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Wird die Menschheit aus der Pandemie etwas gelernt haben?

Die durch die neue Coronavirus-Pandemie verursachte Krise hat weltweit Schwachstellen aufgedeckt, Verhaltensweisen verändert, Volkswirtschaften erschüttert und viele Fragen über die Zukunft aufgeworfen.

Wird die Menschheit aus der Pandemie etwas gelernt haben?
Wird die Menschheit aus der Pandemie etwas gelernt haben?

, 04.09.2020, 17:30

Für Hunderttausende von Hinterbliebenen ist das Leben nicht mehr dasselbe, und wenn in der ersten Phase die Hauptfolgen in Menschenleben gezählt wurden, steht das, was folgt, in engem Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise — nach Expertenschätzungen die schlimmste seit der Gro‎ßen Depression des letzten Jahrhunderts. Was lernt die Menschheit aus dieser Pandemie?



Die zukünftige Machtarchitektur wird davon geprägt sein, wie sich die Volkswirtschaften der Welt erholen werden, und jede Umschichtung wird das Leben aller Menschen mehr oder weniger stark beeinflussen. Die ganze Welt wird geschwächt aus dieser Krise herauskommen, meint Ovidiu Nahoi, Chefredakteur der rumänischen Abteilung von Radio France Internationale, der auf Einladung von Radio Rumänien eine Analyse der möglichen Folgen erstellt hat:



Es ist jetzt schwer zu sagen, wer geschwächter und wer weniger geschwächt davonkommen wird und wer die Voraussetzungen hat, sich schneller zu erholen. Natürlich wollen wir, dass liberale und kreative Volkswirtschaften schneller wachsen und sich erholen als die Volkswirtschaften autoritärer Regime. Vor allem zu Beginn der Krise — und hier sprechen wir über den Informationskrieg — gab es diesen Ansatz, dass autoritäre Regime bei der Bewältigung der Krise effektiver wären als demokratische Regime. Diese Aussage beginnt sich als falsch zu erweisen. Wir werden sehen, wie wir uns von nun an erholen werden und wie der Konsum aussehen wird, wie sich die Gewohnheiten der Menschen ändern werden, wie sich die wirtschaftliche Organisation weiterentwickeln wird und wie viel Geld benötigt wird. Niemand kann zu diesem Zeitpunkt sagen, wie schnell die Erholung sein wird und wie diese aussehen wird. Wir wissen allerdings, dass es nach Krisen immer eine Erholung gibt. Wir haben eine Finanzkrise durchgemacht, gefolgt von einem Jahrzehnt des Wachstums. Hoffen wir, dass dieses Modell wieder aufgenommen wird und dass es nach einer Krise ein Comeback geben wird. Wie dieses sein wird, wie schnell es kommt und wie es aussehen wird, können auch Wirtschaftler nicht genau sagen.“




Der Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaften Mircea Coşea spricht über tiefgreifende Veränderungen in der sogenannten Wertschöpfungskette. Die Wertschöpfungskette ist ein Begriff, der in der westlichen, hauptsächlich amerikanischen Wirtschaft vor etwa einem Jahr auftauchte, basierend auf einer älteren Theorie, erklärt Mircea Coşea, und diese Wertschöpfungskette bedeutet, dass ein Produkt, vom ersten bis zum letzten Gegenstand, der Teil seiner Herstellung ist, über etwa 35–40 andere Hersteller aus verschiedenen Ländern geht:



