Das Ceahlău-Gebirge: einzigartiger Naturpark in den Ostkarpaten
Auf 7000 Hektar erstreckt sich am sagenumwobenen Berg ein wunderbares Naturgebiet.
România Internațional, 28.10.2016, 18:32
In der frühchristlichen Zeit suchten Einsiedler und Mönche den Schutz der dichten Wälder auf dem Bergmassiv des Ceahlău. Die Erosion hat hier seltsame Formen geschliffen, auf denen sich Legenden ranken und heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Pilgerorten gehören. Prof. Daniel Dieaconu, Dr. der Geschichtswissenschaften, hat nicht weniger als 49 dieser Legenden und Geschichten in einem Sammelband zusammengefasst: ” Der Berg Ceahlău ist zwar nicht der höchste in Rumänien, nicht einmal der höchste in den Ostkarpaten – aber er sticht schon dadurch ins Auge, dass er von tiefen Tälern umgeben ist und so eine großartige Aura besitzt. Die spektakulär steilen Klippen haben den Menschen seit den Urzeiten Rätsel aufgegeben, die diese natürlich mit Fabelwesen erklärten, so Prof. Dieaconu. Das Massiv hat etwas ganz besonderes an sich, fährt der Historiker weiter. Es soll schon den Dakern als heiliger Berg gedient haben – und nach dem Einzug des Christentums nördlich der Donau waren es besonders die Mönche vom Berg Athos, die das Gebiet besiedelten und heiligsprachen. Die Namen der Bergspitzen klingen ähnlich oder sind sogar identisch wie jene bei Athos, zum Beispiel Panaghia. Von einem hier durchziehenden Schafhirten soll Gheorghe Asachi im 19. Jahrhundert schließlich auch die Urgeschichte des rumänischen Volkes erfahren haben, so die Überlieferung – Dokia, die Tochter des Dakerkönigs Decebal soll sich selbst zu Stein verwandelt haben, um dem römischen Kaiser Trajan zu trotzen.
Wanderer sollten sich diesen Berg auf keinen Fall entgehen lassen, empfiehlt der Historiker – auf sieben Wanderwegen von 5-6 km geht es bis auf 1900 Meter Höhe zum Gipfel Toaca, sagt Daniel Dieaconu. “Auf dem Ceahlău gibt es viele solche Wanderwege – man kann den Aufstieg in Bicaz oder Durau oder aus anderen Gemeinden beginnen, Izvorul Muntelui zum Beispiel, wo es auch Infos für die Reisenden gibt. Auf Tafeln können Wanderer auch nachlesen, warum der jeweilige Ort relevant ist – zum Beispiel der Fels der Dokia, der Wasserstein, der Stein der Tränen und viele andere”.
Die Natur, so der ortskundige Professor weiter, ist einzigartig – Flora und Fauna sind hier besonders reichhaltig: “ Rund 400 Arten und 1000 Unterarten von Blumen sind hier zu finden – zwei Drittel der gesamten Flora Rumäniens. Es ist ein wahres Labor der Natur und es ist kein WUnder, dass viele Studenten der Naturwissenschaften hier forschen, um so mehr als es zum Beispiel streng geschätzte Einzelreservate gibt – zum Beispiel ein Lärchenreservat. Die Berglilie ist spezifisch für den Ceahlău. 1970 wurden 16 schwarze Bergziegen aus dem Retezat hier angesiedelt. Sie wurden damals in ein Gehege gebracht, aber ein Riesensturm schlug die Umzäunung kaputt und die Tiere gingen frei. Von den damals 16 Ziegen ist die Zahl auf über 100 gestiegen, man kann sie in Gruppen von 10 sehen. Auf Bären trifft man eher selten – sie gehen dem Menschen generell aus dem Weg, wie auch die Luchse oder Auerhähne.“
Der Nationalpark Ceahlău wurde 2007 zum EU-relevanten Schutzgebiet aufgrund von 13 Habitaten erklärt.