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„dans//pl“ – Die Tage des polnischen Tanzes in Bukarest

Das Bukarester Nationalzentrum für Zeitgenössischen Tanz (CNDC) war zwei Wochen lang Gastgeber der Tanzaufführungen Tanz//pl – Gestern. Morgen. Heute“, die dem rumänischen Publikum die zeitgenössische polnische Tanzszene präsentierte.

„dans//pl“ – Die Tage des polnischen Tanzes in Bukarest
„dans//pl“ – Die Tage des polnischen Tanzes in Bukarest

, 12.04.2014, 16:40

Das Bukarester Nationalzentrum für Zeitgenössischen Tanz (CNDC) war zwei Wochen lang Gastgeber der Tanzaufführungen Tanz//pl — Gestern. Morgen. Heute“, die dem rumänischen Publikum einen Querschnitt durch die polnische zeitgenössische Tanzszene präsentierte.



Die Tage des polnischen Tanzes wurden vom Theater Dada von Bzdülöw“ aus Danzig eröffnet. Das Theater wurde 1992 von Leszek Bzdyl und Katarzyna Chmielewska gegründet. Auf der Bukarester Bühne präsentierten sie die Aufführung Nicht existierende Duette“, deren Thema die Begegnung zwischen Mann und Frau unter allen möglichen Formen darstellt. Literatur als Inspiration für den Tanz schlagen die polnischen Tanzkünstler Leszek Bzdyl und Katarzyna Chmielewska vor. Dasselbe gilt auch für Die unsichtbaren Duette“. Der Choreograph Leszek Bzdyl:



Diese Tanzaufführung beruht auf dem Buch von Italo Calvino, »Die unsichtbaren Städte«. Ich habe das Buch gelesen und dachte, das ist eine äu‎ßerst interessante Geschichte. Marco Polo versucht Khan Kublai die Geschichten einiger Städte zu erzählen, diese Städte existieren aber nicht. Jede Stadt vibriert vor Gerüchten, Farben, Ideen… Wir haben die Idee der unsichtbaren Städte übernommen und dachten, es wäre interessant, die Geschichte einer Frau und eines Mannes durch Tanz zu schildern, so wie die Gestalten Marco Polo und Khan Kublai in Calvinos Buch über diese Städte sprechen.“




Während die zwei Tänzer Geschichten mit ihren Körpern erzählen, laufen im Hintergrund Texte, die ebenfalls Geschichten erzählen. Der Choreograph Leszek Bzdyl mit Einzelheiten:



Um uns herum laufen viele Wörter. Handelt es sich um eine Lebenssituation, versuchen wir, sie zuerst sprachlich zu beschreiben. Es handelt sich eigentlich um Kopien der Wörter, die wir in anderen Situationen benutzen. Daher haben wir uns entschieden, diese Geschichte zwischen einer Frau und einem Mann lebensnah zu schildern, ohne von Wörtern Gebrauch zu machen. Wir stehen einfach auf der Bühne und die Wörter, das Gedicht, der Text laufen alle um uns herum. Ausschlaggebend ist in diesem Fall unsere Verständnisebene, was wir sehen wollen. Der Text, den wir auf Leinwand projizieren, ist das Gedicht eines Freundes, aber nicht über uns. Es handelt sich um die Geschichte zwischen einer Frau und einem Mann. Ein anderes Gedicht eines polnischen Autors versucht etwas über eine Frau und einen Mann zu erzählen, bis zuletzt erzählt der Autor über sich selbst. Das stellt eine wahre Herausforderung für das Publikum dar: Was wollt ihr sehen? Wollt ihr eure eigenen Geschichten sehen oder hier mit uns sein? Wollt ihr die Wörter oder die Gesten, die Empfindlichkeit der Darsteller auf der Bühne fühlen?“




