11. Buchmesse Bookfest mit Rekordzahlen: 100.000 Besucher
Mit 100.000 Besuchern stellte dieses Jahr die Buchmesse Bookfest einen neuen Rekord auf. Die Verkaufszahlen sind auch im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Israel präsentierte sich auf dem 11. Buchsalon als Gastland.
Corina Sabău, 16.07.2016, 17:30
Der 11. Buchsalon Bookfest endete in Bukarest am 5. Juni mit einem neuen Besucherrekord. Die Organisatoren hätten auf dem Messegelände rund 100.000 Gäste gezählt, sagt der Direktor des Rumänischen Verlegerverbands Mihai Mitrică. Ein besonderes Interesse weckte bei den rumänischen Literaturliebhabern das Treffen mit der Schriftstellerin Zeruya Shalev. Sechs der bedeutendsten israelischen Autorinnen und Autoren haben ihre neusten Titel auf der Bukarester Buchmesse präsentiert. Schmerz” ist der fünfte Roman der Schriftstellerin Zeruya Shalev. Die rumänische Übersetzung ist im Verlag Polirom erschienen. Die deutsche Wochenzeitung Der Spiegel” bezeichnete in einer Buchrezension das Werk der israelischen Schriftstellerin als ihr bester Roman.
In ihrem Werk fragt Zeruya Shalev, ob man ein verpasstes Leben nachholen kann. Auf dem Treffen mit ihren rumänischen Lesern wurde die Autorin gefragt, wie sie auf die Idee gekommen ist, auf der sie den Roman entwickelte. Dazu die Schriftstellerin: Ich bin auf diese Idee gekommen, als ich verstanden habe, dass viele von uns von ihrer Vergangenheit, und nicht von ihrer Zukunft oder Gegenwart fasziniert werden. Ich spreche nicht von der älteren Generation, sondern von Kindheitsfreunden von mir, die ihre alten Freunde online über Facebook suchten und wiederfanden. Ich fragte mich, was sie an ihrer Vergangenheit und an ihren Erinnerungen fasziniert? Diese Tendenz lässt sich meistens mit 30-35-45 Jahren auszeichnen, man soll nicht alt sein, um zu wissen, dass die Vergangenheit fasziniert. Dann habe ich versucht, eine Geschichte um diese Idee zu bilden. Als äußerst interessant fand ich das Verhältniss zwischen Vergangenheit und Gegenwart von der Perspektive einer verpassten Liebe aus der Jugendzeit. Jede Liebesgeschichte aus der Vergangenheit ist erinnerungswert, unvergesslich, eine Geschichte die man nur schwer hinter sich lassen kann. Genau wie im Fall meiner Hauptfigur, kann man sich von einer solchen Geschichte nur schwer befreien.”
Der Verlag Paralela 45 widmete der Schriftstellerin und Literaturübersetzerin Nora Iuga anlässlich ihres 85. Geburtstags einen Jubiläumsband. Die Grande Dame der rumänischen Literatur bereitete auch für ihre Leser eine Überraschung vor, es handelt sich um den Gedichtband Hör wie die Klammern weinen”, erschienen im Verlag Cartea Românească und die Neuauflage des Romans Der Schwan mit zwei Eintritten”, erschienen im Verlag Polirom. Ihr Buch Der Schwan mit zwei Eintritten“ hält Nora Iuga für das Werk, zu dem sie am meisten steht. Es käme am besten ihrem Anspruch nahe, im Schreiben das Denken zu widerspiegeln. Das ist das Werk in dem die Schriftstellerin ihre Leser vor den größten Herausforderungen stellt, sagt der Literaturkritiker Alexandru Matei, der das Vorwort zum Buch geschrieben hat. Dazu Nora Iuga: Dieses Buch trägt eine besondere Bedeutung für mich. Als ich Ulysses von James Joyce gelesen habe, entdeckte ich Mollys inneren Monolog. Er gefiel mir so, dass ich mit mir selbst eine Wette abschloss, dass ich meinen eigenen inneren Monolog schreiben kann. Und ich habe es geschafft. Dieses Buch habe ich in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, in Hermannschaft, unterwegs im Zug, im Park, in Kaffes, auf der Straße, überall geschrieben und es war ständig in meinem Kopf.
Ich lebte in einer riesigen Verzweiflung und musste mich davon befreien. Die Arbeit bei diesem Buch dauerte ein Jahr lang. Seine Lektüre ist nicht leicht, eben weil es spontan und ununterbrochnen geschrieben wurde. Es gibt so gut wie keine Satzzeichen, ich habe alles mit kleinen Buchstaben geschrieben und aus demselben Grund kann man nicht wissen, ob es um Gedicht oder Prosa handelt.” Der Verlag Humanitas hat seine Leser auf der diesjährigen Buchmesse mit 30 Veranstaltungen angelockt. Einige davon widmete der Verlag dem rumänischen Philosophen Emil Cioran, den die rumänischen Leser in den Bänden Cahier 1957–1972”, im Sammelband Cioran und die Musik”, oder im Hörbuch Tränen und Heiligen”, in der Lektüre des Darstellers Răzvan Vasilescu wieder entdecken können. Die Schriftstellerin Ioana Pârvulescu kommt zu Wort mit Einzelheiten: ”Die Lektüre Ciorans Werke wirkt verheerend auf seine Leser, einige meiner Studenten sagten, seine Werke sollten verboten werden, weil man oft über Selbstmord nachdenkt, nachdem man sie liest. Es gibt hingegen auch andere Menschen, bei denen die Lektüre seiner Werke dieses Gefühl nicht weckt, ich gehöre auch dieser Kategorie an. Ich möchte heute über alle Bücher sprechen, die auf der Buchmesse präsentiert werden.
Selbst wenn Ciorans Cahiers” mein Lieblingsbuch des Philosophen bleibt, habe dennoch gewählt, über den Sammelband Cioran und die Musik” zu sprechen. Eben weil dieses Buch, meiner Ansicht nach, für ihn atypisch ist, sollten wir an alle Vorurteile denken, die die Leser Autoren gegenüber haben. In diesem Buch finden wir einen hellen und frommen Cioran, eine Seite von ihm, die ich immer intuitiv spürte”. Die Verkaufszahlen sind auf der diesjährigen Buchmesse um 10% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das ist besonders den Kinderbüchern sowie den israelischen Autorinnen und Autoren zu verdanken. Israel präsentierte sich auf dem diesjährigen Buchsalon als Gastland.