Medizin der Zukunft: Hightech birgt Chancen und Risiken
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen revolutionieren zusammen mit der Genomik die moderne Medizin.
Corina Cristea, 19.05.2023, 15:43
Wenn wir über die Medizin der Zukunft sprechen, fallen Begriffe wie Age Tech, künstliche Empathie, Cloud Computing, maschinelles Lernen, Blockchain und andere Innovationen im Zusammenhang mit einem integrierten Technologieansatz für eine wirksamere Krankheitsprävention und -diagnose.
Schon jetzt können die Menschen mit einfachem Zubehör wie intelligenten Uhren (Smart Watches) und Armbändern ihre Gesundheit überwachen und einen Arzttermin vereinbaren, wenn die vom Gerät gesammelten Daten dies nahelegen. Immer häufiger ist von einer Zukunft die Rede, in der Ärzte und Patienten digital verbunden sind, und große Highetch-Unternehmen erforschen die Möglichkeiten medizinischer Eingriffe. Google hat bereits ein automatisiertes System zur Erkennung von Brustkrebs entwickelt, und Microsoft hat sich auf den Weg gemacht, Augmented und Virtual Reality (erweiterte und virtuelle Realität) in die Bereitstellung von Medikamenten einzubinden, die auf die Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten sind. Personalisierte Behandlungen, der sofortige Zugriff auf medizinische Daten von Patienten aus einer gemeinsamen Datenbank, auf die Krankenhäuser, Ärzte und Patienten Zugriff haben, oder die genetische Revolution gehören zu den Vorteilen der neuen Technologien im Gesundheitswesen.
Doch die Erfassung von medizinischen Daten muss mit Datenschutz einhergehen, sagt Elena Ovreiu, Dozentin an der Polytechnischen Universität Bukarest:
All diese digitalen Technologien, die im Gesundheitswesen eingesetzt werden, haben im Wesentlichen eine Aufgabe: Sie helfen uns, Daten zu erhalten, medizinische Daten sowohl vom Patienten, Testergebnisse, Röntgenbilder, aber auch Daten darüber, wie oft der Patient eingewiesen wurde, wie er gepflegt wurde u.a.m. Im Grunde geht es also um die Erfassung medizinischer Daten. Und dann geht es um Folgendes: Wie erhalten wir diese Daten von verschiedenen Sensoren, verschiedenen Technologien, tragbaren Sensoren? Wo speichern wir diese Daten, was machen wir mit ihnen, wie schützen wir sie? Da es sich um medizinische Patientendaten handelt, brauchen wir Datensicherheit und Cybersicherheit — das ist wesentlich! Wie organisieren wir die Information in Datenbanken, die untereinander kompatibel sind, damit sie an andere Krankenhäuser übermittelt werden können? Und hier sprechen wir über die Standardisierung und Normierung von Datenbanken. Und wenn wir sie einmal erfasst und strukturiert haben, muss man sich Gedanken darüber machen, wie man diese Daten zum Wohle des Patienten und des Gesundheitssystems nutzen kann. Rund um diese medizinischen Daten werden also viele Probleme aufgeworfen und mit Hilfe der Technologie gelöst werden müssen.“
Eines ist sicher: Die Medizin der Zukunft wird sich zunehmend auf künstliche Intelligenz stützen, und das ist äußerst gewinnbringend in einer Zeit, in der das medizinische System nicht darauf ausgelegt war, die enorme Zunahme chronischer Krankheiten zu bewältigen, auf die derzeit mehr als 80 % der Gesundheitsausgaben entfallen. Die Vorteile der neuen Technologien sind enorm, sagen Experten: Analytik und Algorithmen der künstlichen Intelligenz können Vorteile in Bezug auf die Behandlungsqualität und -ergebnisse, geringere Kosten in den Gesundheitseinrichtungen und bessere politische Entscheidungen bringen. Cristina Berteanu, Notfallärztin, promovierte Medizinerin und Leiterin einer Arbeitsgruppe für Forschung und Entwicklung, spricht im Folgenden über die wichtigsten Vorteile der Einführung digitaler Technologien im Gesundheitswesen:
In erster Linie helfen digitale Technologien, die Einlieferung in die Notaufnahme zu vermeiden; sie verhindern eine Verschlechterung des Zustands, indem Entscheidungen in Echtzeit getroffen werden. Die Technologie bezieht den Patienten mit ein, es ist dieses Konzept der Patientenbeteiligung, bei dem der Patient in das Management seiner eigenen Symptome und in diesen digitalen Teil einbezogen wird und seine eigene Rolle bei der Behandlung und Problemlösung spielt. Und natürlich gibt es auch weitere Vorteile wie der schnellere Zugang zu Daten, die Kostensenkung, die Tatsache, dass man diese Daten sammeln und auch später verwenden kann.“
Die Vorteile der digitalen Technologien sind nicht von der Hand zu weisen, umso mehr der medizinische Bereich mit einem großen Personalmangel zu kämpfen hat. Rumänien hat bestens ausgebildete IT-Fachleute und medizinische Fachkräfte und verfügt auch über eine qualitativ hochwertige IT-Infrastruktur. Aus dieser Verbindung kann ein sehr gutes Informationssystem für elektronische Patientenakten entstehen, sagt der in den USA niedergelassene Lungenfacharzt für Notfallmedizin Theo Trandafirescu:
Das ist die Zukunft: Digitalisierung der Medizin und elektronische Gesundheitsakten. Die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung erfordert intensive, kooperative Ressourcen und starke Partnerschaften. Die Daten, die wir erhalten, sind wichtig, um Patienten, Krankheiten und die Anwendbarkeit dieser Daten zu verstehen. Die Bevölkerung hat soziale und medizinische Bedürfnisse, und wir werden diesen Bedürfnissen durch diese innovativen Ansätze weiterhin gerecht.“
Der Arzt Theo Trandafirescu sagt ferner, dass wir bereits Zeugen einer genetischen Revolution seien. Die wissenschaftliche Welt habe sehr schnell auf dieses genomische Produkt“ reagiert, und die letzten Jahre haben eine Beschleunigung der Forschung in dieser Richtung gezeigt. Die Immunologie wird bereits erfolgreich in der Onkologie eingesetzt, aber auch bei der Behandlung anderer schwerer Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis können die Ärzte mit Hilfe der Genomik Krankheiten viel besser verstehen und eine individuelle Behandlung vorschlagen.