Auf Einladung des Tanzensembles komuna//warszawa brachte der Tänzer und Choreograph Mikołaj Mikołajczyk im Rahmen des Projektes RE//MIX eine der Legenden des polnischen Theaters, den Choreographen, der ihn am Anfang der Karriere unterstützte, Henryk Tomaszewski, in die Aufmerksamkeit des rumänischen Publikums. Die Tanzaufführung RE//MIX Henryk Tomaszewski“ wurde auch in Bukarest während der Tagen des polnischen Tanzes präsentiert. Sein Maestro stellte die Ästhetik, die Tanztechnik in den Mittelpunkt, er hingegen lege auf den Kontakt zum Publikum und den emotionalen Aspekt der Aufführung gro‎ßes Gewicht, erläutert Mikołaj Mikołajczyk:



In dieser Tanzaufführung bin ich zum grö‎ßten Teil ich selbst, ohne Tomaszewski hätte diese Aufführung nicht existiert. Mein künstlerisches Leben begann, als mich Tomaszewski in die Welt des Tanzes einführte. In dieser Aufführung versuche ich diese Erfahrung zum Ausdruck zu bringen, das darzustellen, was er für mich und meine Karriere bedeutet hat. Meinen Namen als Künstler verdanke ich ihm. Diese Aufführung stellt gleicherma‎ßen auch einen Versuch dar, mich von ihm, meinem künstlerischen Vater, abzunabeln. Vor zwanzig Jahren lud mich Tomaszewski zu seinem Theater ein. Er nahm meine Hand und lie‎ß mich dann los. Dasselbe mache ich auch mit den Zuschauern. Ich möchte meinen Zuschauern dieselbe Emotion vermitteln, die ich vor zwanzig Jahren gefühlt hatte, als mich Tomaszewski in diese Welt eingeführt hat.“




Vaslav Nijinsky wird als Vorgänger des zeitgenössischen Theaters angesehen. Der Künstler besetzt einen einzigartigen und unbestreitbaren Platz in der Tanzgeschichte. Nijinsky schrieb in seinem Tagebuch: Ich bin Gott in meinem Inneren. Alle haben dieses Gefühl, niemand macht aber davon Gebrauch. Die Aufführung Nijinsky. Das Fest der Träume“ beruht auf dem Tagebuch des Künstlers. Der Tänzer Tomasz Wygoda erzählt, wie die Initiative entstand:



Die Aufführung beruht auf der Methode der prozessorientierten Psychologie nach Arnold Mindell. Die Methode ist sehr interessant, weil sie mehr mit der Psyche arbeitet. Nachdem er mit dem Tanzen aufgehört hatte, wurde Nijinsky mit psychologischen Problemen konfrontiert, die als Schizophrenie diagnostiziert wurden. Wir haben insbesondere mit der Vorstellungskraft, mit den starken Impulsen, mit seinen Gedanken gearbeitet. Er steht auf der Bühne, um den Zuschauern frische Lebensenergie zu verleihen. Solange er gesund war, hat er getanzt. Als er damit aufhörte, hat er diese Energie nicht mehr umgesetzt, nicht mehr in etwas Neues umgewandelt und so hat er sich vom Leben verfremdet. Die Geschichte und unser Versuch, sie durch Gestik zu erzählen, waren sehr interessant. Insbesondere die Methode, die wir anwenden, um die Choreographie zu schaffen, die Methode der prozessorientierten Psychologie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle dabei. Es handelt sich nicht lediglich um Choreographie, sondern vielmehr um den psychologischen Prozess von Nijinsky.“




Die Tage des polnischen Tanzes in Bukarest kamen mit zwei Soloaufführungen der jungen und begabten Tänzerinnen und Choreographinnen Agata Maszkiewicz und Agata Siniarska zu Ende. Die zwei Aufführungen waren repräsentativ für die derzeitige Situation des zeitgenössischen Tanzes in Polen: Wegen unzulänglicher Finanzierung sehen sich die Choreographen zum grö‎ßten Teil gezwungen, mit den Soloprogrammen, die sie selbst schaffen, auf der Bühne aufzutreten. Tanz//pl — Gestern. Morgen. Heute“ wird vom Bukarester Zentrum für Zeitgenössischen Tanz (CNDC) in Partnerschaft mit dem polnischen Kulturinstitut organisiert. Das Projekt entstand aus der Initiative, die Beziehung des rumänischen Tanzes zu den Tanzkulturen im nahen geographischen Raum Rumäniens in den Vordergrund zu bringen.



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