Raubbau an der Umwelt in der Karpaten-Donau-Region
Die Region, zu der mehrere Länder gehören, kämpft mit Umweltrisiken – zu diesem Fazit kommt ein Bericht, der vom UNO-Umweltprogramm, der internationalen Umweltorganisation WWF und dem Forschungszentrum “Eurac Research vorgelegt wurde.
România Internațional, 29.12.2017, 18:01
Trotz europäischer und internationaler Vorschriften gegen illegale Abholzung oder den Schmuggel von Wildtieren und Stören, aber auch gegen die Anzapfung von Bergflüssen, ist die Artenvielfalt in der Region Karpaten-Donau gefährdet, besagt der Bericht. 24.000 Hektar Urwälder in Rumänien sowie 5.500 Buchenwälder in der Region Podillya in der Ukraine sind seit 2017 UNESCO-Weltnaturerbe. In diesen Wäldern leben die größten Bevölkerungen großer Raubtiere, die jedoch trotz internationalen Schutzes immer wieder Opfer von Wilderern werden. WWF Romania wickelt seit mehr als 10 Jahren Projekte für den Erhalt der Artenvielfalt — und hat alle Hände voll zu tun, sagt Geschäftsführerin Orieta Hulea: „Rumänien verfügt über unmessbare Schätze durch die Urwälder. Wir haben zusammen mit anderen Organisationen einen umfangreichen Prozess der Bestandsaufnahme dieser Wälder angefangen und sind dabei vor 6-7 Jahren von einer Schätzung auf rund 200.000 Hektare ausgegangen. Systematisch werden Waldflächen ausgewertet und in einem Katalog erfasst, der letztes Jahr eingerichtet worden — aber es ist ein langwieriger Prozess“, meint Orieta Hulea. Denn staatliche Wälder werden sofort unter Schutz gestellt, doch private Besitzer stimmen nur schwerlich einem Schutz zu. Deshalb müssen Entschädigungen für die Privatbesitzer vorgesehen werden, fordert die Umweltschützerin. Und sie drängt auf eine intensivere Bekämpfung von illegalem Holzschlag.
Ein anderes typisches Problem für die Region ist das Störewildern. In den letzten drei Jahrzehnten ist das Fangvolumen bei Stören weltweit um 99% zurückgegangen, weil auch die Fischbevölkerungen stark rückläufig waren. Im Donaubecken leben die letzten tragfähigen Störbevölkerungen des Kontinents, die es ebenfalls zu schützen gilt. Das Fangverbot wurde um weitere 5 Jahre verlängert. Doch auch so ist eine der sechs Störarten im Donaubecken vollkommen ausgestorben, und die restlichen fünf sind vom Aussterben bedroht, warnt Orieta Hulea von WWF România: „Störfischen ist streng verboten, Ausnahmen werden nur für Forschungszwecke gemacht. Aber es wird nach wie vor gewildert, und das herrscht Nachholbedarf. Wir haben letztes Jahr einen Bericht zum illegalen Kaviarhandel präsentiert, es gab Sicherstellungen. Vor einem Jahr wurde eine große Menge Fleisch und Kaviar sichergestellt, die Grenzpolizei tut also ihren Job. Aber wir müssen auch mit den Fischergemeinden entlang der Donau arbeiten, weil der illegale Fischfang auch eine Einkommensquelle für diese Gemeinden darstellt und diesen Menschen Alternativen angeboten werden müssten.
Die Umweltschützerin ist auch vom Aussterben geschützter Wildvogelarten in besorgt. Im Mittelmeerraum werden jährlich Millionen Vögel getötet, aber das findet auch in Rumänien statt, klagt Orieta Hulea: „In diesem Jahr wurden in Italien bei zwei dortigen Jägern Vögel sichergestellt, die sie in Rumänien geschossen haben. Kleinvögel werden hier geschossen und gelangen dann nach Westeuropa. Einige von ihnen werden von internationalen Gesetzen geschützt. Auch an der Grenze zu Ungarn gab es einen Vorfall, bei dem mehrere Tausend Vögel sichergestellt wurden. Anscheinend besteht eine Nachfrage im Westen, insbesondere in Italien, nach solchen Kleinvögeln, die dort als Delikatessen in Luxusrestaurants verspeist werden. Doch diese Arten haben ihren Platz im Ökosystem und die Jagd destabilisiert die Bevölkerungen“, meint die Vertreterin des Umweltvereins.
Die Region Donau-Karpaten gehört zu den wichtigsten Ökosystem der Welt und braucht eine nachhaltige Verwaltung und eine engere Zusammenarbeit der nationalen Behörden in den Ländern, die zur Region gehören. Außerdem ist erforderlich, dass die Vorschriften der EU in Sachen Naturschutz konsequenter umgesetzt werden — dazu gehört auch der Aktionsplan zur Bekämpfung des Handels mit Wildtieren.