplan Bukarests wurde im Rahmen der Internationalen Theater-Plattform Bukarest gezeigt. Die Kuratorin des Projekts, Cristina Modreanu, dazu:



Der Sinnes-Stadtplan von Bukarest ist ein Projekt, das uns mit sehr vielen Gesichtern Bukarests aus unterschiedlichen Epochen in Kontakt bringt. Wir haben das in die Plattform integriert. Es ist überraschend, zu sehen, dass Menschen, die an dieser Stadtführung teilgenommen haben, bis jetzt nicht wussten, dass es in Bukarest ein jüdisches Viertel gab, aus dem nur wenig übrig geblieben ist. Sie wussten auch nicht, dass es ein armenisches Viertel gibt und dass viele andere Völker, die hier lebten und weiter leben zur Vielfalt der Stadt Bukarest beitragen.“




Der Gewinner der Auszeichnung Beste Aufführung“ war die Theater-Gruppe aus Gro‎ßbritannien. Diese hat das Problem der Migration aus psychologischer Sicht betrachtet. Ihr Stück Bestätigung“ fordert uns auf uns die Frage zu stellen: Was aber, wenn die Argumente der anderen, die im Gegensatz zu unserer Einstellung und unseren Vorurteilen stehen, genauso wahr sind?“.

Foto: facebook.com/Clara.the.Romanian.school.teacher
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sursă foto: facebook.com/fntfestivalulnationaldeteatru
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