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Wasserkraftwerke gefährden Gebirgsflüsse

Neue Technologien, neue Sorgen – auch für die Umwelt: Die sogenannten Kleinstkraftwerke können unumkehrbare negative Auswirkungen auf die Ökosysteme von Gebirgsflüssen haben.

Wasserkraftwerke gefährden Gebirgsflüsse
Wasserkraftwerke gefährden Gebirgsflüsse

, 23.02.2018, 17:30

Deshalb kommen Ökologen jetzt mit einem neuen Lösungsvorschlag. Es geht dabei um eine interaktive, kostenlose Karte sowie um eine Anwendung, die allen Naturliebhabern ermöglicht, die von Mikrowasserkraftwerken betroffenen Flüsse zu schützen.



Das neue Tool wurde von der Umweltorganisation WWF Rumänien und ESRI Rumänien entwickelt. Sie warnen erneut davor, dass diese Einrichtungen wertvolle und einzigartige Ökosysteme in den Bergen zerstören. Die Flüsse trocknen aus und werden auf einen dünnen Wasserlauf reduziert, aus dem das Leben verschwindet. Die grünen Täler von gestern sind mit Baumaterialien und dicken Metallrohren gefüllt. Dies liegt daran, dass Kleinstkraftwerke seit Jahren zu einem bevorzugten Anlagenmodell geworden sind, da sie aus europäischen Fonds finanziert werden und der Gewinn bei grünen Zertifikaten ziemlich hoch ist. Darüber berichtete Diana Cosmoiu, die Landeskoordinatorin für öffentliche Politiken bei WWF Rumänien:



Mit der Entscheidung, diese interaktive Karte zu erstellen, wollten wir die Auswirkungen der Wasserkraft-Projekte auf die Flüsse Rumäniens veranschaulichen, und insbesondere die mit hohem ökologischem Wert. Bisher gab es im öffentlichen Bereich kein solches Tool, das aus Sicht des Datenvolumens im Hintergrund recht komplex ist, aber dennoch einfach zu bedienen ist. Es gleicht die Standorte dieser Wasserkraftwerke mit den Naturschutzgebieten ab und hebt auch jene Flusssektoren hervor, die für uns im Land ökologisch wertvoll sind. Es gibt wenige Flüsse, die von Wasserkraftwerken und anderen Arten der Landschaftsgestaltung unberührt geblieben sind. Man muss wissen, dass es neben den Wasserkraftanlagen auch hydrotechnische Anlagen gibt, die Rumäniens Flussgebiete regulieren und die Umwelt stark beeinträchtigen: Sie unterbrechen bestehende Verbindungen, beeinflussen Sedimente, aber auch die Fischwanderung.“




Die Anwendung kann auch vom Handy aus abgerufen werden, erklärt weiter Diana Cosmoiu vom WWF:



Praktisch können Naturliebhaber, NGOs und Menschen, die an solchen Anlagen in Rumänien interessiert sind, sich anhand dieser Karte über die Lage der Wasserkraftwerke im Verhältnis zu Naturschutzgebieten und ökologisch wertvollen Flüssen informieren. Gleichzeitig können Naturliebhaber und NGOs zum Schutz von Flüssen beitragen, indem sie neue Informationen direkt aus dem entsprechenden Gebiet bereitstellen. Man erhält also mit einem einfachen Mausklick vollständige technische Informationen zu einem bestimmten Wasserkraftwerk, wie die Gesamtkapazität oder das Jahr der Inbetriebnahme. Wenn wir an einem bestimmten Fluss interessiert sind, können wir nach bereits bestehenden Anlagen suchen, oder wir finden vielleicht heraus, dass es nichts gibt entlang dieses Flusses. So können wir alle Arten von Suchanfragen starten, wenn wir alle Anlagen aus einem bestimmten Landkreis auflisten oder Informationen über einen bestimmten Investor finden wollen. Menschen, die in der Nähe eines Wasserkraftwerks wohnen, oder andere, die nur zu Besuch in dem Gebiet sind (Wissenschaftler, Fischer, Touristen) können diese Karte auf dem Handy öffnen und mit Hilfe einer Anwendung, die in unserer Karte enthalten ist, Informationen auf die Karte hochladen. Diese Angaben werden durch einen WWF-Filter gehen und anschlie‎ßend veröffentlicht, wenn sie richtig sind.“




Ein kürzlich veröffentlichter Fall ist das Wasserkraftprojekt im Nationalpark Schiltal (im Südwesten von Rumänien). Dieses würde 85% der gegenwärtigen Durchflussmenge des Flusses Schil auffangen. Sowohl der Investor als auch die Behörden haben dabei offenbar europäische Naturschutz-Gesetze ignoriert. Es gibt aber auch noch viele andere Bauprojekte, manche davon sogar in Naturschutzgebieten, die unbedingt gestoppt werden müssen, warnen Umweltschützer.



Es gibt eine ganze Menge von Projekten zur Landschaftsgestaltung, wir sprechen von Hunderten von Anlagen, die seit Jahrzehnten unsere Flüsse ersticken. Es gibt Standorte, die gar nicht erfasst sind — etwa 100 Wasserkraftwerke sind aufgrund fehlender Informationen nicht auf unserer Karte, es handelt sich um eine sehr alte Infrastruktur –, einige sind kolmatiert, produzieren also keine Energie mehr, blockieren aber immer noch die Flüsse und beeinträchtigen die Fauna und Flora in der Region. Aber die Anzahl dieser Anlagen ist weniger relevant, ihre Lage wirft Probleme auf. Wenn man sich die Karte anschaut, sieht man genau dort, wo das ökologische Potenzial sehr hoch ist, mit besonders wertvollen Naturelementen in hoher Gebirgslage, meistens auch ein Energiepotential, denn es gibt hier und dort einen gro‎ßen Wasserfall und das Interesse ist sehr hoch.“




Auch andere Länder in Osteuropa haben ähnliche Probleme. Zum Beispiel ist die Drau in Kroatien, ein sehr schöner Nebenfluss der Donau und Teil des EU-Natura-2000-Netzes, durch den Bau von zwei gro‎ßen Wasserkraftwerken bedroht. Auch am Fluss Hron in der Slowakei hat die Planungsphase einer solchen Anlage begonnen, auch wenn der mittlere Bereich dieses Flusses vor kurzem in das Natura-2000-Netz aufgenommen wurde, für einen stärkeren Beitrag zur Erhaltung verschiedener Fischarten.

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