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Rumänische Belletristik: Bestseller 2014

Die letzten Gedichtbände von Adela Greceanu und Bogdan-Alexandru Stănescu haben auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 einen großen Erfolg gefeiert und zählen laut Literaturkritikern zu den Top-Büchern des Jahres 2014.

Rumänische Belletristik: Bestseller 2014
Rumänische Belletristik: Bestseller 2014

, 31.01.2015, 18:51

Die Gedichtbände von Adela Greceanu und Bogdan-Alexandru Stănescu Şi cuvintele sunt o provincie“ (Die Wörter sind auch eine Provinz“) und AnaBASis“, die am Ende vorigen Jahres in den Verlagen Polirom bzw. Cartea Românească veröffentlicht wurden, zählen zu den Titeln, die auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 die grö‎ßten Verkaufszahlen verzeichneten.



Der erzählerische Aufbau entsteht um Situationen, Figuren und Ideen, die eine Welt skizzieren. Die Wörter sind auch eine Provinz“ ist ein Gedichtband über Einsamkeit, über Abseitsstehen, aber auch über Weiblichkeit, Sprache, ihre Grenzen und Hilfslosigkeit.“ Das ist ein Teil des auf dem Rückdeckel stehenden Klappentextes, verfasst von der Autorin Adela Greceanu über den Band Die Wörter sind auch eine Provinz“. Das Buch wurde auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 vorgestellt.



Die Schriftstellerin Nora Iuga und der Kulturjournalist Ovidiu Şimonca vertreten unterschiedliche Ansichten über das Thema, das im Mittelpunkt des Bandes steht. Nora Iuga ist der Meinung, dass das neue Buch von Adela Greceanu von der Einsamkeit handelt, während Ovidiu Şimonca für das Gegenteil plädiert. Adela Greceanu erläutert:



Ich glaube, dass es dabei um ein Buch über Einsamkeit geht und gleicherma‎ßen nicht. Es gibt eine weibliche Hauptfigur, die die Einsamkeit verkörpert. Sie ist immer allein und alles, was sie tut, ist, aus dem Fenster zu schauen, zu beobachten und jeden Abend mit einem Bus zu fahren. Das Buch handelt gleicherma‎ßen nicht über Einsamkeit und das lässt sich leicht am Frontdeckel erkennen. Auf dem Frontdeckel des Buches steht die Hauptfigur vom hinten betrachtet. Im ersten Text sagt diese Figur: ‚Die Provinzbewohnerin, die ich bin, sieht all diese Sachen / es gibt aber niemanden da, um sie von hinten zu betrachten / wie sie da mit ihrem unbewegten Frauen- oder Mädchenrücken steht.‘ Diese Verse werden genau auf dem Frontdeckel illustriert. Als ich entschied, sie, die Hauptfigur Adila, auch auf dem Frontdeckel des Buches so nachbilden zu lassen, habe ich ihr eigentlich widersprochen, ihr, der einsamen Figur dieses Gedichtbandes. Die Leser sehen sie zuerst als einsame Frau, wie sie mit ihrem Frauen- oder Mädchenrücken und mit ihrer Pferdeschwanzfrisur aus dem Fenster schaut. Das klingt sehr einfach, sogar banal, aber die Gedichte helfen uns dabei, die Einsamkeit zu vertreiben.




Vielmehr versuche sie durch ihre Lyrik, die Beziehungen zur Welt und das Verhältnis zu sich selbst zu verwalten. Dadurch fange sie immer neu an, sagt Adela Greceanu:



Meiner Meinung nach haben wir durch Literatur und insbesondere durch Gedichte die Chance, unsere Einsamkeit zu überwinden. Wir haben nicht nur das Glück, nicht mehr allein zu sein, sondern auch an der Einsamkeit anderer teilzunehmen. Das ist nur eine der Möglichkeiten, jemandem beiseite zu stehen. Ich habe zahlreiche Meldungen sowohl von Bekannten bekommen, als auch von Menschen, die ich nicht kenne und die mein Buch berührt hat. Das hat mich sehr beeindruckt und ich fühlte, dass mein Buch mit Enthusiasmus erwartet wurde. Ich hatte daraus auf manchen Literaturfestivals vorgelesen und konnte merken, dass es beim Publikum gut ankam.“




