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Bärenreservat von Zărneşti: Tierschützer retten Braunbären vor kommerziellem Missbrauch

Am Stadtrand von Zărneşti im Landkreis Braşov liegt das größte Bärenreservat der Welt, offiziell im Jahr 2008 vom Verein Millionen von Freunden“ und dem Weltverband für Tierschutz eingeweiht.

Bärenreservat von Zărneşti: Tierschützer retten Braunbären vor kommerziellem Missbrauch
Bärenreservat von Zărneşti: Tierschützer retten Braunbären vor kommerziellem Missbrauch

, 27.03.2020, 12:56

Jeder Bär hat seine eigene Geschichte. Einige wurden aus erstickenden Käfigen gerettet; sie dienten Restaurants, Hotels, Fabriken, Tankstellen, Zirkussen oder sogar Klöstern nur als Unterhaltung. Andere wurden aus rumänischen Zoos gebracht, die ihnen keine normalen Lebensbedingungen anboten, oder wurden illegalen Besitzern weggenommen. Auf 70 Hektar Wald und Weide profitieren Bären hier in Zărneşti von Wasserbecken, Kletterbäumen, Futterplätzen und individuellen Schutzräumen. Das Reservat entstand aufgrund einer schmerzhaften Erfahrung: Cristina Lapiş, Präsidentin des Vereins Millionen von Freunden“, gründete es, nachdem die von ihr gerettete Bärin Maya starb, die in Gefangenschaft zur Unterhaltung von Touristen gehalten wurde:



Es ist 15 Jahre her, seitdem das Reservat gegründet wurde, und es wäre nicht gegründet worden, wenn die Bärin Maya nicht in meinen Armen gestorben wäre, nachdem sie sich selbst verstümmelt und ihre Vorderpfoten gefressen hatte. Diese Bärin wurde illegal in einem Käfig in der Nähe des Schlosses Bran gehalten, in einer Pension, wo man dachte, sie könnte Kunden anziehen. Alle ausländischen Touristen, die nach Rumänien reisten und an dieser Pension vorbeikamen, sahen, wie die Bärin gequält wurde, und meldeten den Vorfall beim Welttierschutzverband. Ich wurde von dieser Stiftung kontaktiert, die mich bat, zu sehen, ob die Bären in einer so gravierenden Lage waren. Es gab auch andere Bären in Poiana Braşov, in der Nähe des Hotels Poiana Ursului, die gequält wurden, und ich habe mir dann geschworen, dass diese Bären eines Tages wieder frei sein würden. Ich begann zu fragen, welche Lösungen es für diese Bären geben könnte, ich fand auch Unterstützung bei den Behörden, die mir Hilfe zusicherten, wenn ich ein Reservat für diese Bären einrichte, die in für wilde Tiere ungeeigneten Umständen gehalten werden. Und so begann dieses Abenteuer. Damals hätte ich nie gedacht, dass wir 106 Bären kriegen, so viele, wie jetzt. Und so kam Rumänien zu dem grö‎ßten Braunbärenschutzgebiet. So wurde Rumänien 2016 zum artgerechtesten Schutzzentrum der Welt gewählt, gefolgt von einem für Gorillas und einem für Elefanten.“




Die Bären aus Zărneşti können nie wieder in die Wildnis entlassen werden, da sie sich nicht mehr anpassen könnten. Viele von ihnen können es nicht ertragen, Menschen zu sehen oder zu hören, weil sie von ihnen zu traumatisiert wurden:


