Weltbank-Prognose: Bescheidenes Wirtschaftswachstum für Rumänien auch 2019
Laut dem kürzlich von der Weltbank veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick Global Economic Prospects“ wird die rumänische Wirtschaft 2019 um 3,5% und 2020 um 3,1% wachsen, um einen Prozentpunkt weniger, verglichen mit der Prognose vom Juni 2018.
Corina Cristea, 11.01.2019, 17:30
Die Weltbank schätzt, dass die Wirtschaft in Europa und Zentralasien 2018 nur um 3,1% gewachsen sei, im Vergleich zu 4% im Jahr 2017. Dies spiegle den Rückgang der wirtschaftlichen Tätigkeit in der Türkei in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wider. Ohne die Türkei blieb das regionale Wachstum 2018 unverändert bei 2,9%, da die schwache Wirtschaftskonjunktur in Ländern wie Bulgarien und Rumänien durch die Beschleunigung im Osten der Region, die — der Weltbank zufolge — im vergangenen Jahr von den höheren Erdölpreisen profitierte, ausgeglichen wurde. Das Weltwirtschaftswachstum wird sich 2019 auf 2,9% verlangsamen, verglichen mit 3% im Jahr 2018 und 3,1% im Jahr 2017, und das Wachstum des Welthandels wird sich auf 3,6% in diesem Jahr verlangsamen, ausgehenden von 3,8% im Vorjahr 2018 und 5,4% im Jahr 2017.
Dies werde sich weltweit auf die Industrie auswirken, schätzt das internationale Finanzinstitut. Demnach besteht ein zunehmendes Risiko für die Weltwirtschaft, da sich die Perspektiven angesichts verschärfter finanzieller Bedingungen, verstärkter Handelsspannungen und Turbulenzen auf den Finanzmärkten in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern verschlechtert haben. Zu Beginn des Jahres 2018 war die Weltwirtschaft in vollem Gange, verlor jedoch im Jahresverlauf an Schwung und in Zukunft könnte sich der Fortschritt noch weiter abschwächen“, warnt Generaldirektorin Kristalina Georgieva. Gleichzeitig werden die Streitigkeiten zwischen den Vereinigten Staaten und China auf der ganzen Welt spürbar sein und sie könnten auch die Instabilität auf den Finanzmärkten erhöhen, was Auswirkungen auf die Volkswirtschaften haben wird, die sich in Entwicklung befinden. Die Berechnungen zeigen, dass sich die Expansion der weltgrößten Wirtschaft — der USA — in diesem Jahr voraussichtlich auf 2,5% verlangsamen wird (von 2,9% im Jahr 2018), während China voraussichtlich 6,2% erreichen wird, nach 6,5% im Jahr 2018. Für die Eurozone wird in diesem Jahr ein Vorsprung von 1,6% gegenüber 1,9% im Vorjahr erwartet, heißt es noch im besagten Bericht.
In Bezug auf Rumänien erwartet das internationale Finanzinstitut, dass Bukarest für 2018 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 4,1% verzeichnet, was einen Rückgang von einem Prozentpunkt gegenüber der Juni-Prognose darstellt. Die Expansion würde sich im Jahr 2021 verbessern, wenn die Wirtschaft um 2,8% wachsen werde. Rumänien hat nach wie vor eine abhängige Wirtschaft, eine schlechte Handelsbilanz, und die Rumänen geben 48% Ihres Familieneinkommens für Lebensmittel aus, zeigen zentralisierte Daten. Auf Einladung von Radio Rumänien führte Universitätsprofessor Mircea Coşea eine Analyse der Situation des Außenhandels zu diesem Zeitpunkt durch.
Wir sind in einer Branche spezialisiert, die hauptsächlich Maschinen, Bauteile und Baugruppen für die Automobilindustrie und die Fahrzeugindustrie herstellt. Rumänien hat sich zu einem bedeutenden Hersteller von Teilen und Ersatzteilen entwickelt, und zwar in jenen Bereichen, wo der Anteil an Menschenarbeit noch hoch ist, d.h. eine Industrie, die hinter dem technischen Fortschritt zurückliegt. Während andere Länder ihre Produkte entwerfen und konzipieren, stellen wir die Produkte in Fabriken her, wo noch viele Arbeiter eingesetzt werden. Das ist nicht unbedingt schlecht, denn dadurch haben wir zumindest Jobs. Die rumänischen Exporte sind heute zu 50% bis 70% von Industrieexporten abhängig, und zwar gehen die Exporte in mehrere Industrieländer, hauptsächlich nach Deutschland, Frankreich und Italien. Dorthin exportieren wir Ersatzteile für Autos, Motoren, Bauteile und verschiedene Sachen dieser Art. Wenn der Automarkt im Westen einbricht, und dieser Augenblick könnte nicht weit entfernt sein, vor dem Hintergrund was derzeit in Frankreich, Deutschland, aber auch als Folge des von Herrn Trump angezettelten Handelskriegs geschieht, dann wird es keine Aufträge mehr für Autos geben und wir werden so etwas nicht mehr exportieren. Was exportieren wir derzeit noch? Wir exportieren auch Industrieprodukte verschiedener Typen, einige davon im IT-Bereich, aber mehr als 60% dieser Produkte werden importiert. Wir haben eine Wirtschaft, die von zentralen Standorten abhängig ist, die in anderen Ländern entwickelt wurden, im Allgemeinen im harten Kern der EU, und unser Markt ist auf sie angewiesen.“
Unterdessen rechnen Fachleute in diesem Jahr mit einem Anstieg der Bankzinsen, nachdem die Zentralbanken bei einem Versuch, die Auswirkungen der Finanzkrise zu bekämpfen, ihr Niveau ungewöhnlich niedrig gehalten haben. Die Auswirkungen werden höchstwahrscheinlich auch in Rumänien spürbar sein, sagt Finanzanalytiker Aurelian Dochia:
Ich denke, die Aussichten für 2019 sind gut genug. Offensichtlich hängen sie eng mit der Entwicklung der rumänischen Wirtschaft zusammen. Sehr viele internationale Ökonomen und Institutionen gehen davon aus, dass sich das Wachstum selbst in Rumänien verlangsamen wird, auch wenn es weitaus höher sein wird als in anderen europäischen Ländern und insbesondere in der Eurozone. Und das bedeutet auch, dass der Wachstumsrhythmus des Bankensystems und des Kreditgeschäfts moderat steigen könnte.“
Aurelian Dochia ist der Ansicht, dass die seit dem 1. Januar in Kraft getretenen Maßnahmen der rumänischen Nationalbank zur Begrenzung der Kreditvergabe an Privatpersonen nur eine beschränkte Kategorie von Personen betreffen und sich nicht negativ auf die Entwicklung der Bankkredittätigkeit auswirken wird.