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Temeswarer Theaterfest stellt rumänische Texte in den Mittelpunkt

Zwischen dem 15. und dem 22. April hat im westrumänischen Temeswar das 20. rumänische Dramaturgiefestival stattgefunden.

Temeswarer Theaterfest stellt rumänische Texte in den Mittelpunkt
Temeswarer Theaterfest stellt rumänische Texte in den Mittelpunkt

, 02.05.2015, 18:00

Das Festival am Temeswarer Nationaltheater Mihai Eminescu”. gilt als einzige Fachveranstaltung für rumänische Dramaturgen und stellt eine Plattform für Theateraufführungen dar, die ausschlie‎ßlich auf Texten rumänischer Autoren beruhen. Die Theaterkünstlerin Oana Borş wählte das zweite Jahr in Folge die Aufführungen aus:



Genau wie voriges Jahr, war meine Absicht, dem Bukarester Publikum ein Bild davon zu vermitteln, was die rumänische zeitgenössische Dramaturgie bedeutet und was die Aufführungen bedeuten, die einen klassischen Text neu interpretieren. Bei mir spielt also nicht die thematische Ausrichtung die ausschlaggebende Rolle. Es handelt sich eher um einen Versuch, dieses sowohl thematische als auch stilistische Puzzle in ihrer Vielfalt zum Ausdruck zu bringen. Ich hoffe, dass diese Vielfalt der Aufführungen bald auch eine Vielfalt von Richtungen bei rumänischen Dramatikern und Regisseuren mit sich bringen und somit den Geschmack eines möglichst breiten Publikums treffen wird”.



Oana Borş ist der Ansicht, dass die rumänische Dramaturgie keine Strömungen, sondern individuelle Dramatiker brauche, die auf neue und unterschiedliche Bereiche eingehen sollen. Was die Regisseure angeht, sei anzumerken, dass die Perspektive der Filmregisseure auch bei Theaterregisseuren immer stärker werde. Diese wollen immer mehr ihr eigenes Drehbuch schreiben, sei es aus einer Idee oder einem bestimmten Text heraus und somit zu kompletten Schöpfern werden. Unsere Regisseure ziehen es vor, die Texte die sie inszenieren, selber vorzubereiten, sagte Oana Borş anschlie‎ßend.



Das ist auch der Fall der Kunst-Direktorin des Nationaltheaters Târgu-Mureş-Theaterensembles Liviu Rebreanu”, Alina Nelega. Nelega ist Dramatikerin und Regisseurin. Als Dramatikerin wurde sie zum diesjährigen Dramaturgiefestival mit zwei Texten eingeladen: Amalia respiră adânc” (deutsch: Amalia atmet tief durch” und În trafic” (Im Stau”) die mit einem Zeitabstand von 10 Jahren geschrieben wurden. Das Einpersonenstück Amalia atmet tief durch” wurde auf den Theaterfestspielen nach einer Inszenierung von Tudor Lucanu, mit der Schauspielerin Anca Hanu vom Klausenburger Nationaltheater als Darstellerin aufgeführt. Alina Nelega sagte dazu:



Es hat mir besonders gefallen. Dass eine Aufführung gut ist, spürt man von Anfang an. Man spürt es, wenn man den Raum betritt, wenn der Darsteller auf der Bühne tritt… Anca hat einen persönlichen Zauber auf der Bühne, sie hat eine starke Persönlichkeit, eine wunderschöne Bühnenpräsenz. Sie hat ihre Figur und die Situation sehr gut verstanden. Ich bin höchst überrascht, dass so viele Zuschauer die einer anderen Generation als meiner angehören, sowie ein breites Publikum aller Altersgruppen von diesem Text tief berührt wurden”.



Das Theaterstück wurde speziell für die Schauspielerin Monica Ristea geschrieben, die Anfang der sechziger Jahre geboren wurde. Das Stück trägt autobiographische Züge und beschreibt das Leben im kommunistischen Rumänien. Die Regisseurin Alina Nelega kommt mit Einzelheiten erneut zu Wort:



