Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer deutlicher und akuter, seien es Hitzewellen mit gesundheitlichen Folgen, Dürreperioden mit negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft oder heftige Stürme, die Eigentum zerstören und Menschenleben bedrohen. Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, muss die Welt sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, aber auch Maßnahmen zur Eindämmung ergreifen, wie etwa die Verringerung der Treibhausgasemissionen.
Rumänien sucht gemeinsam mit seinen Partnern nach Lösungen, um so mehr die aktuelle Lage nicht gerade Mut macht. Am Ende eines weiteren Jahres mit Rekordtemperaturen stellt der im Oktober veröffentlichte Klima- und Entwicklungsbericht der Weltbank für Rumänien fest, dass das Land sehr anfällig für die Risiken des Klimawandels sei, insbesondere für Überschwemmungen und Dürren. Der Journalist und Landwirtschaftsexperte Cezar Gheorghe erläutert im Studio von Radio Rumänien, dass es zum Beispiel für Wasserknappheit durchaus Lösungsansätze gibt.
“Die Natur hat uns den Karpatenbogen gegeben. Das Wasser, das den ganzen Winter über von den Hängen fällt, wird in verschiedenen Auffangbecken gesammelt und dann natürlich an die Tieflandgebiete verteilt. Wir haben auch Abwässer aus den Städten, die ebenfalls gesammelt und in die Tiefebene geleitet werden können. Und warum nutzen wir nicht auch die Entsalzung: ich weiß, es ist eine teuere Technologie, aber wir können uns ein Beispiel an Israel nehmen, das tatsächlich Wasser entsalzt. Wir haben das Schwarze Meer zur Verfügung und können auch die Dobrudscha versorgen.”
Eine andere Anpassungsmethode ist, auf Pflanzenarten zu setzen, die fitter sind für die Trockenheit, meint Costel Vânătoru, Direktor der Bank für genetische und pflanzliche Ressourcen in Buzău, der so genannten Saatgutbank: “Den Klimawandel verstehen einige von uns, aber andere denken, dass es ihn gar nicht gibt – wir müssen aber auf jeden Fall Maßnahmen ergreifen, wobei Experten schon seit gut 100 Jahren Maßnahmen anregen. Constantin Garofid zum Beispiel hat schon vor 100 Jahren darauf hingewiesen, dass die Waldvorhänge abgeholzt wurden, also diese natürlichen Pflanzenschutzmittel, und was das bedeutet. Seit ein paar Jahren schreibt ein Gesetz die Einrichtung solcher Vorhänge vor, aber es wird nicht angewandt. Dann haben wir natürlich nicht daran gedacht, Wasserreserven zu schaffen, denn wenn eine Dürre auftritt, brauchen wir natürlich Wasser, und dann geht es ohne Wasserreserven nicht. Aber wir müssen die Technologien für den Pflanzenanbau umschreiben und Arten, die für den Anbau besser geeignet sind, anders bewerten. Wir haben uns wohl zu Unrecht auf die großen Kulturpflanzen beschränkt: Weizen, Mais, Sonnenblumen und sogar Raps, den wir in Rumänien normalerweise nicht verarbeiten. Wir sollten auch den Gartenbausektor in Rumänien stark ausbauen, die Heilpflanzen, die aromatischen Pflanzen, denn überall in Rumänien, wo man hinkommt, wo es eine Grünfläche gibt, kann man in der wilden Flora eine Nutzpflanze finden, eine Pflanze, die als Nahrungsmittel oder zur Behandlung oder Vorbeugung einer Krankheit verwendet werden kann. Wir haben also dieses Potenzial, aber nach den 1990er Jahren geriet die Landwirtschaft ins Trudeln, sie erreichte keinen Gleichgewichtszustand, und wir waren nicht in der Lage, langfristige Strategien zu entwickeln, sie umzusetzen und eine Agrarpolitik zu haben, die dem landwirtschaftlichen System in Rumänien, d. h. den Großbetrieben, den Verbänden und sogar der Familienwirtschaft, gerecht wird. Im Grunde haben wir also keine Leitlinien für bewährte Praktiken entwickelt, um all diese Produktionseinheiten in der rumänischen Landwirtschaft zum Laufen zu bringen.”
Das Thema Klimawandel brachte mehr als 90 rumänische und internationale Redner auf dem Klimagipfel am 19. und 20. Oktober in Bukarest zusammen, die vor 1.700 Teilnehmern Lösungen für eine nachhaltige Zukunft präsentierten. 827 Tausend Zuschauer aus aller Welt verfolgten gleichzeitig die Live-Übertragung auf dem Twitter-Account der Partnerplattform We Dont Have Time.
Extreme Wetterereignisse und Vegetationsbrände zeigen die negativen Auswirkungen des Klimawandels, der sich auch auf die Infrastruktur auswirkt, so Verkehrsminister Sorin Grindeanu, der sagte, dass alle Länder Schritte unternehmen müssen, um den Verkehr auf Strom oder andere erneuerbare Kraftstoffe umzustellen: „Rumänien setzt sich voll für die Dekarbonisierung des Verkehrs ein. Dazu gehört die weitere Entwicklung einer Mischung aus steuerlichen Anreizen und Regelungen für Kraftstoff, Verkehr und Fahrzeugzulassung, die auch auf den Markt für Gebrauchtwagen aus dem Importe abzielt. Die Dekarbonisierung wird auch von der Verlagerung des Straßenverkehrs auf umweltfreundliche Systeme wie Bahn und Schiff abhängen.”
Der Weltbankbericht schätzt, dass Rumänien durch die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Klimaresilienz und zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen sein Nationaleinkommen in den nächsten 30 Jahren fast verdreifachen kann. In dem Dokument wird auch darauf hingewiesen, dass die für die Dekarbonisierung des Energiesystems erforderlichen Investitionen bis 2050 auf 356 Mrd. USD geschätzt werden, was etwa 3 % des rumänischen BIP entspricht.