Rumänische Premiere des Berlinale-Erfolgs „Die Stellung des Kindes“
Der große Erfolg Rumäniens bei der Berlinale, der Spielfilm Poziţia copilului“ (Die Stellung des Kindes“) hat diese Woche die Rumänien-Premiere gefeiert.
Corina Sabău, 09.03.2013, 19:18
Der große Erfolg Rumäniens bei der Berlinale, der Spielfilm Poziţia copilului“ (Die Stellung des Kindes“) hat diese Woche die Rumänien-Premiere gefeiert. Die Produktion von Călin Peter Netzer wurde bei der 2013 Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zeitgleich wird der Streifen des jungen Regisseurs weltweit gezeigt und erntet tosenden Applaus des internationalen Publikums.
Die deutsche Filmvertriebsfirma Beta Cinema“ verwaltet die Angebote für den rumänischen Spielfilm weltweit. Frankreich, Deutschland, Österreich, Griechenland, Australien, Neuseeland, USA, Großbritannien sind nur einige der Länder, wo der Streifen in der nächsten Zeit gezeigt werden soll. Die Stellung des Kindes“ ist der dritte Spielfilm des jungen Regisseurs. Seine vorherigen Produktionen Maria“ (2003) und Medalia de onoare“ (Die Ehrenmedaille“, 2010) wurden auch europaweit von Kritik und Publikum geschätzt. Die Stellung des Kindes“ handelt von einer erstickenden Mutter-Sohn Beziehung und der starken psychischen Erschütterung, die eine derartige Beziehung einem erwachsenen Sohn hinterlässt. Nicht zuletzt wirft der Spielfilm einen Blick in die korrupte Gesellschaft des heutigen Rumäniens. Drehbuchautoren sind Răzvan Rădulescu und Călin Peter Netzer.
Die Hauptdarstellerin Luminiţa Gheorghiu sagte bei der Bukarester Premiere, die Aufregung sei viel größer vor dem einheimischen Publikum: Das ist der erste Kontakt mit dem rumänischen Publikum, mit den Menschen, die wir auf der Straße sehen. Ich bin der Meinung, dass die rumänischen Filmemacher derzeit den Moment der Beichte erleben. Ich erinnere mich an eine gewisse Zeitspanne, als ich vom italienischen Neorealismus und der in den jeweiligen Filmen geschilderten Armut zu viel hatte. Ich denke, dass die rumänischen Filmemacher derzeit genau diese Zeitspanne erleben. Der Regisseur Cristi Puiu sagte: Wir sollten die Wirklichkeit nicht verschönern. Und das ist die Wirklichkeit. Ich verstehe nicht, warum es den rumänischen Regisseuren oftmals zum Vorwurf gemacht wird, dass sie in ihren Filmen Lebensgeschichten erzählen. Was den Film Die Stellung des Kindes“ angeht, muss ich gestehen, ein wenig egoistisch gewesen zu sein. Ich hatte darin ein ganz gutes Drehbuch und eine Rolle mit negativen Aspekten erkannt. Das Drehnuch war so gut, dass ich es schon bei der ersten Lektüre verstanden habe. Ich bin sehr glücklich, diese Chance bekommen zu haben.“
Der Hauptdarsteller Bogdan Dumitrache spielt die Rolle eines erwachsenen Sohnes, der sich von der erstickenden Liebe seiner Mutter zu befreien versucht. Bogdan Dumitrache erzählt von der eigenen Methode, sich in jede Rolle hineinzuversetzen:
Zunächst muss ich die Situation und die daraus erfolgenden Erlebnisse meiner Gestalt sehr gut verstehen. Sonst kann ich die emotionale Konstellation der jeweiligen Gestalt nicht wiedergeben. Jedes Mal versuche ich außerdem, die jeweiligen Erlebnisse zu vertiefen und sie so viel wie möglich zu erweitern. Jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Regisseur zusammenarbeite, lasse ich mich von seiner Arbeitsweise beeinflussen. Die von Călin Peter Netzer geschilderte Mutter-Sohn-Beziehung könnte ich als eine komplexe Hassliebe beschreiben. Der Streifen von Călin Netzer umfasst dreißig Jahre komplizierter Beziehung in drei Tagen. Und dem Zuschauer wird es schnell klar, wie diese Mutter-Sohn-Konflikte überhaupt entstanden sind. Der Film schildert einen extremen Moment, den Höhepunkt einer schwierigen Beziehung, die Zeit, wenn man zu lange unausgesprochene Sachenzum Ausdruck bringt. In solchen Momenten herrscht eine große Spannungen zwischen zwei Menschen.“
In Nebenrollen treten Nataşa Raab, Florin Zamfirescu, Ilinca Goia, Adrian Titieni, Cerasela Iosifescu, Mimi Brănescu und Vlad Ivanov auf — alle bekannte und geschätzte Schauspieler in Rumänien.
Meine Absicht war, dieses psychologische Drama auch für das Publikum interessant zu machen. Es handelt sich um Situationen, die jeder erlebt hat, und um Gestalten, in denen sich jeder wiederfinden kann, selbst wenn der Film hart ist und die Wirklichkeit, die er zum Ausdruck bringt, schwer zu akzeptieren ist. Dennoch glaube ich nicht, dass der Zuschauer daduch zu leiden hat, auf psychologischer Ebene wird er bestimmt zu gewinnen haben. Es handelt sich nicht um einen Film mit einer schnellen Wirkung oder um einen „feel good movie“, sondern um einen Film mit mittel- und langfristigem Effekt. »Die Stellung des Kindes« verändert keinen als Mensch, sondern wirft zahlreiche Fragen aufund kann in gewisser Weise als Therapie gelten“, sagte der Regisseur Călin Peter Netzer.
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