Kulturjahr 2016 im Zeichen von Constantin Brâncuşi
Mehrere Veranstaltungen - Konferenzen, Ausstellungen, Workshops und mehr - zielen darauf ab, die Werke von Constantin Brâncuşi erneut in den Mittelpunkt zu stellen und zum Teil auch in ein neues Licht zu rücken.
Monica Chiorpec, 23.01.2016, 17:30
Das Rumänische Kulturinstitut (RKI) hat in Bukarest zum Auftakt der Veranstaltungsreihe anlässlich des kulturellen Jahrs Constantin Brâncuşi eingeladen. Matei Stîrcea-Crăciun ist Forscher am Anthropologieinstitut Francisc J. Rainer“ und weiß Bescheid über die wichtigsten internationalen Projekte zur Restitutio des Lebenswerks von Constantin Brâncuşi:
Das Brâncuşi gewidmete Forschungszentrum in Târgu Jiu hat seine Arbeit zu einem Zeitpunkt aufgenommen, zu dem die Brâncuşi-Forschung andere Wege ging. 1995 gab es die bisher zwei größten und wichtigsten Brâncuşi-Rückschauen in Paris und Philadelphia — sie waren Meilensteine in puncto Erforschung von Brâncuşi. Im Katalog der Retrospektive von Paris hatte Karen Wilkin, die Kuratorin der Ausstellung, geschrieben, dass das Werk von Brâncuşi sich weiterhin der Perspektive einer exegetischen Analyse entzieht. Es sei nicht zu ergründen, welches seine Inspirationsquellen, seine künstlerische Filiation und letzendlich die Vision des Künstlers waren. Wilkin gestand praktisch ein Versagen nach Jahrzehnten der Brâncuşi-Forschung ein. Das war nicht abwertend gedacht, das Profil und der Marktwert hatten darunter nicht zu leiden — ganz im Gegenteil. Aber es war die Feststellung einer falschen oder fehlenden Methode zur Erschließung der gedanklichen Infrastruktur seines Werks.“
Wie der Wissenschaftler weiter eröffnet, hat das Institut Francisc J. Rainer“ in Constantin Brâncuşi Heimatstadt Târgu Jiu vor drei Jahrzehnten begonnen, die künstlerische Sprache des Werks von Brâncuşi zu studieren. Der definitive Wesenszug des nicht unumstrittenen Künstlers war die Befreiung der Plastik von der Nachahmung der Natur. Brâncuşi entschied sich für eine bildliche Darstellung der Wirklichkeit, für den Ausdruck des Kerns der Dinge, für die Vitalität und Spiritualität der Formen:
Im Jahr 2005 ist das Archiv von Brâncuşi veröffentlicht worden. Das hat für Kritiker möglich gemacht, bestimmte zögerliche Ansätze zu überwinden — bis zu dem Punkt hatten sie mit Wörtern, Ausdrücken, Sätzen, Eindrücken von Brâncuşi gearbeitet, die von seinen Freunden überliefert wurden und bei denen ständig ein Fragezeichen über die Echtheit bestand. Das Archiv besteht aus Abschriften seiner Notizen aus dem Atelier, die wesentlich wichtige Erkenntnisse lieferten. Auch unser Zentrum hat vor fast 30 Jahren damit angefangen, die Sprache der Kunst zu studieren. Gegenstände sind Behälter mit kultureller Information — wenn man die Instrumente hat, diese Information zu identifizieren und zu erschließen, kann man das offenlegen. Ein Kunstobjekt unterliegt keiner Nutzungsvoraussetzung und hält eine maximale Ladung kultureller Information, die Chancen also, eine Methode zu strukturieren, sind ebenfalls maximal.“
Ein Projekt zur Wiederherstellung der Persönlichkeit von Brâncuşi durch die Monumentalmontage in Târgu Jiu hat auch der bildende Künstler Mihai Ţopescu auf den Weg gebracht. Im realsozialistischen Rumänien war Brâncuşi als ein Vertreter des bürgerlichen Formalismus verschrien. Und dennoch eröffnete im Dezember 1956 beim damaligen Kunstmuseum der Republik die erste persönliche Ausstellung von Brâncuşi in Europa. Erst 1964 wurde Brâncuşi im kommunistischen Rumänien als Nationalgenie entdeckt und gefördert. Nur so war es möglich, dass die Freiluftausstellung mit der Unendlichen Säule“, dem Tisch des Schweigens“ und dem Tor des Kusses“ eingerichtet und betreut wurde — nachdem sie kurze Zeit bevor fast abgerissen wurde, so Bildhauer Mihai Ţopescu:
Ich bin zwar kein Fotograf, habe aber dieses Projekt angestoßen, an dem ich seit einiger Zeit arbeite. Es geht um etwa 25 Fotos über den Themenpark in Târgu Jiu, Schwarz-Weiß-Bilder und in Farbe. Aber es sind weder Kunstfotografien noch touristische Fotografien. Ich arbeite dafür mit drei Fotografen zusammen und bin sozusagen Kurator des Projekts. Ziel ist, durch auf Aluminium gedruckte Fotografien im Großformat — 2 x 2 Meter — die Montage in Târgu Jiu zu promoten. Dafür sollen die Fotos in den für Brâncuşi wichtigen Städten ausgestellt werden — Budapest, Wien, München, Paris. Auf Initiative mehrerer Europaabgeordneten wird die Ausstellung auch in Brüssel gezeigt, zusammen mit anderen Fotos aus der persönlichen Sammlung. Die Fotografien bleiben dann in Besitz des Forschungszentrums »Constantin Brâncuşi« und des Rumänischen Kulturinstituts und können nach Bedarf ausgestellt werden.“