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Wiederankurbelung des Tourismus: Werden sich Reisegewohnheiten ändern?

Die Tourismus-Branche ist besonders schwer betroffen von den Folgen der Pandemie. Die EU schnürt ein großzügiges Hilfspaket zusammen – doch wird das reichen, um die Verluste auszugleichen?

Wiederankurbelung des Tourismus: Werden sich Reisegewohnheiten ändern?
Wiederankurbelung des Tourismus: Werden sich Reisegewohnheiten ändern?

, 22.05.2020, 17:30

Die Branche bietet 10% der weltweiten Arbeitsplätze, fast 12% der EU-Arbeitsplätze, und benötigt jetzt eine koordinierte internationale Reaktion, die auf rund 375 Milliarden Euro geschätzt wird, um sich zu erholen. Es geht um den Tourismus — einen Sektor, der extrem stark von Reisebeschränkungen und Ma‎ßnahmen zur sozialen Isolation betroffen sind, die Regierungen auf der ganzen Welt verhängt haben, um die Ausbreitung des neuen Coronavirus zu stoppen. Betroffen sind alle, die in dieser Branche tätig sind, von Kleinunternehmern und Hotels bis hin zu Reiseveranstaltern. Weltweit könnte die Tourismusbranche in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 um 80% zurückgehen, so die Angaben des World Travel and Tourism Council. Im Vergleich dazu betrug der Rückgang während der Wirtschaftskrise 2009 4%.



Europa hat ein sehr aktives touristisches Ökosystem. Transport, Unterkunft, Gastronomie, Erholung und Kultur tragen fast 10% zum BIP der EU bei und sind in vielen Regionen eine wichtige Quelle für Beschäftigung und Einkommen. 267 Millionen Europäer — oder 62% der Bevölkerung — unternehmen mindestens eine private Urlaubsreise pro Jahr, und 78% der Europäer verbringen ihren Urlaub in ihrem Herkunftsland oder in einem anderen EU-Land, so die EU-Exekutive. Der Sommer ist eine entscheidende Jahreszeit für die Branche und bringt dem europäischen Tourismussektor durchschnittlich 360 Millionen Touristen und 150 Milliarden Euro Umsatz ein. Deshalb hat Brüssel eine Reihe von Richtlinien und Empfehlungen entwickelt, um den Tourismus wieder zu beleben. Das Tourismus- und Verkehrspaket“ der Kommission umfasst eine Strategie für den Aufschwung im Jahr 2020 und darüber hinaus einen gemeinsamen Ansatz zur schrittweisen und koordinierten Wiederherstellung der Freizügigkeit und zur Beseitigung von Beschränkungen an den Binnengrenzen der EU. Es enthält auch einen Rahmen zur Unterstützung der schrittweisen Wiederherstellung des Verkehrs bei gleichzeitiger Gewährleistung der Sicherheit von Passagieren und Mitarbeitern.



Diese Empfehlung zielt darauf ab, Reisegutscheine zu einer attraktiven Alternative zu Rückerstattungen in bar zu machen. Die Unterstützung der Kommission für Tourismusunternehmen würde in verschiedene Richtungen gehen, beispielsweise durch die Bereitstellung von Liquidität für KMU und durch die Rettung von Arbeitsplätzen mit einer finanziellen Unterstützung von bis zu 100 Mrd. Euro durch das SURE-Programm.




Ein wichtiges Bindeglied im Tourismus ist der Verkehr. Ein klares Datum für die normale oder schrittweise Wiederaufnahme des Verkehrs kann nicht festgelegt werden, da wir nicht wissen, wie sich die Pandemie entwickeln wird, erklärte die Verkehrskommissarin Adina Vălean für Radio Rumänien, aber die von der Kommission verabschiedeten Regeln zeigen, unter welchen Bedingungen wir reisen werden:



Ich bekomme oft die Frage: ‚Wann dürfen wir wieder reisen?‘ Die Antwort auf diese Frage muss von den Behörden jedes Mitgliedstaats gegeben werden, wobei einige Kriterien im Zusammenhang mit der epidemiologischen Situation im jeweiligen Staat berücksichtigt werden müssen, die von meinen Kollegen aus dem Gesundheitswesen hervorgehoben wurden. Dann müssen wir uns entscheiden, welche Ziele wir für den Tourismus freigeben, denn wir erwarten natürlich nicht, dass in ganz Europa die gleiche Situation herrscht, die Grenzen geöffnet werden oder die Quarantäne- und Isolationsma‎ßnahmen in jedem Mitgliedstaat gleich sind. Dies sind Entscheidungen, die die nationalen Behörden treffen müssen.“




Es ist bekannt, dass die Wiederaufnahme des Verkehrs in mehreren Phasen auf flexible und koordinierte Weise zwischen den Mitgliedstaaten erfolgen wird. Es gibt auch klare Bedingungen für den Tourismus, um die Beschränkungen in einem Gebiet oder Mitgliedstaat zu lockern, nämlich dass die Zahl der Infektionen abnimmt und niedrig bleibt, und dass die Staaten den Zugang zum Gesundheitssystem sicherstellen, auch für Touristen. In Rumänien hat der Tourismus in den letzten Monaten 6 Millionen Übernachtungen und rund 250 Millionen Euro verloren, so der Präsident des Verbandes der Hotelindustrie in Rumänien, Călin Ile.



Die Lage des Tourismus ist sehr kompliziert. Wir waren im Grunde eine rasende Lokomotive und plötzlich sto‎ßen wir gegen eine Mauer. Dies hat zu gro‎ßen Problemen geführt, die derzeitige Situation ist dramatisch“, sagt Călin Ile, der schätzt, dass die Auswirkung der Lage des Tourismus auf das rumänische BIP 5% übersteigen wird. 90% der Hotels in Rumänien wurden wegen der Pandemie geschlossen, und 150.000 der 180.000 Beschäftigten in der Hotel- und Restaurant-Branche wurden in die Kurzarbeit versetzt oder entlassen, sagt Răzvan Pascu, Gründer eines in diesem Bereich tätigen Unternehmens. Seiner Meinung nach könnte die Situation, die wir durchmachen, jedoch eine Chance für den rumänischen Tourismus darstellen:



Es ist klar, dass sich das Verhalten des Touristen ändern wird. Höchstwahrscheinlich werden sie es nicht mehr vorziehen, gro‎ße Hotels mit All-inclusive-Angeboten beispielsweise in der Türkei zu wählen, wo sie sich mit Tausend Menschen zum Frühstück drängen, sondern andere Reisemöglichkeiten wählen. Ich glaube, dass in der nächsten Zeit Autofahrten und Naturfahrten zunehmen werden, das Verhalten der Menschen wird sich irgendwie ändern. Es kann auch eine Gelegenheit sein, Rumänien als eine andere Art von Reiseziel zu fördern, ein Reiseziel, das Reisemöglichkeiten anbietet, nicht mit anderen eng aneinander zu sein, und ich denke, dass dies in den nächsten 2–3 Jahren die Strategie für Rumänien sein sollte.“




Die Ergebnisse jüngster Studien zeigen, dass die Menschen in diesem Jahr ihren Urlaub im Ausland aufgeben und den lokalen Tourismus bevorzugen werden.

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