„Entdecke Rumänien wieder“: Umweltschützer schließen sich zusammen
Die Koalition Natura 2000“, ein Verband, der 20 NGO im Bereich des Naturschutzes vernetzt, hat eine erste langfristige Vision für die rumänischen Naturschutzgebiete vorgestellt.
România Internațional, 30.08.2019, 17:30
Rumänien verfügt über ein reiches und wertvolles Naturerbe mit unterschiedlichen biogeografischen Bedingungen, mit einzigartigen Ökosystemen und seltenen Arten. Es verfügt über 30 Natur- und Nationalparks, zwei Geo-Parks, Hunderte von Naturschutzgebieten und Monumenten, 19 Ramsar-Gebiete, das Biosphärenreservat Donaudelta und viele Schutzgebiete, die zum Natura 2000“-Netzwerk gehören. Ende letzten Jahres hat die Natura 2000“-Koalition das Projekt Entdecke Rumänien wieder“ ins Leben gerufen, das eine neue Vision für eine nachhaltige Entwicklung für Rumänien vorstellt, deren Schwerpunkt auf der Erhaltung der Natur in den Schutzgebieten liegt. Umweltschützer schlagen eine bessere Bewirtschaftung dieser Schutzgebiete vor, die zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen und gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung der Städte und Dörfer sicherstellen würde. Liviu Cioineag, der Executive Manager der Natura 2000 Coalition Foundation, kennt die Einzelheiten dazu:
Obwohl ungefähr 25% des rumänischen Bodens gesetzlich geschützt sind, gilt dieser Status in vielen Fällen nur auf dem Papier. Das Management ist schlecht und es muss dringend verbessert werden, wenn wir uns der Natur auch in den nächsten 30 Jahre erfreuen wollen. Deshalb hat die Natura-2000-Koalition zwei Jahre lang an einer Strategie gearbeitet, die uns zeigt, wie die Natur in 10 oder 20 Jahren aussehen sollte. Es ist ein langfristiges Ziel. Der Anteil der Schutzgebiete sollte von heute 23% auf 30% ansteigen, und wir wollen, dass diese Parks in kohärenter Weise verwaltet werden. Ihr Hauptziel ist der Schutz der Biodiversität. Die Gebiete, in denen der Mensch einwirkt, müssen schrumpfen, bis jeder Park von einem Nichteingriffsgebiet profitieren kann, das sich auf 75% der Gesamtfläche des Parks erstreckt.“
Nichtregierungsorganisationen und die Umweltschützer kritisierten scharf, dass der Posten des Verwalters von Schutzgebieten aus der Umweltgesetzgebung gestrichen wurde. In der Vergangenheit haben Verwalter viele umstrittene Projekte in Schutzgebieten (Hotels, Minen, Straßen, Abholzungen und Immobilienprojekte) gestoppt. Ein weiteres Problem, mit dem Schutzgebiete konfrontiert sind, ist der Mangel an Finanzmitteln, die die ordnungsgemäße Verwaltung dieser Gebiete und die notwendigen Voraussetzungen für die Erreichung der Naturprojektionsziele ermöglichen würden. Erneut Liviu Cioineag zum Thema:
Was wir brauchen, ist ein einheitliches Management. Wir brauchen die Unterstützung des rumänischen Staats, um die Verwaltung dieser Schutzgebiete auf eine einheitliche Weise zu koordinieren. Wir wollen Mittel für Schutzgebiete, da derzeit nur die Gebiete unter der Verwaltung des Nationalen Forstamtes ROMSILVA rund 3 Mio. Euro im Jahr aus der Holznutzung erhält. Im vergangenen Herbst wurde die Verwaltung solcher Standorte zentralisiert, und zwar in den Händen der Nationalen Agentur für Naturschutzgebiete. Diese übernahm auch alle Natura-2000-Gebiete, mit Ausnahme des Biosphärenreservats Donaudelta. Es war ein Schock im Hinblick auf die Verwaltung von Schutzgebieten! Vor nicht allzu langer Zeit waren NGOs an der Finanzierung und an verschiedenen anderen Aktivitäten beteiligt, darunter Forschung, Überwachung, Artenidentifizierung, Naturschutz und touristische Aktivitäten, die den lokalen Gemeinschaften einen Mehrwert verschafften. Diese sind nun verschwunden. Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Naturschutzgebiete Rumäniens — mit Ausnahme der Nationalparks von ROMSILVA — ohne jegliche Art von Schutz oder Verwaltung geblieben sind.“
Die Experten, die das Projekt Entdecke Rumänien wieder“ initiiert haben, legten 10 Kernprinzipien für die Verwaltung des Netzwerks von Schutzgebieten und für den Naturschutz in Rumänien fest. Erika Stanciu, Leiterin der Pro-Park-Stiftung für Schutzgebiete, Mitglied der Natura 2000-Koalition“, erläutert die wichtigsten Prinzipien des Netzwerkes:
Ich möchte in erster Linie das Prioritätsprinzip erwähnen, das besagt, dass dort, wo Schutzgebiete vorhanden sind, ihre Ziele Vorrang vor allen anderen Zielen haben müssen. Dies ist, was das Gesetz verlangt, das ist, was geschehen sollte. Wenn wir Schutzgebiete haben, wenn wir der nachhaltigen Entwicklung und dem Naturschutz Priorität einräumen, werden wir es tatsächlich schaffen, diese Bereiche in Vorbilder für unsere Gesellschaft umzuwandeln. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist die Transparenz: Das Entscheidungssystem bei der Verwaltung aller geschützten Gebiete in Rumänien muss transparent sein und die aktive Einbeziehung aller Interessensgruppen ermöglichen. Dies ist an ein anderes wichtiges Prinzip gebunden, nämlich die partizipative Verwaltung. Dieses partizipative Managementsystem für Schutzgebiete ist nach der Abschaffung der Verwalter, die sich seit 18 Jahren um die betreffenden Gebiete gekümmert haben, gefährdet. Das Prinzip des partizipativen Managements bedeutet, dass alle Interessensgruppen, die über Ressourcen und Interessen verfügen, die Möglichkeit haben, an der Verwaltung von Schutzgebieten teilzunehmen.“
Die Verfasser des Dokuments hoffen, dass das Projekt im Rahmen einer nationalen Strategie von den zuständigen Behörden übernommen wird, um geeignete Lösungen für den Schutz dieses in Europa einzigartigen Erbes zu finden.