„Im Dienste der Einwohnerinnen und Einwohner“: Rumänische Gemeinschaft zeigt starke Präsenz in Wien
Ramona Miletic, Bezirksvorsteher-Stellvertreterin im 11. Wiener Bezirk Simmering, spricht über die rumänische Gemeinschaft, Migration und die aktuellen Herausforderungen in ihrem Zuständigkeitsbereich in der österreichischen Hauptstadt.
Radio România, 16.08.2023, 14:47
In der österreichischen Bundeshauptstadt Wien lebt eine zahlenmäßig nicht unbedeutende rumänische Gemeinschaft. Im 11. Wiener Bezirk Simmering ist mit der orthodoxen Sankt-Andreas-Kirche auch eine Begegnungsstätte für aus Rumänien stammende Menschen entstanden. Und schließlich ist eine gebürtige Rumänin auch in der örtlichen Politik sehr aktiv. Unsere freie Mitarbeiterin Irina Radu hat in Wien dazu recherchiert und einen Beitrag für unseren Sozialreport beigesteuert.
Laut einer Studie des Österreichischen Integrationsfonds sind Rumäninnen und Rumänen derzeit nach den deutschen Staatsangehörigen die zweitgrößte Gruppe der in Österreich lebenden Ausländerinnen und Ausländer. Von den in Rumänien geborenen Personen lebt der größte Anteil in Österreich in Wien, nämlich 27,5 %, gefolgt von 19,5 % in Niederösterreich und 19,3 % in Oberösterreich.
Ständiger Austausch mit der rumänischen Gemeinschaft in Wien
Ich bin im Austausch mit den rumänischen Vertretungen in Österreich — mit der rumänischen Botschaft, dem Konsulat. Wir versuchen immer, Lösungen für die Probleme zu finden. Die Menschen kommen mit Fragen zu uns in die Bezirksvorstehung, und wir schauen, wie wir helfen können. Letztes Jahr haben wir mit der Magistratsabteilung 17, die für Integration und Diversität zuständig ist, eine Informationsveranstaltung zum Thema Aufenthaltstitel organisiert. Weitere Veranstaltungen werden folgen, unter anderem zum Thema Arbeitsrecht“, sagt Miletic.
Entwicklung durch Teilhabe der Bevölkerung
Die Bezirksvorstehung Simmering ist stets mit Projekten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Umweltschutz und Freizeitgestaltung für Jugendliche und Senioren befasst. Im Herbst werden wir einen neuen Bildungscampus mit Kindergarten und Volksschule eröffnen. Wir konnten in diesem Jahr ein Zentrum für medizinische Versorgung eröffnen. Wir hoffen, ein zweites solches Zentrum in der Gegend von Kaiser-Ebersdorf zu haben“, meint die Bezirksvorsteher-Stellvertreterin.
Im Bezirk Simmering gibt es laut Miletic auch einen Umweltausschuss, wo man sich die grünen Zonen oder Hitze-Hotspots anschauen kann. Es gebe einen Hitze-Hotspot in der Svetelskystraße 10 — man wird im Herbst dieses Jahres 1700 Quadratmeter Beton entsiegeln und 1400 Quadratmeter Grünfläche mit Wasserelementen einbauen. Die Fertigstellung sei nächstes Jahr geplant. In Sachen Verkehr wurde kürzlich in der Etrichstraße ein Zweirichtungsradweg für Radfahrerinnen und Radfahrer angelegt.
Die Vermittlung von Kultur steht bei der Bezirksvorstehung in Simmering immer auf der Tagesordnung. Der Herderpark ist auch Austragungsort des Wiener Kultursommers, bei dem mehrere Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Herkunft auftreten. Wir haben ein eigenes Budget von 13 Millionen Euro zu verwalten, wovon die Hälfte in Schulsanierungen, Parks, Kultur und Verwaltung fließt“, sagt Ramona Miletic.
Alle Bewohnerinnen und Bewohner haben ein Wort mitzureden, wenn es um die Entwicklung des Bezirkes Simmering geht. In die Arbeit der Bürgerinnenbeteiligungkomission fließen die verschiedenen Wünsche und Ideen der Bezirksbewohnerinnen und -bewohner ein. Außerdem hat das Jugendparlament ein Volleyballfeld beantragt, das in diesem Jahr in Betrieb genommen werden soll.
Schengen-Beitritt Rumäniens
Über 30 Prozent der heutigen Bevölkerung in Simmering habe laut Miletic einen Migrationshintergrund. Viele Bewohnerinnen und Bewohner kommen unter anderem auch aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei, dem Iran, oder Afghanistan.
Beim EU-Innenministerrat in Brüssel am 8. Dezember 2022 blockierte Österreich den Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum Schengen-Raum. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sprach sich daraufhin in einem offenen Brief klar für den Schengen-Beitritt Bulgariens und Rumäniens aus. Ich unterstütze Rumänien voll und ganz und ich bin froh, dass Bürgermeister Ludwig sehr schnell reagiert hat. Damals gab es Unmut in der rumänischen Gemeinschaft, weil wir eine sehr enge Beziehung zu Österreich haben. Der Bürgermeister unterstrich, dass die Rumäninnen und Rumänen sehr wichtig für die Wirtschaft und die Kultur sind. Wir hoffen, dass Rumänien bald dem Schengen-Raum beitreten kann“, erklärt Miletic.
Nah an den Menschen
Schließlich spricht Ramona Miletic über ihre früheren Erfahrungen in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs — Im Jahr 2012 konnte man im Rahmen eines Tages der offenen Türen das Parlament besuchen. Ich konnte mit einigen Parteienvertreterinnen und -vertretern sprechen und habe ihre Ansichten kennengelernt. Von der Ideologie her fühlte ich mich der SPÖ näher, weil diese Partei für die Menschen da ist. Ich habe ehrenamtliche Tätigkeiten wie das Verteilen von Zetteln durchgeführt und an Ausschüssen teilgenommen. Am besten gefallen mir die Verteilaktionen, weil man dort die Möglichkeit hat, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern mitzureden“, meint sie.
In den letzten fünf Jahren war ich sehr aktiv in der Partei. Ich hatte die Ehre, von Kolleginnen und Kollegen gefragt zu werden, ob ich die Rolle der Bezirksvorsteher-Stellvertreterin übernehmen will. Ich und wir kämpfen für Akzeptanz, und wir sollten unabhängig von unserer Herkunft, dem Land, der Sprache, der sexuellen Orientierung oder der Religion akzeptiert werden. Wir sind alle Menschen, und wir alle haben das Recht, mit Respekt behandelt zu werden.“
Mit ihren rumänischen Wurzeln im Hinterkopf kümmert sich Ramona Miletic um die Bedürfnisse aller Bewohnerinnen und Bewohner des 11. Wiener Bezirkes Simmering.
Irina Radu