Wir haben Bären in den letzten Jahren aufgenommen, die von der Umweltpolizei sichergestellt wurden — Bären, die in einer Brotfabrik festgehalten wurden, in einem Uranwerk, im Kloster, in einer Tankstelle. Es gibt absolut unglaubliche Orte, wo diese Tiere in Gefangenschaft lebten. Sie wurden dort aus einer rumänischen Gewohnheit gehalten, denn einige Rumänen waren einst Bärenhalter und Zirkusartisten, die Bären zähmten und mit ihnen auf Jahrmärkte gingen, und am Ende des Lebens stellte der Bär eine Trophäe und eine Einkommensquelle dar. Ein Bär, der in Poiana Braşov im Käfig erschossen wurde, war ein Bär, der etwa 10.000–15.000 Euro wert war. Der Bär ist der König der Karpaten, und es ist eine Schande, ihn in einen Käfig zu stecken und sich über ihn lustig zu machen. Sie sind ein gro‎ßer Reichtum Rumäniens und müssen geschützt werden. Nicht nur, weil sie ein Reichtum unserer Wälder sind, sondern auch, weil es in Bern ein Internationales Übereinkommen gibt, das Rumänien unterzeichnet und ratifiziert hat und das anerkennt, dass der Braunbär ein geschütztes Tier ist. Leider haben wir nicht alle Bären eingesammelt. In Rumänien gibt es noch etwa 10–15 Bären, die unter den gleichen Bedingungen gehalten werden. Zum Beispiel gibt es in einer Pension in Straja einen Bären, der seit 20 Jahren in einem Käfig eingesperrt ist. Das muss man sich vorstellen. Jedes Jahr bekommt er Kuchen zu essen und Bier zu trinken. Die Videos gibt es auf Youtube und sie werden auf der ganzen Welt gesehen — die Welt sieht, wie wir einen Bären in der Nähe einer Pension halten, um Kunden in diese Pension zu locken. Wir versuchen seit 10 Jahren, die Behörden davon zu überzeugen, ihn von dort zu befreien und ihn in ein Reservat oder einen Zoo oder irgendwo passend zu unterbringen.“




Rumänien hat die grö‎ßte Population von Braunbären in Europa, die gro‎ße und dichte Wälder bevorzugen, die weniger vom Menschen aufgesucht werden. Leider hat der zunehmende Druck auf die Wälder zu vielen Zwischenfällen geführt. Einige Bären suchen Haushalte auf und verursachen Schäden. Wie dieses Problem bewältigt werden kann, wei‎ß Cristina Lapiş:



Im Moment gibt es in unseren Wäldern — in denen, die noch übrig sind –, keine Beeren mehr, keine Pilze mehr, es gibt nichts mehr, denn alles wird gesammelt. So folgen die hungrigen Bären einfach ihrer Nase. Und wenn Pensionen, Häuser und Villen im Wald gebaut werden, wo dann gegrillt wird, laden wir die Bären praktisch einfach zur Party ein und wundern uns, dass sie dann kommen. Natürlich suchen hungrige Bären nach Nahrung. Sie kommen nicht in die Stadt, weil sie spazieren gehen wollen, wir fallen über sie her! Wir haben ihr Land genommen, wir versorgen sie nicht mit der Nahrung, die sie brauchen, und deshalb ist die Lösung komplex. Sie zu erschie‎ßen, ist auch keine Lösung. Hotels, Herbergen, Häuser, die am Waldrand gebaut werden, sollten sich schützen, einen Elektrozaun bauen, der die Bären aufhält. In den Städten und Dörfern am Waldrand sollten Apfelbäume, Birnenbäume und Mais gepflanzt werden, dann würden Bären auf der Suche nach Nahrung dort einhalten. Jägervereine und Forstverwaltungen sollen im Frühjahr für Futter sorgen, so wie es früher passierte.“




Und weil das Bärenreservat in Zărneşti allmählich seine volle Kapazität erreicht, kündigte das Umweltministerium an, dass es den Bau eines neuen Bärenschutzzentrums genehmigen werde. Es wurde auch beschlossen, dass Menschen, die in von Bären frequentierten Bergdörfern leben, ab diesem Jahr den Kauf von Elektrozäunen zum Schutz ihrer Haushalte finanziert bekommen werden. Die Behörden versprechen, auch eine Studie über die Bärenpopulation zu finanzieren. Sie soll mit den neuesten verfügbaren Technologien durchgeführt werden und demzufolge die genaue Anzahl der Exemplare in Rumänien eruieren.

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