30 Jahre meines Lebens habe ich im Kommunismus verbracht. Ich habe allerdings zahlreiche Erinnerungen an meine Mutter und ihre Jugend, die die Züge einer Zeit des Proletarierkults und des Kommunismus trägt. Ich wollte über all diese Sachen sprechen. Ich wollte mit dem Jahr 1960 beginnen, da die Darstellerin in meinem Alter ist. Ich habe aber nachgedacht und später entschieden, lieber mit dem Kriegsende und der Zeit zu beginnen, als Bessarabien in den Besitz Russlands kam. Ich habe mich auch entschieden, Amalia als Bewohnerin Bessarabiens zu entwerfen. Meine Figur sollte eine äu‎ßerst bescheidene Kondition haben, daher sollte sie nicht nur eine Frau sein, sondern auch eine Frau aus Moldau, die alles verloren hat. Ihre Geschichte führt über verschiedene Epochen von Vergangenheit bis in die Gegenwart, denn es handelt sich um einen plausiblen Zeitraum in dem sie zahlreichen Veränderungen ausgesetzt wird. Das erschien mir besonders interessant, weil ich damals ein gro‎ßes Interesse für Geschichte und Memoiren hatte”.



Alina Nelegas zweiter Text, Im Stau” wurde auf dem Dramaturgiefestival in einer eigenen Bühnenversion präsentiert. Dabei spielte die Darstellerin Elena Purea vom Nationaltheater Târgu-Mureş alle sieben weiblichen Rollen. Die Dramatikerin und Regisseurin Alina Nelega sagte dazu:



Die Welt ist stark von Frauen bevölkert und zahlenmä‎ßig überschreitet diese Minderheit die Mehrheit, die die Männer bilden. Wenn wir über Minderheit und Mehrheit sprechen, beziehen wir uns nicht auf Zahlen, sondern darauf, wer die Macht hat. Ich habe über das Schicksal der Frauen nachgedacht, wie sie ums Überleben kämpfen indem sie arbeiten, sich für ihre Familien opfern, wie sie versuchen, die Kraft des Mannes zu ersetzen oder sie sich deren Verhaltensweisen aneignen um sich ausdrücken zu können, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass sie trotzdem Frauen sind. Und dann habe ich einen Blick um mich herum geworfen. Alle meine Texte haben diesen Blick um mich herum und die Wahrnehmung der Wirklichkeit durch meine Augen als Ausgangspunkt”.




Eine weitere Aufführung, die auf die Bühne der diesjährigen Festspiele der Dramaturgie gebracht wurde, ist Amintiri din epoca de şcoală” (Erinnerungen aus der Schulepoche”). Produziert wurde die Aufführung vom unabhängigen Bukarester Verband ADO — Kunst für Menschenrechte. Autoren sind die Dramatikerin Mihaela Michailov sowie die Schauspieler Katia Pascariu und Alexandru Potocean, Hauptdarsteller der Aufführung in der Regie von Radu Apostol. Mihaela Michailov mit Einzelheiten:



Mit diesem Text wollten wir uns an möglichst viele Altersgruppen richten. Die Aufführung soll uns alle in die Schulatmosphäre zurück versetzen. Der Text beruht auf Erinnerungen, meinen eigenen sowie der Schauspieler Alex Potocean und Katia Pascariu, auf Diskussionen, die ich mit dem Regisseur Radu Apostol und dem Musiker der Aufführung Jak Neumann führte…Wir wollten wichtige Momente aus unserem Leben als Schüler zum Ausdruck bringen, was die Schule für uns darstellte. Deshalb, weil die Erinnerungen immer einen gewissen Abstand schaffen. Wir hatten uns vorgenommen, die heutigen Drei‎ßig-und Vierzigjährigen in die Zeit zurückzuversetzen, als sie Schüler waren, egal ob es sich um die konkrete Schule selbst oder um Gefühlserfahrungen handelte.”



Die Intendantin des Temeswarer Nationaltheaters Ada Lupu sagte, dass das Festival der Rumänischen Dramaturgie den klaren Beweis dafür liefere, dass man Aufführungen machen kann und Aufführungen zusammenbringen kann, die einen neuen und aufrichtigen Einblick in die heutige Gesellschaft vermitteln:



Meiner Meinung nach war das Festival sehr gut. Ich beende das diesjährige Festival in der Hoffnung, dass es in Rumänien Hochschulen für kreatives Schreiben geben wird und dass der Kulturbereich mehr Subventionen zugeteilt bekommt. Vielleicht wird die Regierung auch in Rumänien das kreative Schreiben ermutigen, denn ein Volk ohne Kreativität hört früher oder später auf zu existieren”.

Foto: facebook.com/Clara.the.Romanian.school.teacher
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