Bogdan-Alexandru Stănescu wurde auf der fünften Gala der Jungen Schriftsteller mit dem Preis Der junge Schriftsteller des Jahres 2014“ geehrt. Laut der Jury habe er in unterschiedlichen Genres geschrieben und in jedem davon ein au‎ßerordentliches Talent bewiesen“. Über seinen Gedichtband AnaBASis“ (mit 12 Illustrationen von Laurenţiu Midvichi bebildert), sagte der Autor:



»AnaBASis« steht in enger Verbindung mit einem anderen Buch von mir: »Apoi, după batalie, ne-am tras sufletul«, (»Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht«). Es ist eine Fortsetzung dieses Bandes, weil ich »Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht« eigentlich als nicht abgeschlossen betrachtete. Ich habe mich beeilt, mit 33 Jahren ein Buch zu veröffentlichen. »AnaBASis« schlie‎ßt eigentlich diesen Zyklus, schlie‎ßt sogar eine Reihe von glücklichen Momenten. Glücklich ist eigentlich zu viel gesagt, ich spreche von den Bildern, die der gro‎ße Schriftsteller Nabokov als sogenannte Knoten-Bilder bezeichnete. Es handelt sich um Bilder, aus denen etwas entstehen kann, ein Roman oder kurze Prosa, insbesondere kurze Prosa oder ein Gedichtband. Um »AnaBASis« von »Später, nach der Schlacht, haben wir uns ausgeruht« zu trennen, kann ich sagen, dass der letztere das Bild der 10.000 Söldner zum Ausgangspunkt nahm, die das Perserreich, die Wüste, die Gebirge durchquerten. Diese Taten, von denen auch der griechische Schriftsteller der Antike Xenophon berichtete, als die Söldner das Meer erreichten, stellen einen der glücklichsten Momente der Weltgeschichte dar. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Moment auch mit meinen kleinen glücklichen Momenten zu tun hatte, dass es eine Verbindung zwischen der persönlichen Geschichte des Einzelnen und der Weltgeschichte gibt. Ehrlich gesagt, bin ich ganz verwundert wenn ich gefragt werde, ‚was hast du wohl mit den Griechen und mit den Persern zu tun?‘ Ich bin weder der erste noch der letzte Dichter, der die Weltgeschichte als Ausgangspunkt seines eigenen Lebens und der eigenen Erinnerungen nimmt.“




Die Bücher von Bogdan-Alexandru Stănescu besitzen die Gabe, einige der dauerhaftesten Vorurteile gegenüber der Welt der Literatur abzubauen. Laut einem davon kann man gro‎ßartige Literatur nicht schreiben, wenn man vorab Erfahrung in der Literaturkritik gesammelt hat. Ich glaube, dass Bogdan-Alexandru Stănescu Literaturkritik und Gedichte besser als zahlreiche Autoren schreibt, deren Namen in Literaturmagazinen erscheinen. Ich finde es wunderbar und sogar befreiend, dass die Gedichte aus dem Band »AnaBASis« von einem Dichter geschrieben sind, der die Literatur und die Geschichte der Literatur bis in die letzte Zelle hinein in sich aufnimmt“, schreibt der Literaturkritiker Cezar Gheorghe. Bogdan-Alexandru Stănescu dazu:



Cezar legt den Finger auf die Wunde. Es gibt ein Vorurteil laut dem wer in einem bestimmten Bereich der Literatur tätig war, sich in einen anderen nicht versetzen sollte, weil seine Persönlichkeit somit als fragwürdig gelten kann. Einige von uns sind eigentlich Andersdenker, was die Literatur angeht. Wir sind der Ansicht, dass die Literatur ein Ganzes darstellt. Man schreibt über Lyrik oder Prosa in einer Zeitung, weil man lesen mag. Wer ein literarisches Werk liest und etwas dazu zu sagen hat, sollte es sagen, man soll dafür kein Literaturkritiker sein. Ich betrachte mich selbst nicht als Literaturkritiker. Ich will meine Artikel auch nicht zur Schau stellen, sondern versuche sie so zu kommentieren, wie es ehrlich wäre. Die Aufrichtigkeit spielt eine wesentliche Rolle in meiner Arbeit. Das sollte mich nicht daran hindern, Gedichte zu schreiben, weil sie einen fundamentalen Aspekt meines Daseins darstellen.“

Foto: facebook.com/Clara.the.Romanian.school.teacher
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