„Hunde“ – vielfach preisgekrönter Film von Bogdan Mirică kommt in rumänische Kinos
Seit dem 23. September ist Câini“ (Hunde“), der Debut-Spielfilm des rumänischen Regisseurs Bogdan Mirică, in mehr als 70 Kinos in ganz Rumänien zu sehen.
Corina Sabău, 15.10.2016, 20:16
Seit dem 23. September ist Câini“ (Hunde“), der Debut-Spielfilm des rumänischen Regisseurs Bogdan Mirică, in mehr als 70 Kinos in ganz Rumänien zu sehen, und zwar auch in Ortschaften, wo es keine Kinosäle gibt. Einige Monate vor seiner Rumänien-Premiere erhielt Hunde“ den FIPRESCI-Preis der Kritik in der Sektion Un certain regard“ bei der 69. Auflage der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, die Trophäe Transilvania“ beim Internationalen Filmfestival Transilvania TIFF 2016 in Cluj/Klausenburg und zwei Preise beim Internationalen Filmfestival in Sarajevo.
Die Handlung spielt in einem Dorf im Osten Rumäniens, an der Grenze zur Ukraine. Ein Städter kommt aufs Land in ein abgeschiedenes Dorf, weil er ein Grundstück geerbt hat. Er will verkaufen, aber die Dorfbewohner sind dagegen, und der Städter muss lernen, dass fern von Bukarest ganz eigene Gesetze herrschen. Roman, die Hauptfigur, wird nach und nach Zeuge bizarrer Begebenheiten, und überall verspürt er eine unerklärliche Bedrohung. Neben dem Hauptdarsteller Dragoş Bucur sind in dem Film die Schauspieler Vlad Ivanov und Gheorghe Visu in zwei wichtige Rollen zu sehen. Weitere Darsteller sind Raluca Aprodu, Costel Caşcaval und Constantin Cojocaru. Bogdan Mirică schrieb das Drehbuch und führte Regie bei diesem Film, der sich laut Kritikern von der sogenannten Neuen Welle“ des rumänischen Kinos stark unterscheidet. Bogdan Mirică dazu:
Ich glaube, dass eine nicht gerechtfertigte Trennung zwischen den sog. Kunstfilmen und den Publikumsfilmen entstanden ist. Viele Menschen sind der Meinung, dass die Kunstfilme langweilig sein müssen, während die Publikumsfilme oberflächlich seien. Das ist aber ein Vorurteil — Beweis dafür sind viele Spielfilme, die von den Kritikern hochgelobt wurden und zugleich große Publikumserfolge waren. Anstatt in Kategorien zu denken, sollten wir lieber zu uns selbst ehrlich sein und genau sehen, wohin das Ganze führt. Ich hoffe, dass mein Film viele Menschen zum Nachdenken bringt, und nicht unbedingt zum großen Kassenschlager wird.“
Mich interessiert es nicht, einen sozialen Kommentar über das gegenwärtige Rumänien abzugeben. Mich interessiert, über gewisse Typologien zu sprechen“, erklärte der Regisseur. Die Idee zu diesem Film stammte aus seinen eigenen Kindheitseindrücken, sagte Bogdan Mirică:
Ich weiß nicht, inwieweit es sich um objektive Beobachtungen handelte — es waren eher Emotionen. Ich bin auf dem Lande aufgewachsen, ich war Zeuge gewisser Begebenheiten, die manchmal sehr brutal und willkürlich waren. In Gewaltsituationen ist Willkür furchterregend, weil man keine Kausalität feststellen kann, weil man nicht mehr einschätzen kann, wie eine Situation eskalieren könnte. Diese erdrückende Atmosphäre und eine gewisse Menschentypologie haben mich lange Zeit verfolgt. Auf einmal ist mir klargeworden, dass darin ein bestimmtes Potential liegt, welches ich in einen Spielfilm aufbauen könnte. Wenn man einen unabhängigen Film machen will, muss man von Anfang wissen, dass die ganze Geschichte vielleicht einige Jahre dauern könnte, und man muss sicher sein, dass das ganze Projekt nicht langweilig wird. Eins ist mir aber klar geworden: In mir hatten sich so viele Emotionen angestaut, dass ich dieses Projekt durchführen konnte, ohne dass es mir langweilig würde, ohne dass die darauffolgenden Ereignisse mich entmutigen könnten.“
Von Bogdan Mirică habe ich einen neuen Terminus technicus der Schauspielkunst erfahren, und zwar »enthaltsamer« zu spielen“, sagte der Schauspieler Gheorghe Visu in einem Interview. Als er das Drehbuch für Câini“ (Hunde“) schrieb, hatte Bogdan Mirică schon in seinem Kopf zwei der wichtigsten Rollen besetzt: Er dachte die ganze Zeit an Gheorghe Visu und Vlad Ivanov. Bogdan Mirică dazu:
Bei den Gesprächen, die ich anfangs mit den Schauspielern führte, konzentrierte ich mich vor allem auf die Welt, die ich schaffen wollte, und weniger auf die Figuren. Die Welt, die ich schaffen wollte, hatte etwas Theatralisches, eine Art Poesie, eine Art Nostalgie — es gab nichts Entsprechendes im wirklichen Leben. Ich wollte keinen realistischen Film machen, die Figuren sprechen nicht realistisch, sie schweigen nicht realistisch, sie verkehren nicht realistisch miteinander. Daher musste ich den Darstellern meine Absicht erklären, sie sollten verstehen, was für eine Atmosphäre ich schaffen wollte, und auch die stilistische Kohärenz, die ich beibehalten wollte. Deshalb erwähnte Gheorghe Visu das Wort »enthaltsam«. Als Regisseur hat man viele Instrumente zur Hand, und Gheorghe Visu ist eine starke Präsenz auf der Leinwand, er hat eine Art Aura. Die Art, wie er steht, die Art wie er sich in die Erde ‚hineinschraubt‘ ist so prägnant, dass es ermüdend werden könnte. Ich wollte diese Kraft etwas mäßigen, um sicher zu sein, dass alles so wird, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
Der Spielfilm Câini“ (Hunde“) von Bogdan Mirică läuft bei Filmfestivals in Finnland, Norwegen, Kanada, Polen, Israel, Spanien, Portugal, Deutschland, Schweden, den USA und Italien.