Projekte des Ballettensembles der Bukarester Nationaloper
Der dänische Balletttänzer und Choreograf Johan Kobborg leitet seit einem Jahr das Ballettensemble der Nationaloper Bukarest. In unserer Kulturrubrik bringen wir Einzelheiten über die Projekte des Ballettensembles.
Luana Pleşea, 07.02.2015, 18:22
Der dänische Balletttänzer und Choreograf Johan Kobborg leitet seit einem Jahr das Ballettensemble der Nationaloper Bukarest. Johan Kobborg, ehemaliger erster Solotänzer des Königlich Dänischen Balletts und des Königlichen Balletts in London, wurde dank der Aufführungen, in denen er zusammen mit der rumänischen Balletttänzerin Alina Cojocaru auftrat, dem rumänischen Publikum bekannt.
Für den Anfang hören wir nun, was Johan Kobborg über sein erstes Jahr an der Spitze der Ballettkompanie der Nationaloper Bukarest sagte:
Ich bin immer noch da und das darf man ruhig feiern. Ich hatte ein fantastisches Jahr. Jeder Moment, ob er nun schwer oder leicht zu bewältigen war, war für mich eine Freude. Ich habe noch zu lernen, aber es war wunderbar. Ich war jahrelang als Balletttänzer tätig. Obwohl ich hier auch mit Management befasst war, widmete ich den größten Teil meiner Zeit dem Tanzen. Die Arbeit als künstlerischer Leiter gefällt mir mehr als gedacht. Ich wusste, dass ich mir das immer gewünscht habe. Es ist wunderbar zu sehen, wie deine Ideen umgesetzt werden. Es ist nicht leicht. Ich wusste, dass es nicht einfach sein wird. Obwohl ich nicht viel von Rumänien gesehen habe, liebe ich das Gefühl, das mir Bukarest entgegenbringt.“
Über die Verantwortungen eines Intendanten sagte uns Johan Kobborg folgendes:
Der Beruf des Tänzers ist egozentrisch. Deine Welt ist sehr klein, weil du in einem Ballon lebst, wo sich alles nur um dich dreht. Als Intendant ist es ganz anders. Du willst das Beste für alle. Es gibt Zeiten, in denen du fühlst, dass du zu wenig oder nicht genug tust. Es gibt aber auch Etappen, in denen du viel mehr schaffst. Ich versuche, in alle Richtungen zu blicken, und frage mich, was ich an Stelle einer anderen Person machen würde. Ich gebe mein Bestes für jeden Menschen. Gleichzeitig aber bin ich für das Ensemble und das Theater verantwortlich. Ich denke auch an das Publikum, das man bezaubern will, und das gefällt mir sehr.“
Ich fühle, dass wir wunderbare Aufführungen bieten, ich verspüre eine besondere Energie, die von der Bühne herüberströmt. Das Tanzen erfüllt seine Pflicht“, fügte Johan Kobborg hinzu. Einen Monat vor der Übernahme der Leitung des Ballettensembles der Nationaloper Bukarest tanzte Kobborg mit Alina Cojocaru in La Sylphide“. Als künstlerischer Leiter schlägt er in der Beziehung mit den Tänzern eine neue Strategie vor:
Als ich hierher kam, merkte ich, dass in den Aufführungen immer die gleichen Balletttänzer auftraten. Ich habe mich gefragt, wie so etwas in einem großen Ensemble möglich ist. Ich will mehreren Tänzern eine Chance geben. Daher die Begeisterung. Das Leben eines Tänzers ist schwer, manchmal auch sehr hart. Wenn du keine Motivation hast, dann vergeht die ganze Begeisterung. Wenn du viel arbeitest, dann wirst du dafür auch belohnt.“
Das Repertoire der Nationaloper Bukarest geht davon aus, dass das Ballettensemble eine klassisches sei, erklärte Johan Kobborg. Er fügte hinzu, heute entscheiden sich zahlreiche Ballettensembles für den zeitgenössischen Tanz. Solange ich hier bleibe, wird die klassische Ballettkompanie beibehalten. Das bedeutet nicht, dass wir andere Tanzstile nicht akzeptieren. Wenn wir mit zeitgenössischen Werken arbeiten, dann werde ich die Basis, das Klassische behalten“, sagt Kobborg.
Ende 2014 haben Johan Kobborg und die von ihm geleitete Ballettkompanie La fille mal gardée“ auf die Bühne gebracht. Die Choreografie trägt die Unterschrift von Frederick Ashton. Tänzer: Alina Cojocaru und Johan Kobborg. Hören wir nun was sie uns für dieses Jahr vorbereiten:
Im April werden wir »Classical Symphony« von Yuri Possokhov aufführen. Er war erster Solist des Bolschoi-Theaters. Heute tanzt er für das San Francisco Ballett. Ich glaube, Yuri Possokhov ist einer der begabtesten Choreografen. Diese Aufführung ist eines der spannendsten klassischen Stücke, die ich je gesehen habe, und eine Herausforderung für die Tänzer. Danach werden wir »La petite morte« aufführen. Choreograf: Jiří Kylián. Es geht um ein zeitgenössisches Stück, das von unseren Balletttänzern hervorragend getanzt wird. Wir werden den Abend mit einem Werk von Sir Frederick Ashton, »Marguerite and Armand«, beenden. Als ich mich dafür entschied, dachte ich an unsere Senioren-Tänzerinnen. Die Aufführung bietet ebenfalls eine große Rolle für den Tänzer, der die männliche Gestalt spielt.“
Die Erstaufführung soll am 25. April stattfinden. Am 6. Juni werden die Ballettliebhaber bei der rumänischen Erstaufführung von Giselle“ erwartet. Choreografen sind Johan Kobborg und Ethan Stiefel. Das Royal New Zealand Ballet brachte bereits 2012 die Erstaufführung, die von der Kritik gut aufgenommen wurde.