In der heutigen Wirtschaft kann nichts mehr auf dem Stand der modernen Technologie in einem einzigen Land hergestellt werden. Das Problem, das hier auftaucht, ist die Führung, d.h., wer diese Wertschöpfungskette führt, wer letzten Endes die Welt führen wird, denn die Wertschöpfungskette hat etliche Komponenten mit unterschiedlichen Werten. Derjenige, der das Produkt zusammenbaut, verdient weniger als derjenige, der einen kleinen Bauteil des Produkts herstellt, der aber dem höchsten Stand der Technik entspricht. Im Augenblick haben die USA diese Führung, die auch dazu beitragen, dass z.B. ein chinesisches Handy etwas enthält, das zu amerikanischen Ideen, Konzepten und Forschungen gehört, die die Chinesen nicht liefern können. Wenn die Dinge noch 20 Jahre so weitergegangen wären und man in die Situation gelangt wäre, in der »Hergestellt in China« durch »Hergestellt von China« ersetzt worden wäre, dann wäre China zum Weltführer geworden. Und dieser Prozess der Rückkehr Amerikas, manchmal widersprüchlich, manchmal umstritten, wie der Handelskrieg von Herrn Trump, begann vor einigen Jahren, um China auf irgendeine Weise aufzuhalten. Nun wei‎ß ich nicht, ob dieses Virus von irgendwoher kam, von irgendeiner Schlange oder aus einem Labor, wir wissen es nicht, aber es rekonstituiert diese Wertschöpfungskette in dem Sinne, dass es die Vormachtstellung einiger denkender Länder gegenüber einigen arbeitenden Ländern bewahrt.“




Man kann viele Lehren aus dieser Pandemie ziehen, sagt der Europaabgeordnete Cristian Buşoi und bezieht sich dabei vor allem auf die Situation in der EU. Die vielleicht wichtigste ist, dass, obwohl die Bedeutung des Gesundheitssystems viele Jahre lang angesprochen wurde, sich herausgestellt hat, dass niemand vollkommen auf eine solche Herausforderung vorbereitet war, sagt Cristian Buşoi:



Ich hoffe, dass sich das ändern wird, denn natürlich haben wir heute die Coronavirus-Krise, aber es könnten andere Pandemien folgen. Es gibt ganze Theorien, dass diese in den kommenden Jahrzehnten die ernsthaftesten Bedrohungen für die Gesundheit, die Stabilität und die Weltwirtschaft sein werden. Vergessen wir nicht, dass wir, abgesehen von dieser Pandemie, auch HIV-AIDS noch nicht vollständig besiegt haben und dass es immer noch eine beträchtliche Zahl von Menschen gibt, die an Krebs sterben. Wir haben viele Herausforderungen zu bewältigen, und vielleicht wird diese Krise den politischen Entscheidungsträgern in allen Ländern der Welt zu verstehen geben, dass das Gesundheitssystem mehr Aufmerksamkeit verdient. Und vielleicht wird die zweite gro‎ße Herausforderung diejenige sein, die mit der Wirtschaft zusammenhängt, mit dem Neustart der Volkswirtschaften in der gesamten Union. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es keine solche Herausforderung und keinen solchen Druck auf die Volkswirtschaften gegeben. Einige Analytiker und Ökonomen sind der Meinung, dass die Herausforderung sogar noch grö‎ßer ist, denn es ist ja wahr: Auch damals handelte es sich um ein Ereignis, das den Stand der Dinge völlig verändert hat, aber es geschah über einen längeren Zeitraum, und nicht alle Volkswirtschaften wurden zur selben Zeit heruntergefahren.“




Allerdings sei jetzt in nur wenigen Wochen fast die gesamte EU-Wirtschaft zum Stillstand gekommen, oder bestimmte Wirtschaftszweige haben sich stark verlangsamt, und, fügt der Europaabgeordnete Cristian Bușoi hinzu, obwohl es einen wichtigen EU-Rettungsplan gibt, der eine Infusion von sehr wichtigem Kapital beinhaltet und der sich mit den Plänen überschneidet, die auf der Ebene der einzelnen Länder aufgestellt wurden, bleibt abzuwarten, je nachdem, wie lange die Krise dauern wird, wie gro‎ß die Herausforderung sein wird, um auf das vorherige Niveau zurückzukehren.

Das EU-Parlament in Straßburg (foto: Endzeiter / pixabay.com)
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