Nato treibt Stärkung der Ostflanke voran
Die Nordatlantische Allianz hat nach dem Ukraine-Konflikt und der Krim-Annexion durch Russland im März 2014 Maßnahmen für die Verstärkung der Ostflanke getroffen.
Corina Cristea, 04.11.2016, 17:37
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat auf dem Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel den Beitrag der NATO-Staaten begrüßt, die 2017 vier Bataillone in die drei baltischen Staaten und nach Polen entsenden. Er fügte hinzu, die Nordatlantische Allianz, beabsichtigte nicht, zu provozieren, sondern wolle Konflikten mit Russland vorbeugen. Es geht um die Entsendung von insgesamt 4000 Soldaten, eine Maßnahme, die im Sommer beim NATO-Gipfel in Warschau beschlossen wurde. Einige Länder haben ihre Bereitschaft bestätigt, Bodentruppen, See- und Luftkräfte nach Rumänien zu schicken, um die Nato-Präsenz in der Schwarzmeerregion zu verstärken. Es geht um Kanada, Deutschland, die Niederlande, Polen, die Türkei und die USA“, erklärte der Generalsekretär des Militärbündnisses Jens Stoltenberg. Die Konfrontationspolitik Russlands bringe die Nordatlantische Allianz dazu, im Osten aufzurüsten. Deshalb haben mehrere Staaten beschlossen, an der Konsolidierung der Ostflanke teilzunehmen, sagte für Radio Rumänien Professor Dr. Stan Petrescu von der Nationalen Informations-Akademie. Stan Petrescu meint, wir befinden uns in einer Periode, in der der Informationskrieg globale Dimensionen erreicht hat; dieser Hintergrund mache die Verstärkung der Nato-Präsenz in der Region notwendig:
Die Philosophie der Nordatlantischen Allianz ändert sich. Wir beziehen uns auf die Südost-Flanke, aber auch auf die Schwarzmeerregion. Russland hat seine Anwesenheit im Schwarzen Meer verstärkt, so dass es sich fast zu einem russischen See entwickelte. Andererseits sollten wir Putins Erklärungen nicht vergessen, in denen er behauptet, dass Russland sein nationales Interesse, sein Sicherheitsinteresse verteidige. Niemand kann ihn daran hindern, Russlands Westgrenze zu stärken.“
Somit befinde sich Europa und Russland in einer Vorkrisenperiode, Bodentruppen und Panzerdivisionen seien bereits in Position und hinzu kommen mobile, speziell ausgebildete Sondertruppen, meint Professor Petrescu:
Aus unserer Sicht, also aus der Sicht der Militärs, finden an der russischen Westgrenze und an der NATO-Ostgrenze Änderungen der Einsätze statt. Der informationelle Krieg hat globale Formen erreicht. Die Russische Föderation übt Druck aus, und das nicht nur durch ihre Propagandaelemente, durch das digitale Fernsehen, Internet oder andere Netzwerke, sondern auch durch einen psychologischen Krieg. Dieser Hybridkrieg hat eine ganz neue Dimension, er besteht aus kräftigen Propagandakanälen und aus Sondertruppen, die keine Abzeichen tragen. Diese obengenannten Kräfte sind gewohnt, Überraschungssituationen zu schaffen, was schon passiert ist. Putins Stimme wurde lauter und er stellte sein Sicherheitsinteresse in den Vordergrund und niemand kann ihn stoppen, seine Truppen zu organisieren und Einsätze außerhalb der Landesgrenzen durchzuführen. Blicken wir mal nach Syrien, wo Russland durch den Flugzeugträger »Kusnezow« sich einen regelrechten Brückenkopf eingerichtet hat. Putin hat der Welt bewiesen, dass er über militärische Macht verfügt. Das russische Militär wurde aufgestockt, besonders die Intelligence-Dienste, und ich meine hier sowohl die offensiven Einsätze, also Spionage, als auch die defensiven, also die Abwehr.“
Die NATO-Verteidigungsminister haben in Brüssel Beschlüsse für die Intensivierung der Ausbildung getroffen. Ein gemeinsames Trainingszentrum soll aufgebaut werden. Beschlossen wurde auch die Stärkung der NATO- Luftkraft im Süden der Ostflanke sowie die Nutzung der Luftstützpunkte in Rumänien und Bulgarien für Beobachtungsmissionen am Schwarzen Meer. Das Maßnahmenpaket zur NATO-Präsenz im Schwarzen Meer soll im Februar genehmigt werden.
Indessen haben die britischen Behörden ihren Beschluss hervorgehoben, im Jahre 2017 Typhoon-Kampfflugzeuge der Royal Air Force nach Rumänien zu schicken, um an Missionen der Luftpolizei teilzunehmen und sich gemeinsam mit den rumänischen Luftstreitkräften an Ausbildungsaktivitäten zu beteiligen.