Volkskunst im Landkreis Prahova
In der Region Prahova gibt es viele Laienkünstler, die Hinterglasikonen malen, Puppen oder Maken herstellen. Wir haben einige besucht.
Monica Chiorpec, 22.02.2014, 15:56
Der Kreis Prahova ist eine Region, in der ein besonderes kulturelles Erbgut aufbewahrt wird. Die Künstler, die in Prahova leben, versuchen, dem Publikum, das die rumänischen Traditionen liebt, alte spezifische Elemente vorzustellen.
Larisa Iftode, im Alter von 90 Jahren, wohnt in Urlaţi, einer Stadt in Prahova, und fertigt Masken, die Figuren der rumänischen Folklore darstellen, an. Sie malt auch wunderbare Glasikonen.
Ich ging durch Bukarest und besuchte alle Galerien und Ausstellungen. Einmal habe ich in einer Galerie eine Glasikone gesehen, die den Heiligen Georg darstellte. Ich war arm und die Ikone schien mir zu teuer. Ich habe gemerkt, dass der Heilige in der Speerspitze einen Fisch hatte. Ich war entsetzt, ich wusste, dass es ein Drache sein musste. Es ging mir durch den Kopf, dass ich eine bessere Darstellung malen konnte. Es vergingen Jahre, bis ich Glasikonen malte. Ich habe mit Masken begonnen. Sie gefallen mir ganz gut und ich kann Ihnen verraten, dass ich hunderte hergestellt habe, dass ich an Ausstellungen teilgenommen und Diplome bekommen habe. Mit 63 Jahren habe ich mich entschieden, auch Glasikonen zu malen. Ich bin nicht in diesem Bereich geschult, keiner hat mir etwas beigebracht. Gott allein hat mir geholfen. Ich habe meine Ikonen in Frankreich, Deutschland, in der Schweiz, Italien und Russland ausgestellt.“
Irina Mihaela Popovici lebt in Ploieşti und hat als Leidenschaft die authentische Tracht.
Ich habe mein Talent von meiner Mutter geerbt. Sie war in verschiedenen Bereichen tätig, ich bin aber von den Volkspuppen begeistert. Ich kann in einen so kleinen Gegenstand Elemente der rumänischen Volkstracht hineinbringen. Meine Werke sind besonders für Ausländer, die derartige Miniaturen lieben, gedacht. Ich versuche, so viel wie möglich Stoffe zu verwenden, aus denen die echten Trachten hergestellt sind.“
Für Irina Mihaela Popovici ist jede Einzelheit wichtig. Wie gesagt versucht die Künstlerin, durch die Puppen Volkstrachten aus verschiedenen Landesgegenden in ganz Europa vorzustellen.
Ich arbeite mit Trachten aus Siebenbürgen und der Moldau. Hier habe ich Trachten aus Argeş und Vâlcea und Kostüme für die Winterbräuche. Alle Puppen tragen die sogenannten opinci (dt. Opanken). Die Strümpfe sind aus Wolle und wurden handgestrickt. In der Moldau finden wir eine rumänische Weste, ilic genannt, die Tasche, rum. traista, die Fellmütze der Männer und das bestickte Kopftuch der Frauen. Spezifisch für Siebenbürgen sind die Hüte und die Halsketten. Weil es um Miniaturen geht, ist es schwer, die komplette Wintertracht wiederzugeben. Das Puppenhaar ist aus Wolle.“
Valentin Nicolae lebt in Ploieşti und ist im Zivilleben Feuerwehrmann. Das Feuer als wesentliches Element hat sein ganzes Werk beeinflusst. Valentin Nicolae dazu:
Mein Werk ist im gotischen mittelalterlichen Stil geschaffen. Die Rohstoffe, mit denen ich arbeite, sind Glas und Holz. Ich verwende Stoffe, die andere wegwerfen. Ich habe mich entschieden, diese in dekorative Gegenstände umzuwandeln. Ich verwende besonders Schwarz und Goldgelb als Farbe. Wenn ich mit Zement arbeite, benutze ich ebenfalls Farbe.“
Ion Ioniţă stellt Bilder mit Halmen von Getreidepflanzen her; dabei versucht er, die Traditionen des Prahova-Tals wiederzugeben.
Der Historiker Nicolae Iorga sagte einmal, die Identität einer Nation bedeute nicht nur Identität durch Sprache und Raum. Hinzu kommen die Tradition, die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft, die Bräuche, die Trachten — alle weisen darauf hin, dass wir Rumänen sind. Mir gefallen die rumänischen traditionellen Häuser sehr, sogar jene in der Stadt, die die Tradition mit moderner Städtebauplanung zusammenbringen. Zuerst baute man die Kirche, dann erhob man um sie Ortschaften. Die Dorfkirchen bewahren die Tradition des rumänischen Volkes auf. Es geht um Architektur, Malerei und Tracht. Man stellte die Frage, warum sind die Kirchentüren so niedrig? Weil man in die Kirche nicht stolz, nicht kerzengerade hineingehen muss. Man muss sich bücken, man muss demütig, ehrerbietig sein. All das wollte ich zusammenbringen und mit anderen Menschen teilen.“
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