Covid-19 und Grippe: Schützt Grippeimpfung gegen das Coronavirus?
Kältezeit ist Grippezeit, sagt der Volksmund – dadurch rückt die Idee der Impfung in den Vordergrund. Im Moment wird die Diskussion im Zusammenhang mit der Pandemie noch kontroverser geführt.
Corina Cristea, 23.10.2020, 17:30
Die Menschen sind immer besorgter und wenden sich mit ihren Fragen an Experten. Einige erkundigen sich, wie sich SARS-COV-2 und reguläre Grippeviren verbinden und wie sie einander beeinflussen könnten. Professor Doina Azoicăi, Leiterin der Rumänischen Gesellschaft für Epidemiologie, erläuterte bei Radio Rumänien einen wichtigen Aspekt. Auf der südlichen Halbkugel, wo die kalte Jahreszeit demnächst zu Ende geht, seien Formen der Grippe nicht so gefährlich. Doch trifft dies auch auf die nördliche Hemisphäre zu?
Wir werden viele gewöhnliche akute Atemwegsinfektionen haben. Es ist damit zu rechnen, dass eine Vielzahl von wiederkehrenden Viren in Umlauf sind und den Atmungsapparat befallen werden, aber darüber hinaus stellen wir uns auch auf die Grippe ein. Interessanterweise war die Grippe in der südlichen Hemisphäre nicht so schlimm. Dieser Aspekt kann mehrere Erklärungen haben. Entweder befinden sich die beiden Viren in einem Wettkampf, und das stärkere, das jüngere gewinnt, obwohl das Grippevirus jedes Jahr eine andere Struktur hat, einen anderen Strang als im Vorjahr. Oder es ist einfach so, dass die Bevölkerung Maßnahmen zur Begrenzung der Ausbreitung von Atemwegsinfektionen ergriffen hat, indem sie Menschenansammlungen vermeidet, Masken trägt, und das kann die Ausbreitung von Krankheitserregern einschränken. Das bedeutet nicht, dass wir grippefrei sind. Auf der Südhalbkugel hat sich das AH1N1-Virus, wenn auch in geringeren Konzentrationen, gegenüber dem B-Typ-Virus durchgesetzt, genau wie es letztes Jahr der Fall war.“
Von den Grippeviren sind die Typen A und B durchaus in der Lage, Epidemien und sogar Pandemien auszulösen, da sie von einem Jahr zum anderen ihre Stränge wechseln. Die WHO legt fest, welche Stränge im kommenden Jahr verwendet werden, mit einem Programm zur Vorhersage und Analyse zirkulierender Viren. Grippeviren und Coronaviren sind unterschiedliche Familien. Wir fragten Adrian Marinescu, einen Arzt am Matei-Balş-Institut in Bukarest, ob sich die beiden verbinden könnten, um eine andere Art von Virus hervorzubringen. Er präzisierte, dass Menschen, die gleichzeitig an COVID-19 und Grippe erkranken, schlimmere Krankheitsbilder entwickeln können und dass ein Grippeimpfstoff nicht vor COVID-19 schützt:
Es gibt keinen Beweis für einen Zusammenhang, Grippeviren sind eine Sache, Coronaviren eine andere. Wenn wir eine Grippeimpfung bekommen, geht es uns besser, denn wir bekommen keine Grippe. Das ist hilfreich, aber es gibt keinen Zusammenhang. Das neuartige Coronavirus macht jetzt kleinere Veränderungen, ja sogar größere Mutationen durch. Beispielsweise weiß man derzeit, dass das Virus in den USA und Europa nicht aggressiver ist, sich aber schneller verbreitet. Das ist der Grund, weshalb wir über die zweite Welle sprechen und über die Art und Weise, wie Infektionen jetzt auftreten.“
Eine geringere Zahl von Grippefällen bedeutet einen geringeren Druck auf das Gesundheitssystem angesichts einer Pandemie, von der niemand weiß, wann sie endet, zumal wir noch keinen Impfstoff haben. Es gibt jedoch Grippeimpfstoffe und sie sind die beste Präventionsmaßnahme. Der Arzt Virgil Musta ist der Leiter des Krankenhauses für Infektionskrankheiten in Timişoara (Temeswar):
Um die Ausbreitung von Infektionen, egal welcher Art, zu verhindern, haben wir Impfstoffe, die dafür am besten geeignet sind. Ansonsten gibt es Hygienemaßnahmen, Händewaschen, sozialer Abstand und das Tragen einer Maske — ein unerlässliches Paket. Gesunde Ernährung hilft andererseits der Immunität. Auch Stress beeinflusst die Immunität. Deshalb sollten die Menschen versuchen, Stress zu bewältigen, entweder mit Medikamenten oder durch Rücksprache mit ihrem Arzt. Wir haben auch festgestellt, dass der Zustand depressiver Menschen oder Menschen, die unter Angstzuständen leiden, sich verschlimmern kann, wenn sie sich die Krankheit einfangen. Auch Vitamine und Mineralstoffe können dazu beitragen, den Körper auf eine Infektion vorzubereiten, wie z.B. die Vitamine A und D sowie Zink und Selen. Auch eine gute Erholung ist wichtig, ein gut ausgeruhter Körper ist viel widerstandsfähiger. Wir sollten die alltäglichen Aktivitäten bewältigen, um den Kampf zwischen Krankheitserregern und Immunität zu meistern.“