Internationales Festival des Neuen Theaters in Arad
Das Klassische Theater Ioan Slavici“ im westrumänischen Arad hat neulich die internationalen Festspiele des Neuen Theaters beherbergt. Damit setzt sich das Theater zum Ziel, ein junges Publikum anzulocken.
Luana Pleşea, 23.05.2015, 17:18
Neun Tage, 30 Veranstaltungen — Aufführungen, Musikauftritte, Buchpremieren. So lautet das Rezept, das sich die Veranstalter des Internationalen Festivals des Neuen Theaters im westrumänischen Arad ausgedacht haben. Die vom Theater Ioan Slavici“ organisierten Festspiele fanden in der ersten Hälfte des Monats Mai statt. Das dritte Festival des Neuen Theaters lud das Publikum nicht nur ins Theater ein, sondern auch zu Aufführungen im Freien, in unkonventionellen Theaterräumen. Theaterintendant Bogdan Costea erläutert die Hintergründe des Festivals:
Diese Festspiele sind der Nachfolger des Theaterfestivals »Eurounderground«, das aus der Notwendigkeit entstanden war, eine Alternative für das Klassische Theaterfestival zu schaffen. Das Kulturhaus Arad organisierte damals unter seiner Schirmherrschaft ein exklusives Projekt, das Aufführungen von unabhängigen Theaterensembles sowohl aus Rumänien als auch aus dem Ausland vor das rumänische Publikum brachte. Im Laufe der Zeit sind die Festspiele gewachsen und unter der Schirmherrschaft des klassischen Theaters »Ioan Slavici« als Pendant zum Festival des klassischen Theaters entstanden.“
Neues Theater heißt zeitgenössisches Theater. Der Theatertheoretiker Claudiu Groza, der seit dem ersten Festival für die Auswahl der Aufführungen sorgt, ist der Ansicht, dass neues Theater eher das Theater sei, das unsere Probleme zum Ausdruck bringt. Egal ob es sich um ein Stück von Shakespeare, Gombrowicz oder Caragiale handelt, sollten diese Texte unsere alltäglichen Sorgen zur Sprache bringen, dann sprechen wir vom neuen Theater”.
Was ist der Beweggrund des Theaters Ioan Slavici“, derartige Festspiele zu beherbergen? Inwiefern bringt das etwas für die Institution an sich? Theaterintendant Bogdan Costea dazu:
In erster Linie hat sich das Theater »Ion Slavici« trotz seines Namens zum Ziel gesetzt, das junge und sehr junge Publikum anzulocken. Dieses Ziel verfolgen wir gerne, wir wollen das Angebot der Aufführungen in institutionalisierten Theatern breiter machen. Diese Theater haben in ihr Repertoire neue und sehr neue Texte zeitgenössischer Dramatik aufgenommen. Sie haben sich auch gegenüber Aufführungen offen gezeigt, die von unabhängigen Theatergruppen inszeniert werden. Es ist also eine wahre Theaterstil-Mischung bemerkbar, die sich über einen äußerst breiten Umfang von zeitgenössischen Theateraufführungen streckt. Das zeitgenössische Theater kommt in einer Vielfalt von Formen zum Ausdruck.“
Die dritten internationalen Festspiele des Neuen Theaters haben neue Inszenierungen auf die Bühne gebracht. Laut Claudiu Groza, der die Aufführungen ausgewählt hat, handelte es sich um eine Vielfalt von Aufführungen: köstliche Komödien, beeindruckende Dramen, Geschichten, die zum Nachdenken einladen, eindrucksvolle Inszenierungen, klassische Texte, die aus einer frischen Perspektive inszeniert werden. Im Programm gab es auch eine Gastaufführung aus der Ukraine — To meet Prospero“, das vom Theater Woskresinnja aus Lwiw (Lemberg) auf die Bühne gebracht wird. Claudiu Groza erklärt, weshalb dieser internationale Austausch wichtig ist:
Das rumänische Theater muss gegenüber dem ausländischen offen bleiben. Einmal sagte der berühmte Theaterkritiker George Banu, dass das rumänische Theater keine Komplexe haben sollte. Wir sind Anhänger eines synkretischen und äußerst dynamischen Theaters, das einen starken Akzent auf den visuellen Teil setzt. Die Franzosen und die Deutschen kultivieren hingegen den Text bzw. behalten das klassische Format mit visuellen Merkmalen. Wir sollten also keine Komplexe gegenüber dem internationalen Theater haben, aber es ist außerdem sehr wichtig, im ständigen Kontakt zu den internationalen Tendenzen des Theaters zu bleiben. Das gilt nicht nur für unser Publikum, sondern auch für erfahrene Theatermenschen, die dabei die Gelegenheit haben, ihre Erfahrung mit ausländischen Künstlern auszutauschen.“
Laut dem Theaterintendanten Bogdan Costea setze sich demnächst das klassische Theater Ioan Slavici“ in Arad zum Ziel, das junge Publikum anzulocken. Zeitgenössisches Theater ist also nicht nur während des Internationalen Festivals des Neuen Theaters zu sehen, sondern auch in der üblichen Spielzeit des Theaters Ioan Slavici“. Der Gastgeber der Festspiele hat beim Festival die eigene Produktion Cerc.Oglindă.Transformare“ (Kreis.Spiegel.Umwandlung“) in der Regie von Cristi Juncu präsentiert. Der Text ist von der jungen Dramatikerin und Pullitzer-Preisträgerin Annie Baker. Die Schauspielerin Aura Călăraşu sagte über die Aufführung Cerc.Oglindă.Transformare“:
Es war ein besonders schönes Treffen mit einer erfolgreichen und sensiblen amerikanischen Schriftstellerin. Die Arbeit an dieser Inszenierung war sehr angenehm. Das ist das richtige Wort: Es war eine angenehme und ehrenhafte Arbeit. Es handelt davon, wie das Theater dem Publikum, nicht nur dem Schauspieler, helfen kann.“