Weltstärkster Laser neben Bukarest ist funktionstüchtig
Die Anlage in Măgurele bei Bukarest ist fertig – sie bestand die abschließenden Tests und soll schon 2019 in Betrieb genommen werden.
Corina Cristea, 08.06.2018, 17:45
Die Extreme Light Infrastructure Nuclear Physics (kurz: ELI), die weltweit stärkste Laseranlage, besteht aus zwei Hochleistunglasern von jeweils 10 Petawatt, zwei kleineren von jeweils einem Petawatt und wiederum zwei weiteren von je 100 Terawatt. Das System soll insgesamt 10% der Stärke der Sonnenenergie entwickeln und arbeitet zusammen mit einer anderen weltweit einzigartigen Anlage, die einen Hochleistungsgammastrahl generiert. Am kleinen Ort nahe Bukarest konzentrieren sich 30 Jahre Forschung, die Abermillionen Euro gekostet haben — mehr Hightech geht gar nicht. Die Spiegel des Lasers sind weltweit einzigartig, sagen die Verantwortlichen in Măgurele. Der Direktor des Projektes, Nicolae Zamfir, Mitglied der rumänischen Akademie der Wissenschaften, erinnert sich, dass vor 2013 hier nur eine Idee stand: dass Europa den USA das Forschungswasser reichen kann: Ich glaube, dass niemand mit einer solchen phantastischen Entwicklung gerechnet hat. Vor 10 Jahren war es ja nur ein Einfall — heute ist die ELI echt und besteht nicht nur auf dem Papier und steht kurz davor, mit wissenschaftlichem Material ausgestattet zu werden“, begeistert sich Nicolae Zamfir.
Die 100 Tausend Tonnen schwere Anlage steht auf einer Plattform, die sich auf 1000 Pfeiler stützt, die ihrerseits mit Dämpfervorrichtungen versehen sind. Das in Rumänien entwickelte Baukonzept ist so gedacht worden, dass die Anlage unter allen Umständen die Ausrichtung und den Winkel der Laser- und Gammastrahlenbündel beibehält. Selbst bei Erdbeben darf sich die Anlage um keinen Mikron bewegen. Gekostet hat das Projekt 350 Millionen Euro, davon kamen 20% vom Staat und der Rest von der EU-Kommission.
13 Länder hatten sich für das Projekt beworben — Rumänien gewann den Zuschlag und gehört nun zu den wichtigen Akteuren, sagt Nicolae Zamfir: Wir versuchen, hier auch die Grundlagen für das künftige Forschungsinstitut ELI-ERIC zu setzen, eine neuartige Konstruktion, die neulich vom Europäischen Parlament genehmigt wurde und nach europäischen Vorschriften arbeiten soll. Wir hoffen, dass auch Deutschland dem Konsortium beitritt — denn neben Rumänien, Ungarn und Tschechien, wo Teile der Anlage stehen, brauchen wir auch die anderen Partnerländer — es geht um ihre wissenschaftliche Kompetenz, aber auch um ihre Finanzmacht. Wir stellen uns darauf ein, dass die gesamte europäische Forschungscommunity an den Experimenten hier teilnehmen wird“, sagt der Projektleiter.
Die ELI-LP ist für Rumänien, aber auch für die EU bemerkenswert — Gunther Krichbaum, der Chef des Europaausschusses im Deutschen Bundestag, besuchte das Zentrum in Măgurele und betonte, wie wichtig solche Projekte für die Wettbewerbsfähigkeit der EU im Verhältnis zu den USA, Japan oder China sind: Ich glaube, es ist eine riesige Chance. Ich habe das Engagement der Beteiligten bemerkt und das ist wahrscheinlich nur der Anfang. Weitere Projekte könnten folgen, denn Rumänien hat gut qualifizierte Fachkräfte und gute Universitäten. Es ist eine Möglichkeit, den Brain Drain zu vermeiden, denn das sind gute inländische Perspektiven für gut ausgebildete Leute“, so Krichbaum.
Von der Forschungsarbeit in Magurele könnten Physik, Astronomie und Medizin schöpfen. Schon 2010 listete ein Weißbuch der Laseranlage über 200 mögliche Versuche auf. Einige haben mit der Krebsheilung zu tun, andere mit der Entwicklung strahlensicherer Kleidung für Astronauten auf dem Weg zum Mars. Für Rumänien als Gastgeberland der Anlage bedeutet das eine Verbesserung des Stellenwerts der nationalen Forschungsarbeit, eine bessere Einbindung in die europäischen und internationalen Forschungsverbunde und einen wichtigen Transfer von Technologie, aber auch Chancen für konkretes Wirtschaftswachstum — denn neue Investoren werden an Parks für die Entwicklung von Industrie, Technik und Forschung interessiert sein.